Ausbruch aus der Komfortzone

Living in a Box: Die Oltnerin Syléna Vincent und die St. Gallerin Chantal Hediger laden die Besucherinnen und Besucher am Freitag, 17. und Samstag, 18. Januar in die «Box» im Oltner Schauraum ein, damit sie den Schritt zu etwas Neuem wagen.

Sitzen in der Box und Kunst von allen Seiten geniessen. Dies verlangt von den beiden Künstlerinnen Chantal Hediger (l.) und Syléna Vincent viel Koordination der verschiedenen Abläufe. (Bild: Diego Frei)
Sitzen in der Box und Kunst von allen Seiten geniessen. Dies verlangt von den beiden Künstlerinnen Chantal Hediger (l.) und Syléna Vincent viel Koordination der verschiedenen Abläufe. (Bild: Diego Frei)

Das neue Jahr ist noch jung und manch einer hat zum Jahreswechsel einen oder mehrere Vorsätze gefasst. Mehr Sport zu treiben, Gewicht zu verlieren, aufhören zu rauchen oder sich beruflich zu verändern gehören zu den Klassikern der Neujahrsvorsätze. Auch die beiden Künstlerinnen Syléna Vincent und Chantal Hediger möchten mit ihrer Kunst-Installation «Living in a box» dazu motivieren, etwas Neues zu wagen.

Künstlerinnen bespielen die Box

Die «Box» ist in Wirklichkeit ein Quadrat mit einer Fläche von 36 m². Umrundet wird diese von Vorhängen. Auf der Fläche, innerhalb der Vorhänge warten 36 Stühle auf kulturinteressierte Besucherinnen und Besucher. Die 41-jährige Oltner Singer-Songwriterin und Poetin Syléna Vincent und die 45-jährige Kunstmalerin und Schauspielerin Chantal Hediger stehen jedoch nicht, wie üblich auf einer, sondern auf vier verschiedenen Bühnen rund um das Quadrat. Dabei entscheiden die Künstlerinnen mit dem Ziehen oder Verschliessen der Vorhänge darüber, ob sie von den 36 Personen gesehen oder nur gehört werden sollen. «Wir bespielen abwechselnd oder zeitgleich eine bis vier Bühnen und verwandeln dabei das Thema «Alltag» in ein berührendes Erlebnis», schreiben die Künstlerinnen in ihrem Flyer. Die Kunstformen reichen dabei von Malerei und Musik über Klang- und Stimmwelten bis zur Poesie und Schauspielerei.

Befruchtende Zusammenarbeit

«Die Idee für eine Show, bei der die Leute nicht nur Kunst von einer Bühne, sondern ein Rundumerlebnis geniessen können, trage ich bereits einige Jahre mit mir herum», erzählt Vincent. Zuerst habe sie nur an Musik gedacht. Doch durch die Zusammenarbeit im Jahr 2017 mit der Kunstmalerin Chantal Hediger, die für dieses Projekt erstmals live zu Vincents Musik grosse Wandbilder malte, kamen neue Ideen hinzu. Kennen gelernt hatten sich die beiden Frauen einst während ihrer Arbeit beim Fernsehsender Tele M1, wo Hediger vor und Vincent als Produzentin hinter der Kamera stand. Im Jahr 2018 probierten die beiden Künstlerinnen verschiedene Möglichkeiten aus und zogen sich schliesslich für vier Tage nach Les Rasses im Kanton Jura zurück, um die einzelnen Ideen und Kunstformen zu einem Programm zusammenzufügen.

Proben und Streetart

Im März des vergangenen Jahres hat das Duo mit den Proben begonnen, denn es mussten noch einige Punkte ausgearbeitet werden. Syléna Vincent führte beispielsweise drei Interviews zum Thema Alltag oder tüftelte gemeinsam mit ihrem Freund an einer Konstruktion, damit die Vorhänge rund um das Quadrat aufgehängt werden können. Um auf ihr Kunst-Projekt «Living in a box» aufmerksam zu machen, waren die beiden Künstlerinnen ausserdem im vergangenen Jahr zwei Mal in Olten unterwegs und fragten Passanten, ob sie Zeit hätten für eine intensive Begegnung. Mit der Person auf einem Stuhl vis-à-vis führte Vincent ein kurzes Gespräch und spielte anschliessend ein Lied, während Hediger den Passanten skizzierte. «Dabei sind magische Momente entstanden, die jedoch für das Gegenüber nicht immer einfach zum Aushalten waren», erzählt Vincent, die der Person während des Songs tief in die Augen blickte. «Wir haben gemerkt, dass diese Form eine Art Entschleunigung für das Gegenüber darstellt, aber auch uns guttut. Deshalb möchten wir die Streetart auch in diesem Jahr wiederholen», erzählt Vincent, die sich in ihren Arbeiten meist den Themen Zeit und Überlastung annimmt. So auch in ihrem Projekt aus dem Jahr 2016 «Pull down your mask», in dem die Künstlerin das Masken-Tragen in der Gesellschaft in Frage stellt.

Die Komfortzone verlassen

«Wir möchten die Besucherinnen und Besucher ermutigen, sich auf die Box einzulassen, ihren Blick zu wechseln und damit ihre Komfortzone zu verlassen», betont Vincent. Doch nicht nur die Besucherinnen und Besucher sollen sich dem Thema Komfortzone widmen, sondern auch die Künstlerinnen selbst mussten sich bei der Arbeit an «Living in a box» ihren Ängsten stellen. Für Schauspielerin Chantal Hediger, die vor zehn Jahren eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin absolvierte, sei es beispielsweise nicht einfach gewesen, darauf zu vertrauen, dass sie während der 50-minütigen Vorstellung basierend auf ihren Gefühlen und der Stimmung in der «Box» ein Bild malen könne, erzählt Vincent. Hedigers Bilder sind eine Mischung zwischen Abstraktion und figurativer Malerei und sie beschäftigt sich darin mit dem Weg aus der Komfortzone hinaus zum Neuen. Vincent ihrerseits hat einige Kompositionen für die «Box» geschrieben. «Der Song «Change the world» ist bereits 2008 entstanden, doch er passte weder auf die beiden erschienen Alben noch in spätere Arbeiten. Nun nach ein paar Anpassungen ist er absolut stimmig», freut sich die Oltnerin. Alles zu seiner Zeit.

Zeit für mutige Entscheidungen

«Wir haben jeden Tag 1’000 Möglichkeiten etwas zu wagen oder unsere Träume zu verwirklichen, doch oftmals verstecken wir uns hinter unseren Ängsten bis die Träume zerplatzen. Die Lösung liegt darin, die eigenen Gedanken zu verändern und mit dem Herz zu agieren», ist Vincent überzeugt und fügt an: «Wenn wir unser Gärtli verändern, dann verändert sich auch alles rundum.» Doch es braucht stets einen Anfang für etwas Neues und mutige Entscheidungen. Einige werden den Besuchern in der «Box» abgenommen, aber längst nicht alle. Eine Schallplatte auf jedem Stuhl ermöglicht es den Zuschauenden und Zuhörenden, sich leicht in die gewünschte Richtung zu drehen. Welche das sein soll, entscheidet jedoch jeder für sich selbst. Eine Anmeldung für die Box ist notwendig, da es nur 36 Plätze gibt, doch den Austrittspreis legt jeder Besucher für sich selbst fest. «Wir sind sehr gespannt auf die ersten Durchführungen in Olten. Ziel wäre es, die Box in verschiedenen Kantonen aufzustellen und diese auch für Events anzubieten», so Vincent.

Living in a Box
Freitag, 17. und Samstag, 18. Januar, jeweils 18 und 20.30 Uhr
Schauraum Olten
Weitere Infos und Reservation unter:

<link http: www.livinginabox.art>www.livinginabox.art

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