Auf Du und Du mit den Bären Alaskas

David Bittner Am Mittwoch, 20. Januar macht der Biologe und Bärenforscher Dr. David Bittner mit seinem zweiten Bären-Vortrag im Stadttheater Olten Halt.

Am Mittwoch, 20. Januar zeigt David Bittner noch mehr spannende Fotografien und erzählt in seiner sympathischen Art von seinen Begegnungen mit den Bären. Auf dem Foto ist er mit Luunie zu sehen. (Bild: ZVG)
Am Mittwoch, 20. Januar zeigt David Bittner noch mehr spannende Fotografien und erzählt in seiner sympathischen Art von seinen Begegnungen mit den Bären. Auf dem Foto ist er mit Luunie zu sehen. (Bild: ZVG)

Vor 14 Jahren entdeckte der im Berner Oberland aufgewachsene David Bittner eher zufällig die Liebe zu den Bären. Mit 25 Jahren erfüllte sich der Biologiestudent einen Kindheitstraum und reiste nach Alaska, um die Lachse während ihrer Laichwanderung zu beobachten. Neben den Lachsen entdeckte Bittner auf der Insel Kodiak die gleichnamigen Bären. Damals mit seinem Kajak in der unberührten Wildnis unterwegs überraschte er eine Bärenmutter mit ihren Jungen. Den Angriff überstand der damals 25-Jährige, abgesehen von einem gehörigen Schrecken, unbeschadet. Trotzdem wollte er nur noch weg von der Insel, doch er hatte sich erst einige Wochen später mit dem Piloten des Wasserflugzeuges verabredet und kein Satellitentelefon dabei. Erst ein folgendes Schlüsselerlebnis, bei welchem sich ein Bär vor seinen Füssen zum Schlafen hinlegte, sollte seine Bedenken zerstreuen sowie Faszination und Liebe wecken. Seither reist Bittner jedes Jahr, manchmal auch in Begleitung, für zwei bis drei Monate in die Wildnis Alaskas, um «seine» Bären zu beobachten.

Der Bär - kein Kuscheltier

«Seine» Bären, das sind Bala, Berta, Balu, Luna, Luunie, Hugo und Oliver. Eine Handvoll Tiere, die er teilweise bereits seit der ersten Reise kennt. Und erkennen ihn die Bären wieder? «Früher beantwortete ich die Frage rein wissenschaftlich mit Nein. Heute, nach der langen Zeit, kann ich bei dieser Handvoll Bären die Frage mit einem klaren Ja beantworten», erzählt Bittner lächelnd. Diese Bären sind es auch, die sich teilweise bis zu einem Meter nähern. «Allerdings sind Bären Wild- und keine Kuscheltiere», betont der Biologe und fügt sogleich einige Verhaltensregeln an: «Das Tier nähert sich mir und nicht umgekehrt. Zudem habe ich aus Überzeugung und sicherlich auch wegen meiner Tätigkeit als Biologe stets dem Reiz widerstanden, die Tiere zu berühren. Dies ist für mich eine symbolische Grenze.» Und selbstverständlich hat der Bärenforscher auch seinen Pfefferspray und eine Fackel griffbereit, denn fremden und insbesondere jungen Bären ist mit Vorsicht zu begegnen. «Ich kann vieles inzwischen von der Körpersprache der Tiere ablesen. Junge Bären sind teilweise sehr frech, da hilft aber manchmal bereits eine tiefere Stimme, um sie zu verscheuchen.». Selbstverständlich bleibe ein Restrisiko. «Es ist mir jedoch wichtig fest- zuhalten, dass mein Reisebedürfnis nicht auf dem Kick eines Extremreisenden begründet ist. Ich habe auch keine spezielle Fähigkeit. Jeder kann grundsätzlich eine solche Reise absolvieren oder in Kontakt mit Bären treten. Selbstverständlich unter Berücksichtigung von gewissen Verhaltens- regeln», stellt Bittner klar, der sich auch heute noch vor einem fremden Bären fürchtet. Dies sei wichtig und sorge für den nötigen Respekt.

Neuer Vortrag und neues Buch

Nachdem David Bittner 2009 an der Universität Bern promovierte, 2010 sein erstes Buch «Der Bär – Zwischen Wildnis und Kulturlandschaft» veröffentlichte, 2010 für seine Forschungsarbeit über die Felchen den renommierten Berner Umweltforschungspreis erhielt und mit seinem ersten Fotovortrag durch die Schweiz tourte, ist nun im vergangenen September sein zweites Buch «Unter Bären in Alaska» erschienen. Zudem startete er dieser Tage seine zweite Fotovortrags- tournee. «Weder für das Buch noch für den zweiten Vortrag «Unter Bären 2» ist es nötig, die vorgängigen Geschichten zu kennen. Beim neuen Buch habe ich jedem Bären ein eigenes Kapitel mit vielen Fotos gewidmet», erklärt Bittner. Seit 2010 führt er während ein bis zwei Wochen pro Jahr Bärenreisen für maximal acht Teilnehmer durch und koppelt diese sogleich mit seinem eigenen Aufenthalt. Dieses Jahr soll nun vorerst die letzte begleitete Reise stattfinden. Im vergangenen Jahr habe er viel Zeit in das neue Buch und den Vortrag investiert. Zudem sei die Zeit neben seiner Arbeit bei der Sektion Jagd und Fischerei der kantonalen Verwaltung im Aargau und seiner Familie ein knappes Gut. «Es hat mir stets Spass bereitet meine Freude an dem Land und den Bären auf diesen Reisen weiterzugeben», so Bittner. Angesprochen auf den Tourismus meint der zweifache Familienvater: «Es ist tatsächlich eine Gratwanderung. Es hat sich eine Art Öko-Tourismus entwickelt und selbstverständlich sind meine vielen Flüge und der damit verbundene ökologische Fussabdruck immens. Ich hoffe jedoch, dass ich mit meiner Aufklärungs- arbeit über den Bären wieder etwas zurückgeben kann. Ausserdem bin ich der Meinung, dass ein kontrollierter Tourismus sinnvoll, der Massentourismus jedoch tödlich für die unberührte Wildnis wäre.»

Bär in der Schweiz

Ein friedliches Nebeneinander mit dem Bären sei auch in der Schweiz möglich, ist Bittner überzeugt. Man müsste jedoch bereit sein, ein bisschen Freiheit abzugeben. Er verstehe das wichtigste Argument der Behörden: «Was ist, wenn etwas passiert?» Und er stimme auch zu, dass beispielsweise der Bär JJ3 entfernt werden musste. Aber wieso gleich abschiessen? Seine Erfahrungsjahre hätten ihm gezeigt, dass sich auch ein Bär über die Jahre und mit zunehmendem Alter entwickle und verändere. So teile er die Aussage nicht «Einmal Problembär, immer Problembär!» «Wir hätten in der Schweiz genug Platz einen grossen Wildpark einzurichten, in welchem sich auch Besucher, jedoch erst nach genauer Instruktion, aufhalten könnten. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Bär eine Daseinsberechtigung hat, denn schliesslich haben wir ihn vertrieben!»

Vatersein sorgte für Veränderungen

Ob sich sein Reiseverhalten in den Jahren und nun als zweifacher Familienvater verändert habe? «Ja», schmunzelt Bittner. «Heute habe ich einen besseren Elektrozaun und ein grösseres Zelt, doch trotzdem ist es noch immer so, dass ich kein festes Dach über dem Kopf und kein warmes Wasser habe und es auch im Sommer sehr kalt wird. Selbstverständlich freue ich mich dann jeweils auf eine warme Dusche und ein gutes Essen. Doch ich möchte sowohl meine Zeit in der Wildnis als auch das Leben in der Schweiz nicht missen», erzählt Bittner schmunzelnd und fügt an: «Auch habe ich früher Dinge gemacht, beispielsweise ungesichert eine Bärenhöhle zu erkunden, die ich heute nicht mehr riskieren würde und der Abschied von meiner Familie fällt mir je älter meine Töchter werden immer schwerer.» Seine Mädchen seien denn auch durch viele Bärenfotos an den Wänden und unzählige Bärenplüschtiere geprägt worden. «Meine vierjährige Tochter Leonie fragt regelmässig, ob sie mich nach Alaska begleiten könne. Doch die Wildnis ist kein Spielplatz. Aber ich freue mich sehr auf den Tag, an welchem die ganze Familie zu «unseren» Bären reisen kann.» Bis dahin hat der Bärenforscher noch viele Ideen wie die Durchführung von Kindervorträgen in seinem Rucksack. Ein grosser Traum wäre auch die Arbeit an einem offiziellen Bärenforschungsprojekt.

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.
Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…