Amerikanische Musik mit Schweizer Wurzeln

Im Gespräch Martin Schaffner macht schon sein Leben lang Musik. Sie war die Konstante auf den unterschiedlichen Stationen, welche sein Leben bot. Anfang Januar ist sein aktuelles Album «Rising Tide» erschienen.

Martin Schaffner gab am 29. Januar ein spontanes Konzert im Innenhof der Buchhandlung Klosterplatz in Olten. (Bild: ZVG)
Martin Schaffner gab am 29. Januar ein spontanes Konzert im Innenhof der Buchhandlung Klosterplatz in Olten. (Bild: ZVG)

Während des Gesprächs hält Martin Schaffner auf einmal inne und sucht etwas in seiner Tasche. Kurz darauf holt er ein Exemplar seines Albums hervor und legt es stolz auf den Tisch. «So sieht die CD übrigens aus», ergänzt der 62-jährige, als er das Cover aus der Kunststofffolie befreit. Das Album besteht aus zwei CDs. Auf der linken Seite ragt das Griffbrett einer akustischen Gitarre aus dem Meer, eine Anspielung auf den Titel seines Werkes «Rising Tide». Auf der rechten Seite ist das historische Flugzeug Blériot XI zu sehen, welches durch dunkelgraue Wolken fliegt.

Diese zweite CD enthält drei Songs auf Mundart, die anderen sind auf Englisch. Die Lieder erinnern an Folk und Country und vermitteln ein Gefühl, als wäre man in den Südstaaten der USA. Martin Schaffner erzählt zu fast allen Songs eine Geschichte. «Dieses Lied habe ich für meine Frau geschrieben. Und der Text zu diesem Song ist entstanden, als ich mit meinem Sohn im Bally-Park spazieren war», schildert Schaffner, als er mit seinem Zeigefinger auf die Titel «24 Years» und «In The Park» tippt. Manche Lieder hat er bereits in seiner Jugend geschrieben und für das aktuelle Album neu aufgenommen.

Lehrer, Journalist, Hausmann

Martin Schaffner ist in Anwil im Kanton Basel-Landschaft aufgewachsen und schloss Anfang zwanzig den «Semer», also das Lehrerseminar, ab. Allerdings arbeitete er nur hie und da als Stellvertretung auf diesem Beruf. «Bei den Lehrern ist es immer das gleiche Problem: Entweder es hat zu viele oder zu wenige. Damals hatte es zu viele», lacht er. Doch davon liess sich Schaffner nicht entmutigen und stieg nach einigen Teilzeitstellen im pädagogischen Bereich in den Journalismus ein. Dort arbeitete er teils als freier Mitarbeiter oder auch mal fest angestellt. Daneben war Schaffner grösstenteils für die Kindererziehung von Tochter und Sohn verantwortlich. Seine Frau arbeitete Vollzeit. Sie steckte noch mitten im Studium und baute sich später ihre Anwaltskanzlei auf.

Auch im Journalismus hat es Schaffner nur einige Jahre gehalten. «Mich hat frustriert, dass ich die aufwendigen Recherchen, welche mich besonders interessierten, in meiner Freizeit machen musste. Dabei sind diese Themen so wichtig. Das fand ich sehr schade», moniert der Wahloltner. Mittlerweile führt er seit rund zwanzig Jahren seine eigene Webagentur. Nach Abschluss einer Weiterbildung an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten im Jahr 2004 konnte er in dieser Branche Fuss fassen. In seiner Agentur kann Schaffner unter anderem seine kreativen Fähigkeiten im Schreiben ausleben.

Die Musik als Konstante

Was Schaffner dafür in seinem Leben konstant begleitet hat, ist die Musik. Als Junge fing er an, klassische Gitarre zu spielen. Songs schrieb er allerdings erst viel später, und auch das Singen hat er erst im Erwachsenenalter für sich entdeckt, denn das brauchte viel Überwindung. Schaffner wurde klar, dass er selbst Songs schreiben muss, damit er ein Musiker werden konnte. Daher war er früher immer mit seinem Notizbuch unterwegs, damit er Besonderheiten aus seinem Alltag aufgreifen konnte. «Songs von anderen Künstlern nachzusingen, macht einen noch nicht zum Künstler. Lieber scheitert man mit etwas eigenem, als dass man etwas nachahmt und damit erfolgreich wird», meint er. Trotzdem fand er anfangs den Zugang zur Bühnenperformance mit seiner Cover-Band. «Es bot mir einen guten Einstieg in die Musikwelt. So konnte ich das Handwerk der Performance lernen und spüren, was dem Publikum gefällt.» Auch in seinen jungen Jahren veröffentlichte er bereits seine eigene Musik, allerdings waren das nur vereinzelte Stücke.

Martin Schaffner stellt sich selbst nicht ins grosse Rampenlicht, wenn er von seiner Musik erzählt. Er ist zurückhaltend und mit seinen kleinen Erfolgen zufrieden, welche für ihn eine grosse Bedeutung haben. «Ein solch kleiner ‹grosser› Erfolgsmoment war für mich, als mein Sohn mit fünf Jahren ein Kindergartenlied gesungen hat, das nun seit mehr als 20 Jahren häufig heruntergeladen wird. Manche Kindergartenlehrerinnen fragen mich heute noch nach den Noten, welche ich zum Zilly-Lied geschrieben habe.»

Das aktuelle Album, welches am 7. Januar erschienen ist, ist das erste, hinter dem er mit Überzeugung stehen kann. Er habe sich allerdings lange überlegt, ob er dieses Album wirklich veröffentlichen möchte. Letztendlich war aber die Neugier grösser als die Zweifel. Er wollte wissen, wie dem Publikum sein Werk gefällt. Die CD wurde während eines Lockdowns aufgenommen, daher haben er und die weiteren Künstler die Musik jeweils zuhause aufgenommen. So sind die Werke umhergereist, zum Teil auch nach Amerika, bis schliesslich «Rising Tide» vollendet war. «Die Produktion hat Spass gemacht, alles andere kann man nicht erzwingen. Das Album ist gerade erst erschienen, wer weiss, welche Wellen es vielleicht noch schlagen wird.»

Auch zukünftig wird sich Martin Schaffner weiterhin an seiner Leidenschaft erfreuen. «Jeder Mensch hat ein paar gute Ideen in seinem Leben zugute. Ich hoffe, dass ein paar meiner besten Ideen in Form von Songs noch kommen. Mit meinem aktuellen Album bin ich bereits sehr zufrieden. Aber wer weiss, vielleicht kommen ja noch mehr dazu?», schmunzelt er. Beim Aufstehen schliesst er sorgfältig das Cover seines Albums, welches die vielen Stationen seines Lebens mit atmosphärischen Gitarrenklängen untermalt.

 

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