«Acht ist die Zahl der Unendlichkeit»

Sue Baer-Cerullo ist Doppelbürgerin mit Doppelnamen. Im Gespräch verrät sie, weshalb ihre Armbanduhr gelegentlich piepst.

«Ich bin ein Bewegungsmensch», sagt die Oltnerin mit den tätowierten Armen, die eine Kombination aus Wandern, Fotografie, Natur und Sport liebt. (Bild: ZVG)
«Ich bin ein Bewegungsmensch», sagt die Oltnerin mit den tätowierten Armen, die eine Kombination aus Wandern, Fotografie, Natur und Sport liebt. (Bild: ZVG)

Vom Briefkasten der Familie Baer-Cerullo herab blickt ein kunstvoll gestalteter, eiserner Bär. Daneben ist eine Skulptur in Herzform platziert. «Die Bärenfigur steht symbolisch für meinen Nachnamen Baer, das Herz signalisiert «Herzlich Willkommen»», erklärt die Oltnerin, Hobbyfotografin, Buchhalterin und Fitnessinstruktorin. Den Spitznamen «Sue» hat sie sich selber gegeben. «Susie, Susle, Susanne. Es gibt so viele Versionen meines Namens. Sue ist die Kürzeste, das kann man nicht «verhunzen», erklärt sie lachend. In ihrem Leben hat vieles einen tieferen Sinn, eine verborgene Symbolik. So auch die Tattoos auf ihren Armen. «Wenn ich etwas auf meine Haut bringe, muss es etwas mit meinem Leben zu tun haben. Als Kunstwerk nahe am Körper ist ein Tattoo nahe bei mir.» Ein Silver Fern und Maori-Motive zeugen von Baers Faszination für Neuseeland. Bereits acht Mal hat sie das Land mit den unendlichen Weiten schon bereist. «Ich mache in der Schweiz ein Loch und komme auf der anderen Seite der Erdkugel in Neuseeland wieder raus», scherzt sie und erzählt eine witzige Tatsache: «Aufs neue Jahr stossen die Neuseeländer zwölf Stunden früher an als wir Europäer.» Ein weiteres Tattoo auf ihrem Arm zeigt einen Baum im Glas, versehen mit dem akkurat gestochenen Schriftzug «save». «Es ist eine Aufforderung, die Umwelt zu schützen und zu erhalten», so Baer, die in der Flora und Fauna zu sich selber findet. «Die Natur erdet mich. Sie ist für mich meine Religion.»

Fiat Cinquecento

Geboren ist Baer als Jüngste von drei Geschwistern im Spital Menziken. Aufgewachsen ist sie in Oftringen und gelernt hat sie kaufmännische Angestellte. Lachend erinnert sie sich an eine Begebenheit aus ihrer Kindheit. «Als Neunjährige habe ich meinem italienischen Vater einmal die Zehennägel rot lackiert, während dieser auf dem Sofa ein Nickerchen hielt. Er ist sehr erschrocken, als er aufgewacht ist und seine Füsse gesehen hat.» Ihrem Papa, der als Arbeiter in der Farbfabrik in Zofingen tätig war, verdankt sie das Doppelbürgertum und den Ledignamen Cerullo, den sie nach der Heirat als Doppelnamen behalten hat. «Auch mein Auto ist ein Südländer. Ich fahre einen Fiat Cinquecento, einen Fiat 500» sagt Baer-Cerullo mit einem Schmunzeln. Ihren Geburtstag feiert die 49-Jährige am achten Tag des Monats Juli. «Acht ist die Zahl der Unendlichkeit. Das gefällt mir», sagt Baer und sinniert: «Wäre ich einen Tag früher geboren, hätte ich am Schnapszahlendatum 07.07.1970 das Licht der Welt erblickt.»

Zerfliessen lassen

Eine ihrer grossen Leidenschaften ist Fotografie. «Die Fujifilm X-H1 ist meine treue Begleiterin.» Durch den Kamerasucher zu schauen ermögliche ihr einen anderen Blickwinkel auf ein Motiv und das Leben im Allgemeinen. Durch Langzeitbelichtung lässt Baer zum Beispiel das Wasser eines Baches auf dem Foto scheinbar zerfliessen. Manchmal machte sie sich bereits morgens um vier an den Aufstieg auf einen Berg, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. «Eine Fotografin ist stets dem besten Licht auf der Spur.» Eine ihrer Landschaftsaufnahmen aus der letzten Tour im Inselstaat ist für den Fotokalender 360° Neuseeland 2020 als Motiv ausgewählt worden. «Als ich gesehen habe, dass mein Bild das Deckblatt meines Geburtsmonats Juli ziert, bin ich vor lauter Glück fast umgefallen.»

Geschmeidiger

Sich selbst beschreibt Sue mit den folgenden Eigenschaften: «Fröhlich, sportlich, aufgestellt, impulsiv und weltoffen.» Ein Hobby von ihr ist Sport. «Ich bin ein Bewegungsmensch und kann nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen.» Wie um ihre Aussage zu unterstreichen, piepst in diesem Moment ihre Armbanduhr, um sie daran zu erinnern, dass sie seit einer Stunde inaktiv ist. Als Group Fitness-Instruktorin bringt sie in ihrem Zweitberuf Menschen zum Schwitzen. «Beim Training machst du etwas für dich selber und deine Form. Du wirst beweglicher, geschmeidiger, fitter. Als schöner Nebeneffekt werden Fett und überflüssige Pfunde verbrannt.» Sie selbst turnt gerne möglichst vielseitig, unterrichtet Body Combat, Intervall, Body Balance oder Pilates. «Ich will mich nicht nur auspowern, sondern auch den Körper in eine Dehnbarkeit bringen. Das ist das grosse Ganze von Sport.» In der Freizeit joggt Baer gerne in der Gegend rund um Olten.

Es ist Olten

«Wenn jemand über Olten motzt, komme ich mit Argumenten», sagt Baer energisch, « Olten hat Charme, obwohl Zofingen heimeliger ist. Oltner sind vielleicht etwas zurückhaltender als andere Städter, aber nicht weniger herzlich und offen.» Die Dreitannenstadt bezeichnet sie als ihre Heimat. Die Aare, das Aare-Bistro, das Säli-Schlössli oder kulturelle Events wie die Kilbi würden zeigen, dass Olten viel zu bieten habe. Dies will Baer den Menschen auch durch ihre Fotos verdeutlichen, die sie auf Instagram postet. Viele Aufnahmen wurden in der Dreitannenstadt gemacht. «Dieser wunderschöne Ort auf dem Foto ist in Olten, es ist Olten. Das ist meine Botschaft.»

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