Abnehmen im Frühjahr: Wer es ernst meint, sollte sich beraten lassen
Winterspeck Viele Menschen sagen im Frühjahr ihrem Winterspeck den Kampf an. Ein Fitnesstrainer und eine Ernährungsberaterin erzählen, worauf dabei zu achten ist. Klar ist: Eine allgemein gültige Lösung gibt es nicht.
Die Frühjahreszeit ist für viele Menschen mit einem bangen Blick auf die Waage verbunden – der Dezember, wo auf ein grosses Festessen das nächste folgt, schlägt sich im Körpergewicht nieder und mangelnde Bewegung zeigt sich in dem, was im Volksmund als Winterspeck bezeichnet wird. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die warme Jahreszeit und damit die Badesaison so sicher wie das Amen in der Kirche ist, machen sich viele Menschen daran, ihren Körper auf Vordermann zu bringen, Gewicht zu reduzieren. «Im Frühjahr ist eine Zunahme der Besuche in Fitnesscentern zu beobachten, da viele den Winterspeck loswerden möchten. Das neue Jahr und die länger werdenden Tage motivieren dazu, aktiver zu werden und sich auf Fitness zu konzentrieren», sagt Fitnesstrainer Giaime Territo von Activ Fitness Olten.
Welche Art von Fitness oder Training sich am besten für das Abnehmen eigne? «Die Ausgangslage ist vielfältig und hängt von individuellen Faktoren ab. Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass kombiniertes Training, das sowohl Ausdauer- als auch Kraftübungen beinhaltet, gute Ergebnisse zeigt. Zielführend ist es auf alle Fälle, eine Aktivität zu wählen, die Spass macht und langfristig in den Lebensstil integriert werden kann.»
Persönliche Beratung zählt
Die Produzenten von Smartphones haben die Prominenz des Gesundheitsthemas längst für sich entdeckt, gibt es doch Apps, die Schritte zählen oder einen dazu ermahnen, sich mehr zu bewegen. Giaime Territo sagt dazu: «Apps auf dem Smartphone können eine nützliche Unterstützung für die Überwachung der täglichen Bewegung sein. Auch in unserem Fitnesscenter existiert eine Mitgliederapp, die das Training begleitet. Allerdings sollten sie nicht als alleinige Lösung betrachtet werden.» Es sei wichtig, die Genauigkeit solcher Apps zu hinterfragen und ihre Daten als Ergänzung zu einem umfassenderen Gesundheitsansatz zu betrachten.
Die persönliche Unterstützung von professionell ausgebildetem Personal bleibe von zentraler Bedeutung. Bewegung könne ausserdem nicht losgelöst von Ernährung betrachtet werden: «Die beiden Aspekte sind eng miteinander verflochten und spielen beide eine Schlüsselrolle bei der Gewichtsreduktion. Eine ausgewogene Ernährung, die den individuellen Bedürfnissen entspricht, in Kombination mit regelmässiger körperlicher Aktivität, ist oft die wirksamste Methode, um nicht nur Gewicht zu verlieren, sondern auch einen gesunden Lebensstil zu fördern.»
Gewicht als Risiko
Wer schlank ist, gilt als gesund – nicht selten werden mit Schlankheit auch andere Attribute wie Erfolg oder Schönheit assoziiert. Doch wann ist eine Gewichtsreduktion medizinisch überhaupt angezeigt? Mirjam Gerber ist Ernährungsberaterin am Kantonsspital Olten. Sie sagt dazu: «Meistens sind nebst dem Übergewicht auch andere Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte vorhanden. Durch eine Gewichtsreduktion können diese Erkrankungen positiv beeinflusst werden. Eine frühzeitige Gewichtsreduktion kann hingegen das Risiko für die Entstehung dieser Erkrankungen reduzieren. Zudem leiden viele Patientinnen und Patienten auch psychisch unter ihrem Gewicht.»
Als Ernährungsberaterin berät Mirjam Gerber ambulant Patientinnen und Patienten, begleitet jedoch zu einem Grossteil Menschen, die sich stationär im Spital befinden. «Bei der stationären Arbeit betreuen wir vor allem Menschen mit einer Mangelernährung oder im Rahmen einer Darmoperation. Im ambulanten Bereich gibt es eine Vielzahl an Gründen, warum jemand zu mir in die Ernährungsberatung kommt. Eine Gewichtsreduktion ist dabei häufig ein Thema, aber ich betreue beispielsweise auch Patienten mit Diabetes mellitus, Herzkreislauferkrankungen, Mangelernährung oder im Rahmen einer Schwangerschaft.»
Irreführende Diäten
Ob es ein gesundes Gewicht gäbe? «Medizinisch gesehen gilt bei einer erwachsenen Person ein Body Mass Index von 18,5 bis 25 als ein gesundes Gewicht. Jedoch hat eine Gewichtsreduktion auch gesundheitliche Vorteile, erreicht die Person nicht den optimalen BMI-Wert.» Von Diäten, die einen raschen Gewichtsverlust versprechen, hält die Expertin nichts: «Viele Personen fallen nach Beenden der Diät wieder in alte Ernährungsmuster zurück, nehmen rasch wieder zu. Eine nachhaltige Gewichtsreduktion gelingt nur durch eine längerfristige Ernährungsumstellung.»
Auch bei der Ernährung gilt die Frage des Masses: «Jedes Nahrungsmittel darf in einer ausgewogenen Ernährung Platz haben, damit die Ernährungsumstellung auch gelingt und es sich nicht wie ein Verzicht anfühlt. Jedoch wäre ich zurückhaltend bei flüssigen Kalorien wie etwa Süssgetränken und Alkohol, da diese Lebensmittel sehr kalorienreich sind, jedoch kaum sättigen.»