Wo die Abart zur Krone wird

Philatelistenverein ­Olten Sie sammeln, ­tauschen und fachsimpeln: Jeden Monat trifft sich der Philatelistenverein Olten, um der Leidenschaft zu ­frönen: den Briefmarken.

Reinhold Huber, Präsident des Philatelistenvereins Olten, mit seinen wichtigsten Werkzeugen: Lupe, Pinzette und Album.
Reinhold Huber, Präsident des Philatelistenvereins Olten, mit seinen wichtigsten Werkzeugen: Lupe, Pinzette und Album.

Von dieser Briefmarke gäbe es nur neunhundert Stück, sagt Reinhold Huber. Eben blätterte er durch ein schweres Album, in dem auf jeder Seite fein säuberlich Briefmarken aufgereiht liegen, manche noch auf dem Brief, für dessen Zustellung sie mal bezahlt hatten. Zu jeder Seite hätte er die Geschichte der Marke erzählen, ihre Details beschreiben können. Aber eigentlich wollte Huber nur veranschaulichen, was eine Abart ist. «Das da, das ist eine Druckverschiebung», erklärt er, während er den Zeigefinger vorsichtig oberhalb der Marke ins Album legt. Über Kopf und Rücken des Eisvogels auf der Marke zieht sich ein weisser Rand. «Eigentlich ein Fehler in der Produktion», erklärt Huber. Der Fehler passierte der Post aber eben nur neunhundert Mal. Aus einer normalen Zehn-Rappen-Briefmarke aus dem Jahr 1966 wurde der «Eisvogel mit Schneepelz», eine Abart eben. Gehandelt wird sie ab vierhundert Franken.

Huber ist Präsident des Philatelistenvereins Olten, «seit genau zwanzig ­Jahren», meint er lächelnd. Denn zum Verein stiess der 78-Jährige schon 1980, nachdem er seine Begeisterung für Briefmarken wiederentdeckt hatte. «Als Kind sammelte ich, aber mit 18 kaufte ich mir stattdessen eine Gitarre», erzählt Huber schmunzelnd. Er wollte mit seinen ­Geschwistern Musik machen. Später gab er sich in der Freizeit den Modelleisenbahnen hin, bis er Mitte Dreissig ein Album seiner Ehefrau entdeckte. Sie hatte darin französische Briefmarken ­gesammelt. «Ich fand das so schön,dass ich seither wie vergiftet bin», sagt Huber.

Das grösste Problem des Philatelistenvereins Olten sei der Nachwuchs. «Vor zwanzig Jahren hatten wir noch über 150 Mitglieder.» Heute seien es noch 53, weiss der Präsident. «Ohne Nachwuchs haben wir natürlich immer weniger Möglichkeiten, um zu tauschen», bedauert Huber.

Briefmarken und Fachwissen tauschen

Miteinander Briefmarken auszutauschen, ist den Philatelisten ein wichtiger Teil ihres Hobbys. Deshalb kommen die Mitglieder des Philatelistenvereins Olten monatlich zu Orientierungs- und Tauschabenden zusammen. Neben Briefmarken wird da auch Fachwissen ausgetauscht. «Wir helfen uns gegenseitig, um unsere Sammlungen zu vervollständigen und die Briefmarken richtig einzuschätzen», erzählt Huber. Und natürlich sind es auch freundschaftliche, gesellige Treffen an den Montagabenden in ihrem Stammlokal, dem Restaurant Gleis 13, gleich hinter dem Oltner Bahnhof. Immer mal wieder organisiert der Vorstand einen Vortrag an jenen Abenden, «meist zu einem Thema der Philatelie».

Im Restaurant Gleis 13, im ersten Stock im Säli, führt der Philatelistenverein Olten eine eigene Bibliothek. Darin ist Fachliteratur versammelt, die den Vereinsmitgliedern zur Verfügung steht. Auch über eine eigene Briefmarkensammlung verfügt der Verein. «Eigentlich eine sehr schöne Sammlung», findet Huber. Nur habe schon lange niemand mehr etwas mit ihr gemacht.

Briefmarkenbörse im Herbst

Zusammen mit dem Partnerverein aus dem Wiggertal veranstaltet der Philatelistenverein Olten zweimal im Jahr eine Briefmarkenbörse. «Dann mieten wir jeweils den Saal im Hotel Olten», berichtet Huber. Zwischen fünfzehn und zwanzig Händler mieten dann einen Tisch, um an der Börse ihre Briefmarken feilzubieten. Die nächste Oltner Briefmarkenbörse ist im Oktober geplant.

Per Rundsendung bietet der Philatelistenverein Olten seinen Mitgliedern die Möglichkeit, auch ausserhalb der Treffen und Börsen Briefmarken zu tauschen. Dabei werden in einer Schachtel Briefmarken zusammengetragen, die Mitglieder tauschen möchten. Dann geht die Schachtel per Post von Mitglied zu Mitglied. Der Rundsende-Obmann führt schliesslich Buch über die getauschten oder verkauften Briefmarken.

Die erste Briefmarke der Stadt Olten

Der Philatelistenverein Olten organisiert auch Ausstellungen, wenn auch nicht regelmässig. «Die Delegiertenversammlung des Verbands Schweizerischer Philatelistenvereine stimmt jeweils darüber ab, welcher Verein den Zuschlag für die jährliche Ausstellung erhält», erklärt Huber. Der Philatelistenverein Olten führte zuletzt 2006 eine Ausstellung durch. Thema war das 150-Jahr-Jubiläum der Eisenbahnerstadt Olten. «Damals erhielt die Stadt Olten ihre erste Briefmarke», berichtet Huber stolz. Er war Präsident des Organisationskomitees. An den Ausstellungen bewertet jeweils eine Jury die gezeigten Sammlungen: Silber, Vermeil oder Grossvermeil kann eine Sammlung sein, im besten Fall aber Gold. Huber hat inzwischen sechs goldene Sammlungen. «Ich bin auf alle sehr stolz», sagt er. Ein ganzes Zimmer voller Briefmarken trug er dafür zusammen. Erzähle ihm jemand von einem Kind, das Briefmarken sammle, verschenke er jeweils aus diesem Fundus ein paar schöne Exemplare als Starthilfe. «Für den Nachwuchs reut mich gar nichts.»

www.philatelistenverein-olten.ch

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