Herzblut für Musik und Menschen
Vereinsmensch Marga Leuenberger hat als langjähriges Mitglied im kleinen Vorstand des Stadtorchesters Olten viele Aufgaben zu bewältigen. Trotz der Schwierigkeit, Verstärkung in der Vereinsleitung zu finden, ist sie nach wie vor mit Herzblut dabei.
Marga Leuenberger ist eigentlich Vizepräsidentin im Vorstand des Stadtorchesters Olten, aber: «Unser Vorstand ist so klein, dass wir die Aufgaben fliessend verteilen. Ich bin auch noch Aktuarin, schreibe also das Protokoll, und ich übernehme die Öffentlichkeitsarbeit.» Der eigentliche Vorstand besteht gerade mal aus drei Personen. «Wir finden einfach niemanden, der im Vorstand mitmachen will», erzählt sie. Einzig Ehrenpräsident Jonas Burki und Dirigent André Froelicher böten dem Vorstand jeweils Unterstützung.
Marga Leuenberger ist in Reiden aufgewachsen, spielte dort im Streichorchester jahrelang mit, auch dann noch, als sie bereits in Lostorf lebte, hier als Sekundarlehrerin an der Kreisschule arbeitete: «In Orchestern gibt es immer interessante Menschen», sagt sie lächelnd. 2010 löste sich die Musiktruppe in Reiden wegen finanzieller Schwierigkeiten und Nachwuchsmangel auf. Als Geigerin wurde Marga Leuenberger für einzelne Projekte zwar angefragt, jedoch mochte sie keine halben Sachen: «Ich dachte: Entweder höre ich mit Geigenspielen auf oder ich steige wieder fest in ein anderes Orchester ein.» Über einen Bassisten, der sowohl in Reiden wie in Olten die Truppe verstärkte, kam sie im Jahr 2010 zum Stadtorchester Olten und dort sehr bald in den Vorstand. «Warum sich nicht engagieren?», dachte sie.
Liebe zur romantischen Symphonie
Ihr Weg zur Musik sei «klassisch» gewesen, erzählt die heute 66-Jährige. Angefangen als Kind mit Blockflöte, nahm sie im vierten Schuljahr die Geige zur Hand. «In meinem Elternhaus gab es im Estrich eine Geige von der Familie väterlicherseits. Das Instrument war also immer irgendwie präsent.» Marga Leuenberger spielte von da an immer, wenn auch mit wechselnder Begeisterung. Bald fand sie Zugang zu Orchestern, etwa jenem an der Kantonsschule Olten oder an der Universität Fribourg, wo sie Sprachen studierte, um Lehrerin zu werden.
«Die Musik war mir immer ein treues Hobby, das bis heute erhalten geblieben ist», sagt sie. Am liebsten ist ihr und spielt sie die Musik der Romantik, die Klänge grosser Gefühle. Entsprechend ist für sie das Symphoniekonzert, welches das Stadtorchester jährlich – wie eben Ende November – im Konzertsaal aufführt, der musikalische Höhepunkt des Jahres. Diesmal gab es etwa Ballettmusik von E.T.A. Hoffmann und die Achte Symphonie von Ludwig van Beethoven zu hören. «Wenn man lange geprobt hat und dann ein solch grosses Konzert aufführt, ist das ein sehr schönes Gefühl.» Vor den Konzerten übt Leuenberger fleissig zuhause: «Jeden Tag eine Stunde.»
Einfach nur Musik machen
18 Streicherinnen und Streicher sowie zwei Flötistinnen sind fester Bestandteil des Orchesters. Rund 20 Bläser verstärken es als Berufsmusiker im Vorfeld von Konzerten. Die einzelnen Register werden von professionellen Stimmführern unterstützt, womit es möglich ist, dass alle Musikerinnen und Musiker ein hohes Niveau erreichen.
Seit anno 2000 ist André Froelicher musikalischer Leiter. Als Gastdirigent hat er bei Orchestern im In- und Ausland gearbeitet. Mit dem Symphoniekonzert im Herbst 2024 wird Froelicher seinen Abschied feiern. «Wir schreiben die Stelle aus, und im Laufe des Jahres wird es Probedirigate geben», so Leuenberger. Auf den Vorstand kommt wieder eine Menge Arbeit zu, und leichter Verdruss geht von Marga Leuenberger aus, spricht sie über die Lage des Vorstandes: «Mit so wenigen Mitgliedern ist es schwierig, alle Aufgaben zu bewältigen. Die Bereitschaft, im Vorstand mitzuarbeiten, ist gering. Dabei würde ich selbst auch gerne wieder einfach nur Musik machen.»
Mit Freude dabei
Neben ihrem Engagement für das Stadtorchester ist Leuenberger Mitglied in einem Leseklub für Frauen: «Wir besprechen jeweils ein Buch, das jemand von uns vorgeschlagen hat.» Das sei spannend, weil sie so Bücher entdecken könne, die sie selbst nicht ausgewählt hätte: «Die Vielfalt ist gross.» Um sich körperlich in Schuss zu halten, geht die Mutter zweier erwachsener Kinder ins Pilates, walken oder einfach in die Natur. Trotz der vielen Arbeit im Vorstand der Stadtorchesters sagt sie: «Ich freue mich jedes Mal auf die Probe. Es sind engagierte Leute, und es macht Spass, gemeinsam Musik zu machen.»