«Wir wären für die NL parat gewesen»
EHC Olten Nach einer hervorragenden Saison blieb dem EHCO die Krönung verwehrt. Er wird auch nächste Saison in der Swiss League spielen. VR-Präsident Marc Thommen im Interview.
Am vergangenen Mittwochabend endete die Saison des EHC Olten mit einer 0:1-Niederlage in Kloten. Kloten steigt auf, Olten bleibt in der Swiss League. Sind Sie sehr enttäuscht?
Marc Thommen: Wer im Final ist, will diesen auch gewinnen. Wäre das nicht so, wäre man dort fehl am Platz. Im ersten Moment war die Enttäuschung sicher gross. Mit etwas Distanz dürfen wir sagen, dass wir eine gute Saison gespielt haben. Und im Final haben wir Kloten stärker gefordert, als dies das Resultat von 1:4 vermuten lässt. Zudem muss man auch immer beachten, woher man kommt: Kloten ist der Ligakrösus mit einem rund doppelt so hohen Budget wie Olten. Insofern dürfen wir stolz sein auf das, was die Mannschaft geleistet hat. Es war ein Schritt in die richtige Richtung.
Sind Sie nicht vielleicht auch ein wenig erleichtert, dass es nicht geklappt hat mit dem Aufstieg?
Nein, gar nicht. Wir wären parat gewesen für diesen Schritt…
…wirklich? Die National League hätte für den EHCO doch eine gewaltige Herausforderung bedeutet, sportlich und finanziell.
Ja, das ist so. Aber ich habe einige Male gesagt, es wäre für Olten einfacher gewesen, nächste Saison in der National League als wieder in der Swiss League zu spielen – aus verschiedenen Gründen. Von der Liga wären in der NL rund anderthalb Millionen Franken mehr zu uns geflossen. Zudem hat die SL grosse Probleme, die es zu lösen gilt. Insofern wäre ein Aufstieg keine schwierigere Aufgabe gewesen als nochmals eine Swiss-League-Saison. Aber der Sport ist nun mal nicht planbar. Wir nehmen nächste Saison einen neuen Anlauf.
Wäre das Umfeld, die Stadt bereit für die National League?
(zögert) Das Umfeld wäre parat, ja. Das nähere Umfeld zumindest. Wir haben mit sehr vielen Sponsoren intensive Gespräche geführt und positive Feedbacks erhalten. Von Seiten der Sponsoren hätten wir also die Rückendeckung für diesen Schritt gehabt. Auch die Stadt wäre dafür bereit gewesen. Wenn es geklappt hätte, hätten wir diesen Schritt sehr behutsam gemacht, ohne Risiken. Aber nun ist diese Planung hinfällig, und wir richten den Fokus auf die nächste Swiss-League-Saison.
Die Frage zielte auch auf die Zuschauerzahlen ab, die zumindest während der Qualifikation doch eher enttäuschend waren. Und während der Playoffs hatte der EHCO dazu aufgerufen, das Team mittels Fahnen und dergleichen sichtbar zu unterstützen. Haben Sie den erhofften Support in Stadt und Region gespürt?
Als die Playoffs losgingen, war wirklich viel Support vorhanden. Als Geschäftsmann konnte ich kaum einen Termin wahrnehmen, ohne dass ich auf unsere Playoff-Kampagne angesprochen worden wäre. Zuvor, während der Qualifikationsphase, hätten wir uns sicher höhere Zuschauerzahlen erhofft. Aber man muss auch sehen, dass wir die Saison in der Corona-Pandemie gestartet haben und sich die Situation während des Grossteils der Saison auch nicht geändert hat. In der ersten Saisonhälfte erschienen bei allen Klubs rund 50 Prozent der Saisonkarteninhaber nicht im Stadion.
Dennoch: Es gab doch in den letzten Jahrzehnten Phasen, in denen die Bevölkerung deutlich stärker mit dem EHCO mitlitt. Das könnte auch mit der mangelnden Identifikation zu tun haben, weil es momentan keinen einzigen Oltner im Team gibt.
Es hat einen Grund, wieso wir die Prospect AG gegründet haben und einen starken Fokus auf sie legen. Ich bin Max Feuz, der Vizepräsident des Verwaltungsrats und Präsident der Prospect AG ist, sehr dankbar für die Zeit und die Ressourcen, die er dem Projekt widmet. Aber es braucht fünf bis zehn Jahre, bis dieses Nachwuchsförderungsprojekt Früchte trägt. Es zeitigt bereits erste kleine Erfolge. Aber das braucht wie gesagt Zeit. Man kann nicht mit dem Finger schnippen und dann mal eben zehn Junioren ins Fanionteam integrieren. Doch wir haben definiert, dass spätestens in zehn Jahren der Topscorer der ersten Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs stammen soll. Das ist natürlich ein Riesenziel. Aber daran arbeiten wir.
Nächste Saison wird es keinen direkten Aufsteiger aus der Swiss League mehr geben, der Aufstieg wird also schwieriger werden.
Wir haben bereits im August 2021 im Verwaltungsrat verschiedene Szenarien ausgelotet und klar gesagt: Sollte es mit dem Aufstieg diesmal nicht klappen, werden wir es wieder versuchen. Wir werden ein kompetitives Team zusammenstellen. Gefordert ist diesbezüglich vor allem der Sportchef, in Zusammenarbeit mit dem Coach. Ich bin überzeugt, wir werden nächste Saison eine kompetitive Mannschaft haben und unseren Weg konsequent weiterverfolgen.
Der Klub ist also bereit, die nötigen Investitionen zur Erreichung der hohen Ziele zu tätigen?
Im Herbst 2021 haben wir ein Budget definiert für die kommende Saison – für die Swiss League und selbstverständlich auch für die National League. Nun hat das Budget Swiss League Gültigkeit. In dessen Budgetrahmen muss sich der Sportchef bewegen können. Wir sind absolut überzeugt, dass mit diesem Budget die Möglichkeit besteht, die gesetzten Ziele umzusetzen. Entscheidend ist ohnehin nicht das Budget. Die Charaktere der Spieler müssen zusammenpassen. Wären die Budgets ausschlaggebend gewesen, hätte der Final in dieser Saison Kloten-Visp geheissen.
Saisonabschluss-Event am Samstag
Schlussevent Bei der Saisonabschlussfeier lässt der EHC Olten gemeinsam mit seinen Fans, Partnern und Sponsoren die Saison 2021/22 Revue passieren. In einem offiziellen Teil kommen die Protagonisten in Interviews zu Wort. Zusätzlich werden jene Spieler verabschiedet, die den EHC Olten am Ende der Saison verlassen werden. Nach dem offiziellen Teil können die Fans Autogramme bei den Spielern holen oder ein Erinnerungsfoto schiessen. Der Event findet am Samstag, 30. April, von 14 bis 16 Uhr auf dem Ausseneisfeld beim Stadion Kleinholz statt. Für Verpflegung rund ums Ausseneisfeld ist gesorgt. pd