«Wir kämpfen gegen das Vorurteil»

ArcticGaming Der Oltner E-Sport-Verein ArcticGaming unterhält acht Teams, die in fünf Disziplinen antreten. Auch wenn vieles online stattfindet, leidet der Verein unter der Coronapandemie.

ArcticGaming-Vereinspräsidentin Tamara Büttiker vor dem Lokal der Oltner Fröscheweidzunft. Hier feiert ArcticGaming jeweils ein eigenes Weihnachtsfest. (Bild: frabei)
ArcticGaming-Vereinspräsidentin Tamara Büttiker vor dem Lokal der Oltner Fröscheweidzunft. Hier feiert ArcticGaming jeweils ein eigenes Weihnachtsfest. (Bild: frabei)

Zwei bis drei Trainings pro Woche, Spielerverträge und wöchentliche Matches: Das Vereinsleben gestaltet sich bei ArcticGaming wie bei so manchem Sportverein. Der einzige Unterschied ist das Sportgerät. Anstatt Bällen, Laufschuhen oder Schläger kommen Computer, Maus und Tastatur zum Einsatz, denn ArcticGaming betreibt elektronischen Sport, kurz E-Sport. «League of Legends» (LoL), «Rocket League», «Counter Strike: Global Offensive» (CS:GO), «Hearth­stone» und «Super Smash Bros.» heissen die Disziplinen, in denen ArcticGaming antritt. Der Verein unterhält insgesamt acht Teams und zählt 22 Mitglieder. «Die Community um den Verein ist aber ­grösser», erklärt Tamara Büttiker. Die 24-jährige Softwareentwicklerin ist Gründungsmitglied von ArcticGaming und seit rund einem Jahr Vereinspräsidentin. Gegen fünfzig Leute würden sich an einem durchschnittlichen Abend unter der Woche online treffen. «Wir Älteren hauptsächlich auf TeamSpeak, die Jüngeren eher auf Discord», erklärt Büttiker. Wer im E-Sport auf die dreissig zugeht, gilt als alt. Mit «TeamSpeak» und «Discord» lassen sich online Kanäle für Sprach- oder Videokonferenzen erstellen. «Man muss sich das wie einen grossen Raum vorstellen, in dem sich verschiedene Gruppen miteinander unterhalten», verbildlicht Büttiker. Die Teams organisierten so ihre Trainings. Die Anderen kämen zum Plaudern und auf einen Plauschmatch zusammen. Auf etwa achtzig Leute schätzt Büttiker die Gemeinschaft, die sich um ArcticGaming bisher gebildet hat. «Ein bunter Haufen», freut sie sich. «Uns spielt es keine Rolle, wer du bist, sondern nur, ob du dich freundlich verhältst», hält sie fest. Das geniesse sie am Vereinsleben von ArcticGaming.

Auf der Suche nach Gleichgesinnten

Im Jahr 2014 unterhielt Büttiker ihr eigenes CS:GO-Team, mit dem sie auch an Turnieren teilnahm. «Ich war auf der Suche nach Gleichgesinnten», erinnert sie sich an die Anfänge. Sie fand zwei LoL-Teams und schloss sich mit ihnen zu ArcticGaming zusammen. «Die Gründung fand 2015 im Garten eines Co-Gründers statt», erzählt Büttiker. 2016 folgte im Oltner Flörli die erste Generalversammlung. Zwei Jahre später verfügte ArcticGaming über ein Vereinslokal: Zwei der Gründungsmitglieder wohnten in einer WG im Bifang in Olten und funktionierten eines der Zimmer kurzerhand zum Vereinslokal um. «Ein Raum mit etwa fünf PCs, an denen wir trainieren konnten», erinnert sich Büttiker. Als sich die WG auflöste, trafen sich die Teams regelmässig im Oltner Flörli. «Seit fast zwei Jahren haben wir nun kein festes Lokal mehr.»

«Wir kämpfen gegen das Vorurteil»

Eine ausserordentliche GV mit Weihnachtsessen hält ArcticGaming jeweils im Lokal der Fröscheweidzunft ab. Die Leute der Oltner Zunft seien sehr freundlich und unkompliziert, zeigt sich Büttiker dankbar. «Da kochen wir immer selber und alle bringen etwas für das Dessertbuffet mit», betont die Präsidentin. Denn: «Wir kämpfen gegen das ­Vorurteil des asozialen und unsportlichen Gamers.» So ­gestaltet ArcticGaming auch abseits des Bildschirms ein Vereinsleben. Im Herbst findet eine gemeinsame Wanderung statt, «letztes Mal auf die Rigi.» Die ­ordentliche GV im Sommer mündet ­jeweils in eine Grillparty. Und dazwischen organisiert der Verein immer wieder gemeinsame Ausflüge, letzthin an ein Volleyballturnier und in eine Paintballarena. «Wir wären auch am Oltner Digitaltag vertreten gewesen, um über E-Sport aufzuklären», erzählt Büttiker. Wegen den Coronamassnahmen fiel die Veranstaltung jedoch ins Wasser.

Wegen Corona keine LAN-Partys mehr

Auch wenn vieles online stattfindet, schränkt die Pandemie das Vereinsleben von ArcticGaming ein. «Anfangs Frühling besuchen wir normalerweise die «Odyssee» in Schaffhausen und im Herbst die «SwitzerLAN» in Bern», erzählt Büttiker. «Odysse» und «SwitzerLAN» sind mehrtägige LAN-Partys, ­letztere ist schweizweit die grösste. Bis zu 2’000 E-Sport-Begeisterte kommen jeweils zusammen, um gemeinsam ihrem Sport zu frönen. Neben Turnieren steht dabei auch das Zusammensein im Vordergrund. Während die «SwitzerLAN» nur in stark verkleinerter Form stattfinden konnte, musste die «Odyssee» ganz abgesagt werden. So erging es auch vielen kleineren, mehrtägigen ­Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden. «Ein paar von unseren ­Mitgliedern sind fast monatlich an einer LAN-Party», erzählt Büttiker. «Die ­Offline-Events sind wichtig für uns.» ­Zusammen mit dreihundert Gleichgesinnten zu spielen und dann im Schlafsack in einer Turnhalle zu übernachten, sei unvergleichlich. «Dieses Gemeinschaftsgefühl gibt es online einfach nicht.»

www.arcticgaming.ch

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