Von unverwüstlicher Hilarität
100 Jahre Hilari-Zunft Die Hilari-Zunft feiert an der kommenden Fasnacht ihr hundertjähriges Bestehen. Eine Chronik, ein Wettbewerb und ein Sommerfest würdigen das Jubiläum der ältesten Oltner Fasnachtszunft.
Es geschah vor hundert Jahren, am 8. Juni 1920, einem Dienstag: Die Hilari-Zunft wurde im Oltner Bahnhofbuffet gegründet. Das ehemalige Maskenballorganisationskomitee hatte sich bereits im Januar desselben Jahres den etwas mundgerechteren Namen «Hilari-Zunft» gegeben. Um dieses «lose Gebilde zu festigen und auszubauen», wie es in der Einladung zur Gründungsversammlung heisst, soll eine «konstituierende Zusammenkunft» stattfinden. Die Traktanden bestanden nur aus drei Punkten: Zuerst kam der Spanferkelfrass, dann die Konstituierung des Vorstandes und schliesslich der Gründungshock. «In einem Freundeskreis zur Pflege froher Geselligkeit und zur Durchführung geselliger Anlässe» solle die Hilari-Zunft gegründet werden, erklärt das Einladungsschreiben. «Die Hilari-Zunft bietet einen Rahmen, um lebenslange Freundschaften zu pflegen», hält Stefan Nünlist fest. Der 57-jährige Oltner war schon vieles und mehr: Fürsprecher und Notar, Oltner Gemeinderatspräsident, Diplomat in Bern, Genf und Südafrika oder persönlicher Mitarbeiter zweier Bundesräte. Eines ist der Kommunikationschef der Swisscom und Präsident der Freisinnigen Kanton Solothurn aber immer geblieben: ein Hilari-Zunftbruder. «Mein Vater war schon in der Hilari-Zunft», erinnert sich Nünlist im Bahnhofbuffet. «Am Morgen nach einem Bott war er jeweils etwas wortkarg», erzählt er schmunzelnd und nippt an seiner Cola Zero. Seine Fasnachtskarriere begann Nünlist allerdings bei den Ildefonser Vielharmonikern. Für drei Fasnächte pustete er für die Oltner Gugge in seine Posaune. «Mit sehr wenig Talent», wie er betont. 1998 trat er schliesslich der Hilari-Zunft bei, «nicht nur, weil viele meiner Freunde dort waren», sagt Nünlist, «sondern wegen der Grundidee.»
«Mischung aus Heiterkeit und Ernst»
Nünlist spielt auf die Hilarität an, «eine Mischung aus Heiterkeit und Ernsthaftigkeit», wie er beschreibt. «Das passt gut zu meinem Naturell.» So setzte er sich ab 2006 während acht Jahren als Zunftmeyster für die Hilarität ein und tut das auch im Jubiläumsjahr als Präsident des OK «100 Jahre Hilari». «Wir haben mehrere Höhepunkte geplant», gibt Nünlist bekannt. Bereits ist im vergangenen Monat erschien eine Chronik der Hilari-Zunft. Zunftbruder Rolf Schmid und sein Schwiegervater Peter Huber geben darin Einblick in die Geschichte und den Alltag der ältesten Oltner Fasnachtszunft und damit auch in die Geschichte der Oltner Fasnacht selbst. «Ein schönes Werk», freut sich Nünlist, «und etwas Bleibendes.»
Wettbewerb mit Wappentier
Denn bereits vergangen ist das Hilari-Wochenende und die Fez-Übergabe. In ihrem Jubiläumsjahr stellt die Hilari-Zunft den Obernaaren: 2. Zunftmeyster Philipp Müller wird zum Obernaar Hilarius 100. «Die Fasnacht selber ist natürlich ein weiterer Höhepunkt», so Nünlist. Nach der Fasnacht veranstaltet die Hilari-Zunft zudem einen Wettbewerb. Unter dem Motto «Eulen schmücken, Olten beglücken» kann für 290 Franken eine Eule bezogen, gestaltet und in ganz Olten ausgestellt werden. Inklusive Sockel ist die Statue des Wappentiers der Hilari-Zunft 160 Zentimeter gross. Die Vernissage findet am Samstag, 11. April statt. Prämiert werden die Werke Mitte Mai. Als erster Preis winkt eine Reise nach Athen. «Wer will, kann seine Eule behalten oder uns zur Versteigerung übergeben», erklärt Nünlist. Der Erlös kommt einem regionalen Sozialprojekt zu Gute. Als letzten Höhepunkt organisiert das OK Ende Juni ein Hilari-Sommerfest. «Das wird eine tolle Party für die ganze Oltner Fasnachts-Community.»
«Hilarität über Fasnacht hinaustragen»
«Mit dem Wettbewerb und dem Sommerfest wollen wir den Gedanken der Hilarität über die Fasnacht hinaus weitertragen», erklärt Nünlist und blickt auf den Ursprung seiner Zunft: «Vor hundert Jahren herrschte viel Unsicherheit.» Der erste Weltkrieg hatte ein zerstörtes und zerrüttetes Europa hinterlassen, der Generalstreik von 1918 hatte einen Graben durch die politische Schweiz gepflügt und eine Grippewelle raffte viele dahin. Die Menschen sehnten sich also vielleicht umso mehr nach Gemeinschaft, Beständigkeit und wenigstens etwas Hilarität. «Die Welt brennt nicht», widerspricht Nünlist nachdenklich der Kernbotschaft von Bundespräsidentin Sommaruga vor wenigen Wochen am WEF in Davos. «Aber es gibt doch viele Fragezeichen», zieht er zur Situation vor hundert Jahren Parallelen. «Herausforderungen», nennt er es schliesslich. Aber es gelte, nicht nur in Negatives zu verfallen und kommt zum Schluss: «Die Heiterkeit im Ernsten, eben die Hilarität, wird auch für die nächsten hundert Jahre aktuell bleiben.»
Chronik «Hilari-Zunft zu Olten 1920-2020»
Zu beziehen per E-Mail an <link>r.schmid@advisors.ch
<link http: www.hilarizunft.ch>www.hilarizunft.ch