Von Mäusen und Sousaphonen

Guggenmusik Müüs Trimbach Am Pfingstsamstag stürmen zur 12. «Sousiwanderig» Sousaphonisten aus der ganzen Schweiz die Stadt Olten. Die Organisierenden erwarten über 300 Gäste. Die Guggenmusik Müüs aus Trimbach stellt den musikalischen Anlass dieses Jahr auf die Beine.

Das Organisationskomitee der Müüs mit Präsidentin Doris Oetiker (vorne in der Mitte) freut sich auf den Anlass in Olten. (Bild: ZVG)
Das Organisationskomitee der Müüs mit Präsidentin Doris Oetiker (vorne in der Mitte) freut sich auf den Anlass in Olten. (Bild: ZVG)

Dass Fasnächtlerinnen und Fasnächtler nicht nur in der Fasnachtszeit tröten, schränzen und kesseln, zeigt die alljährliche «Sousiwanderig». Schwer bepackt, mit rund zwölf Kilo auf den Schultern, wandern Sousaphonistinnen und Sousaphonisten aus der ganzen Schweiz über Hügel oder durch Gassen. Nach Austragungen in der Zentralschweiz finden die Teilnehmenden ihren Weg zum ersten Mal nach Olten. Zusammen mit den Gründern der Sousiwanderig organisiert die Guggenmusik Müüs Trimbach die Tour durch Olten. «So richtig aufgeregt sind wir wahrscheinlich erst kurz vor Startschuss. Aber die Nervosität steigt von Tag zu Tag», sagt die Präsidentin der Müüs, Doris Oetiker.

Verständlich, denn die gut 40 Mitglieder der Fasnachtsgruppe stehen vor einer grossen Herausforderung: Mehr als 300 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz und teilweise sogar aus dem Ausland durch Olten zu leiten. So viele Teilnehmende gab es an einer Sousiwanderig noch nie. Ausserdem feiert der Event in Olten sein Comeback: Eine lange Zeit mussten die Sousaphonistinnen und Sousaphonisten wegen Corona auf die gemeinsame Wanderung verzichten.

Drei Routen führen durch Olten

Den Wunsch, die Sousiwanderig nach Olten zu bringen, vernahm die Präsidentin über die zwei Sousaphonisten in der Guggenmusik. «Die beiden nahmen die letzten Jahre an der Wanderung teil und waren begeistert», erklärt Oetiker. Also erarbeitete eine Arbeitsgruppe der Müüs ein Konzept, mit dem sie die Gründer der Sousiwanderig offenbar überzeugen konnten.

Eigentlich wäre die musikalische Wanderung bereits für 2021 geplant gewesen. Doch Corona machte auch diesem Event einen Strich durch die Rechnung. Als die Massnahmen wieder wegfielen, entschloss sich das OK, die Wanderung in Olten für 2022 zu planen. Was dieses Jahr in Olten anders ist: Statt einer gibt es drei Routen, welche die Teilnehmenden nacheinander bewandern. Zwischen der ersten und der zweiten Route gibt es ein Mittagessen. Nach der dritten Route folgt ein Abschlusskonzert bei der Stadtkirche. Während der Wanderung sei für ausreichend Erfrischung und – wie soll es auch anders sein – Bier gesorgt.

Ein Guggenanlass in Olten, der Sousaphonisten überregional zusammenbringt, ist auch eine Chance für die Guggenmusik Müüs. «Es gibt sicherlich einen PR-Effekt für unseren Verein», sagt Oetiker dazu. Schlussendlich gehe es aber um den Spass daran, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. «Es ist ein Anlass für die Sousaphonisten», fügt die Mutter von zwei Töchtern an.

Dieses Jahr viel um die Ohren

Um Mitglieder muss sich die Guggenmusik nicht sorgen. Die letzten zehn Jahre hindurch gab es gemäss der 52-Jährigen einen stetigen Anstieg der Mitgliederzahl. So sei der Verein um 2010 herum noch eine kleinere Truppe gewesen, mit bis zu fünfzehn Mitgliedern. Nun sind es fast drei Mal so viel. Allein fünf Jungmitglieder stiessen im ersten Pandemiejahr neu zu den Müüs dazu. Gemäss Oetiker alles Kinder von Aktivmitgliedern. Die Neumitglieder hätten laut Oetiker schon mitgeprobt, konnten aber bisher noch keine Fasnacht mitfeiern. «Sie hoffen, an der Fasnacht 2023 endlich auftreten zu können», sagt sie dazu.

Von der Jungmaus über die Probemaus führt der Weg zum Aktivmitglied. Das Verfahren ist weniger kompliziert, als es sich anhört. «Interessierte, die an der kommenden Fasnacht 13 Jahre alt sein werden, können mit uns in der Probesaison üben und anschliessend an der Fasnacht teilnehmen», erklärt die Physiotherapeutin. Ab 15 Jahren folgen dann zwei Probejahre und darauf eine Aufnahmeprüfung. Diese besteht meist darin, ein Fest zu organisieren. «Dann entscheiden wir, ob die Person definitiv aufgenommen wird», erklärt Oetiker weiter. Doch das sei meist nur eine reine Formalität.

Auslagen wie zum Beispiel die Kosten für Kostüm und Maske deckt der Verein hauptsächlich mit den Mitgliederbeiträgen, Gönner- und Sponsorengeldern. Auch durch das jährliche Grotto am Trimbacher Dorfmäret und das traditionelle Hörnliessen am Hilari nimmt die Guggenmusik Geld ein.

Oetiker sieht Vereine wie eine Guggenmusik als wichtigen Teil der Gesellschaft. «Ich versuche in Gesprächen herauszustreichen, dass wir viel zum gesellschaftlichen Leben beitragen. Zudem ist die Fasnacht ein Kulturgut, das es zu pflegen gilt», erklärt Oetiker. Sie versucht also auch mit Klischees aufzuräumen. «Aktivfasnächtler sind nicht an der Fasnacht, um sich zu betrinken. Wenn wir um zwei Uhr morgens einen Auftritt haben, müssen wir alle noch spielen können», führt die ursprünglich aus dem Bernbiet Stammende aus.

Unter dem Jahr treffen sich die Mitglieder des Vereins ab August zu den regulären Proben, zu zwei Probesamstagen im November und das ganze Jahr hindurch zu Auftritten. Gerade dieses Jahr gäbe es gemäss Oetiker viele runde Geburtstage, bei denen die Guggenmusik ein Ständchen hält. «Momentan ist gerade Ruhe vor dem Sturm», sagt Oetiker schmunzelnd. Das Ereignis des Sommers ist die Sousiwanderung. Wie sie sagt, seien die Vorbereitungen abgeschlossen, samt der drei Touren, welche Teilnehmenden bewandern werden. Nun gilt es nur noch, die Gäste am 4. Juni zu empfangen.

www.müüs.ch

 

Von zwei auf 300

Sousiwanderig Ursprünglich stammt die Idee der Sousiwanderig von den Schwyzer Guggenmusikern Bruno Föhn und Patrick Reichmuth, die einen geeigneten Proberaum suchten. Auf dem Weg entschieden sie aber, das Sousaphon-Spielen beim Wandern zu üben. Daraufhin schlossen sich Jahr für Jahr mehr Sousaphonistinnen und Sousaphonisten an. So wurden 2018 rund 170 und ein Jahr darauf gut 275 Teilnehmende gezählt. Dieses Jahr rechnet das Organisationsteam mit über 300 Musizierenden. Im nächsten Jahr ist die Sousiwanderig im Raum Langenthal geplant. (ckp)

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