«Unser BW ist das Schönste»

Modelleisenbahnclub Olten Jeden ersten Sonntag im Monat veranstaltet der Modelleisenbahnclub Olten einen Apéro. Was in jahrelanger Arbeit entstanden ist, kann dann bewundert werden: Die Oltner Modelleisenbahnanlage.

Der harte Kern des Modelleisenbahnclubs Olten (v.l.): Peter Donzé, René Berli, Willi Gutherz, Hans Egger und Markus Ulrich vor dem Herzstück ihrer Modelleisenbahnanlage: Dem Bahnbetriebswerk mit Ringlokschuppen. (Es fehlen Hans Herzig und Stefan E
Der harte Kern des Modelleisenbahnclubs Olten (v.l.): Peter Donzé, René Berli, Willi Gutherz, Hans Egger und Markus Ulrich vor dem Herzstück ihrer Modelleisenbahnanlage: Dem Bahnbetriebswerk mit Ringlokschuppen. (Es fehlen Hans Herzig und Stefan Eichenberger.) (Bild: Franz Beidler)

Mit gemütlichem Stampfen rattert eine Dampflok um den Ringlokschuppen, biegt bei einer Weiche ab und fährt auf die Drehscheibe. Diese richtet sich mitsamt der Lok auf einen der vierundzwanzig Schuppen aus, dann fährt die Lok behutsam ins Depot ein. «Unser BW ist voll befahrbar», erklärt René Berli stolz. Er ist beim Modelleisenbahnclub Olten (MECO) für den Gleisbau verantwortlich. Das Bahnbetriebswerk, in Fachkreisen eben mit BW abgekürzt, ist das Herzstück der Anlage, die im Klubhaus an der Oltner Industriestrasse beheimatet ist. Ein BW ist das Aushängeschild einer jeden Anlage und gilt Kennern als Blüte der Modellbaukunst. «Unser BW ist das Schönste», befindet Berli und erinnert sich an einen Ausflug des MECO ins Traumwerk, dem Modelleisenbahnmuseum von Hans Peter Porsche, einem Nachfahren des legendären Sportwagenbauers. «Porsches BW läuft nicht», stellt Berli fest. Willi Gutherz tritt dazu und bestätigt: «Bei Porsche ist das nur zum Anschauen.» Gutherz ist der Landschaftsarchitekt des MECO. Mit engelsgleicher Geduld hat er die Anlage mit Details ausgeschmückt, Gips und Kork zu Felsen geschnitten oder die Torbögen der Schuppen geschwärzt, «weil Dampfloks ja Rauch ausstossen, der sich beim Einfahren ablagert.» Und löscht man das Licht im Raum, funkelt es aus einem der Modellgebäude: Ein Schweisser geht seiner nächtlichen Arbeit nach. Seine Schweissmaske ist nur stecknadelkopfgross. Doch die Anlage lässt sich nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren erleben: «2010 haben wir die Anlage digitalisiert», erklärt Markus Ulrich. Per Computer sind alle Gleise und Züge erfasst und steuerbar. Ulrich übernahm die Programmierung. Seither ertönen Zischen und Stampfen aus kleinen Lautsprechern, wenn eine Dampflok vorbeifährt.

Vollautomatische Anlage

Rund 500 Lokomotiven hat Ulrich bisher per Computer erfasst und programmiert. Nun läuft die Anlage vollautomatisch. «Per Computer können wir verschiedene Szenarien aufrufen, sodass immer andere Bilder auf der Anlage entstehen», erklärt Ulrich. Mal kreuzt eine Dampflok im Hauptbahnhof einen ICE, mal rauscht die Rhätische Bahn über den Viadukt. Bis zu 22 Züge sind gleichzeitig auf den mehr als 200 Metern Gleisen unterwegs. «Alle drei Monate wechseln wir das Fahrthema», erklärt Peter Donzé. Er ist das Urgestein des MECO, «aber kein Gründungsmitglied», wie er lächelnd betont. Zwei Wochen nach der Gründung im Jahr 1967 hat er sich dem MECO angeschlossen und engagiert sich seither leidenschaftlich für den Verein.

«Eine Anlage darf nie fertig sein»

Etwa sieben von den 48 Vereinsmitgliedern seien aktive Bauer, erklärt Donzé. Sie treffen sich jeden Dienstagabend von halb acht bis zehn Uhr, um an der Anlage weiterzubauen. Dann ziehen sie Kabel, stellen Oberleitungen auf oder tüfteln an neuen Strecken. Über die letzten fünf Jahre steckten sie allein in das BW mehr als 1’000 Arbeitsstunden. «Als nächstes wollen wir die Signalanlagen überarbeiten», erklärt Donzé. Per Computer gesteuert sollen sie anders leuchten, je nachdem ob ein Zug halten muss oder freie Fahrt hat. Ganz so, wie die Vorbilder in echt. «Eine Anlage ist nicht nur nie fertig», philosophiert Donzé mit mildem Lächeln, «sie darf auch nie fertig sein.» Unterbrochen werden die Bauarbeiten nur für die Öffentlichkeit: Jeden ersten Sonntag im Monat findet ein Apéro statt. Dann kann die Anlage in Betrieb bewundert und beim Kaffee oder dem anschliessenden Mittagessen gefachsimpelt werden.

Grosses Fest Ende August

Neben dem üblichen Vereinsleben ist das kommende Jahr für den MECO ein spezielles: «Im Sommer machen wir ein grosses Fest», erklärt Donzé erfreut. Am Samstag und Sonntag, 29. und 30. August organisiert der MECO zusammen mit dem «Team 10439 Historische Loks Olten» ein Depot-Fest im Oltner SBB-Werk. «Verschiedene Teams aus der ganzen Schweiz stellen in Olten ihre historischen Triebfahrzeuge aus», erklärt Donzé. Die Geschichte von über 100 Jahren elektrischer Eisenbahn kämen so in Olten zusammen. Während im Depot dann die grossen Loks zu bewundern sind, werden auf der Anlage des MECO deren kleinen Geschwister ihre Runden drehen. Dann werden nicht nur Berli, Gutherz und Ulrich mit leuchtenden Augen befinden: «Unser BW ist das Schönste.»

Nächster Sonntagsapéro des MECO
Sonntag, 3. Februar, 10 Uhr bis 12 Uhr
Anschliessend Mittagessen
Klublokal MECO, Industriestr. 41, Olten

<link http: www.meco-olten.ch>www.meco-olten.ch

 

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