Sonntag ist Blockflötenkonzert

Theater und Konzertverein Olten Am nächsten Sonntag, 30. Januar, tritt das Ensemble für alte Musik «Melothesia» im Oltner Kunstmuseum auf – der Auftakt von insgesamt vier Konzerten, die der Theater- und Konzertverein dieses Jahr organisiert.

Blockflötistin Stefanie Osswald spielt nächsten Sonntag mit dem Ensemble «Melothesia» ein Matinee-Konzert im Oltner Kunstmuseum mit Musik aus dem  Früh- und Hochbarock. (Bild: Donovan Wyrsch)
Blockflötistin Stefanie Osswald spielt nächsten Sonntag mit dem Ensemble «Melothesia» ein Matinee-Konzert im Oltner Kunstmuseum mit Musik aus dem Früh- und Hochbarock. (Bild: Donovan Wyrsch)

Wenn Sie hören, heute ist Blockflötenkonzert: Würden Sie hingehen? Das fragt Stefanie Osswald. Die 35-Jährige ist Blockflötistin und Kopf von Melothesia, einem Ensemble für alte Musik. «Wir zeigen eine Welt», sagt Osswald und meint die Welt des Barock, jene der Komponisten Bach und Händel, eine Welt voll üppiger Verzierungen und schmucken Engelchen mit Speckröllchen an der Taille.

Musik aus dem Früh- und Hochbarock spielt Melothesia am nächsten Sonntag, 30. Januar. Dann nämlich lädt der Theater- und Konzertverein Olten um 10.30 Uhr zum Matinee-Konzert im Oltner Kunstmuseum ein. Es ist der Auftakt zu einer Serie von insgesamt vier Konzerten in diesem Jahr, jeweils um 10.30 Uhr im Kunstmuseum: Am 20. März folgt das Duo Escarlata mit Violoncello und Akkordeon, am 22. Mai spielt Werner Bärtschi ein Klavierrezital und am 25. September interpretiert das Streichquartett Galatea Beethoven und Debussy.

«Nur wenig Zugang zur alten Musik»

Der Auftakt der Serie bietet nun Gelegenheit, die Welt der alten Musik kennen zu lernen. «Es gibt nur wenig Zugang dazu», bedauert Osswald. «Ich möchte den Menschen zeigen, wie fantastisch diese Musik ist.» Dazu tritt die Blockflötistin am Sonntag mit Harald Hoeren am Cembalo auf. Gemeinsam spielen sie unter anderem zwei Sonaten von J.S. Bach. «Er schrieb die eigentlich für Traversflöten», erklärt Osswald. Also schrieb sie die Werke in eine andere Tonart um, so dass sie auch auf der Blockflöte spielbar sind. «In der alten Musik ist das so vorgesehen», weiss Osswald. «Bei Mozart wäre das niemals möglich.» Obwohl zwischen den beiden Komponisten nur ein paar Jahrzehnte liegen.

Arbeit am Notentext

In der alten Musik ist es üblich, dass Interpretinnen und Interpreten am Notentext arbeiten. «Oft sind die überlieferten Noten fehlerhaft», erklärt Osswald. «Oder es gibt Lücken.» Es könne schon mal vorkommen, dass plötzlich leere Takte in den Noten stehen. Dann ist Osswald nicht nur als Musikerin, sondern auch als Expertin für ebenjene Welt der alten Musik gefordert. «Da muss man dann wissen, wie diese Musik funktioniert.» Osswald weiss das: Neben ihrem Musikstudium als Solistin für Blockflöte und Barockoboe studierte sie auch Musikwissenschaften mit Schwerpunkt alte Musik und Rechtswissenschaften. Sie unterrichtet Blockflöte an drei Musikschulen, schreibt als freie Journalistin und konzertiert regelmässig.

«Das kann eine Aufforderung sein, eine Kadenz zu improvisieren», erklärt Osswald die leeren Takte. Sie spricht von «Zusammenbasteln», wenn sie dann ihr geballtes Hintergrundwissen einsetzt, um einen solchen Auftrag des Komponisten stilecht umzusetzen. Schon nur die Regeln über die Verzierkunst in der alten Musik füllen Bücher. Für Osswald ist das keine Einschränkung, im Gegenteil: «Wenn man das alles weiss, entsteht ein neuer Raum.» Dank dem engmaschigen Regelwerk entsteht eine Freiheit, über die sich die Musikerinnen und Musiker von Melothesia verständigen. «Es ist eine gemeinsame Sprache.»

Diese gemeinsame Sprache macht es möglich, dass Melothesia in unterschiedlicher Besetzung funktioniert. Osswald gründete das Ensemble 2016. «Zuerst mit Studienkollegen, später kamen andere hinzu», erzählt sie. Die Idee blieb aber: Ein offenes Ensemble, das in verschiedenen Formationen alte Musik spielt. Aus einem Pool von rund sechs Musikerinnen und Musiker aus Köln, Frankfurt, Basel oder Zürich formiert Osswald jeweils Melothesia. «Gambe, Barockcello, Cembalo, Laute, Blockflöten, Barockoboe», zählt sie die vertretenen Instrumente auf. Etwa ein Konzert pro Monat spielt die Gruppe, «wenigstens vor Corona.» Dann kämen sie jeweils für eine Probe zusammen, auch, um sich auszutauschen. Das ist Osswald wichtig. «Wir sehen uns manchmal ein halbes Jahr nicht», erzählt sie. «Wenn jemand in einer anderen Lebenssituation steckt, dann klingen die gleichen Stücke plötzlich auch anders.»

«Wie nah sind wir bei den Menschen?»

Osswald nimmt sich vor Konzerten immer Zeit, den Auftrittsort kennen zu lernen. «Wie klingt das? Wie nah sind wir bei den Menschen?», fragt sie sich dann. Auch das Oltner Kunstmuseum wird sie zwei Tage vor dem Konzert auskundschaften. «Wir müssen sowieso das Cembalo einrichten.» Das Holzinstrument braucht Zeit, um sich der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit anzupassen.

Einen Auftritt in einem Kunstmuseum spielte Melothesia bisher nur einen. «Das war im Städel Museum in Frankfurt», erinnert sich Osswald. Sie freue sich darauf, wenn die Musik mit den Werken im Kunstmuseum in einen Dialog träten. «Wir werden am Sonntag auf die Kunst im Raum reagieren.»

Wenn Sie nun also lesen, dass am Sonntag ein Blockflötenkonzert ist, hinter dem sich eine ganze Welt verbirgt: Dann sollten Sie hingehen. «Es lohnt sich», ist Osswald überzeugt.

 

Konzert von Melothesia

Stefanie Osswald, Blockflöte

Harald Hoeren, Cembalo

Werke von G.F. Händel, I. Sieber, J. van Eyck, J.S. Bach

Sonntag, 30. Januar, 10.30 Uhr Kunstmuseum, Kirchgasse 8, Olten

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