Präsenz markieren im Dorf
Obst- und Gartenbauverein Hägendorf Am Samstag veranstaltet der OGV Hägendorf sein traditionelles Mostfest. Spannende Einblicke ins Handwerk des Mostens und frischer Apfelsaft locken.
Der Dorfplatz in Hägendorf steht übermorgen Samstag ganz im Zeichen des Apfels. Der lokale Obst- und Gartenbauverein organisiert dort am 23. Oktober das Mostfest. Es weist eine jahrzehntelange Tradition auf. Wobei: An diesem Standort, mitten im Dorf, findet es nach der verregneten Premiere 2019 erst zum zweiten Mal statt. Davor gab es eine mehrjährige Pause, nachdem das Mostfest vorher auf einem Bauernhof eines OGV-Mitglieds beheimatet gewesen war.
Mit dem Verschwinden des Bauernhofs verschwand auch das Mostfest –scheinbar. Vereinspräsident Dominik Vögeli erinnert sich, wie es dann zum Wiederaufleben der totgeglaubten Tradition kam: «Nach einigen Jahren Pause stellten wir fest: Irgendwie fehlt etwas, denn das Mostfest war für uns der Anlass, mit dem wir im Dorf am stärksten präsent waren.» So wurde der Beschluss gefasst, das Mostfest zu reaktivieren.
Vögeli, 47 Jahre alt und dreifacher Familienvater, führt die Geschicke des Hägendörfer Obst- und Gartenbauvereins seit 2017. Dem Verein trat er wenige Jahre zuvor bei, nachdem er das Haus seiner Eltern mitsamt grossem Garten übernommen hatte. «So verfügte ich plötzlich über einige Obstbäume und Sträucher und wollte die künftig gerne selber schneiden können. Also besuchte ich mal einen Schnittkurs des Vereins.» Trotz anfänglicher Gegenwehr liess er sich schliesslich erweichen, dem Verein beizutreten. Ebenso verhielt es sich schon bald darauf, als er für ein Vorstandsamt und schliesslich fürs Präsidentenamt angefragt wurde. Vögeli lacht ob der Erinnerung.
2018 absolvierte er einen mehrtägigen Schnittkurs im Wallierhof und lernte dabei einen Landwirt mit eigener Obstpresse kennen. Ein Glücksfall für den Verein. Ueli Roth von der Oberen Wanne in Langenbruck erklärte sich bereit, mit seiner mobilen Mostpresse dem Mostfest des OGV in Hägendorf seine Aufwartung zu machen. Das Mostfest konnte seine Auferstehung feiern.
Wie vor zwei Jahren bietet die Frau des Landwirts übermorgen Samstag an einem Marktstand eigene Produkte an, der Verein selber führt ein kleines Beizli. Im Mittelpunkt steht aber das Mostpressen: Zu jeder vollen Stunde wird frischer Apfelsaft gepresst, dazwischen können sich Kinder an zwei kleinen Obstpressen versuchen. «Man kann das alte Handwerk des Mostens eins zu eins erleben», wirbt Vögeli für den Anlass. «Und es gibt natürlich nichts Besseres als frischen Most ab Presse.»
Leicht steigende Mitgliederzahl
Durch den Standort des Festes auf dem Dorfplatz könne der Obst- und Gartenbauverein viele Besucherinnen und Besucher der umliegenden Geschäfte erreichen und auf sich aufmerksam machen, erklärt Vögeli. «Die nehmen uns wahr, besuchen hoffentlich unser Fest und konsumieren vielleicht auch etwas.» Das Mostfest dauert von etwa 10 bis 16 Uhr. Neben dem sechsköpfigen Vorstand sind rund 25 weitere Vereinsmitglieder unmittelbar involviert.
Vögeli ist erst der zehnte Präsident des heuer 90-jährigen Vereins. Die Amtsdauer eines Präsidenten beträgt jeweils rund zehn Jahre. Auch ihm sei, wie er schmunzelnd berichtet, bei seinem Amtsantritt ans Herz gelegt worden, das Präsidium mindestens zehn Jahre zu führen. Der Verein verfügt derzeit über 106 Mitglieder. In den letzten Jahren, berichtet Vögeli stolz, sei die Mitgliederzahl stetig leicht steigend gewesen. Dennoch: Mit seinen aktuell 47 Jahren gehöre er zum jüngsten Drittel. Nachwuchs ist also jederzeit sehr willkommen. Vögeli hofft, dass junge Neumitglieder wiederum andere junge Mitglieder anwerben. Die Hürden sind grundsätzlich tief. Vögeli sagt: «Alle unsere Anlässe stehen immer allen offen. Auch Nicht-Vereinsmitglieder sind jederzeit willkommen. Das ist überhaupt kein Problem.»
Vorkenntnisse braucht es nicht
Wer sich mit dem Gedanken trägt, dem Verein beizutreten, braucht keinerlei Vorkenntnisse. Präsident Dominik Vögeli, von Beruf Sportlehrer, sagt zum Beispiel, er sei überhaupt kein Gemüsegärtner. «Und ich bin auch bei weitem nicht derjenige im Verein, der am meisten übers Gärtnern weiss.»
Rund zwölf Anlässe pro Jahr veranstaltet der OGVH, vor allem Schnittkurse, Vorträge oder Ausflüge. Stets im Jahreskalender figurieren je zwei Schnittkurse im Frühjahr sowie einer im Spätherbst. «Und zumindest jedes zweite Jahr unternehmen wir einen Vereinsausflug, auf dem wir zum Beispiel einen Landwirtschafsbetrieb besichtigen. Da verbinden wir jeweils Lehrreiches und Geselliges.» Lehrreich und gesellig – so soll auch das Mostfest 2021 werden.