Neues Zuhause für Wohngruppe
Buechehof Die Sozialtherapeutische Einrichtung «Buechehof» mit Hauptstandort Lostorf bekommt ein neues Zuhause für ihre in Erlinsbach angesiedelte Wohngruppe. Andreas Schmid, Gesamtleiter der Institution, gibt einen Überblick zu der Einrichtung und deren Pläne.
Bei der seit knapp 35 Jahren bestehenden Einrichtung «Buechehof» handelt es sich um eine Anthroposophische Institution, die ein differenzierteres Menschenbild postuliert als dies der Mainstream tut. «In der anthroposophischen Philosophie spricht man von «kognitiv» beeinträchtigten und nicht von «geistig» beeinträchtigen Menschen», informiert Andreas Schmid in breitem Baselbieter Dialekt. Für auf anthroposophischer Basis handelnde Menschen sei klar, dass der Geist eines jeden Menschen zu jeder Zeit vollkommen ist. Gäbe es kognitive Beeinträchtigungen, dann läge es daran, dass sich seelisch oder körperlich bei diesen Menschen etwas nicht zeigen könne, der Geist sei aber immer unversehrt. «Die Kernaufgabe des Buechehof ist die Begleitung und Förderung von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung im Alltag und im Arbeitsleben», so Schmid. Speziell stehen den Begleiteten des Buechehofs auch zwei grosse Aussenbereiche zur Verfügung. «Der Buechehof verfügt über einen Landwirtschaftsbetrieb und über eine Gärtnerei», erklärt Schmid und ergänzt, dass insbesondere die Hoftiere wertvolle «Arbeitgeber» für die betreuten Personen sind. «Tiere müssen gefüttert und gepflegt werden.» Alleine dieser Aspekt motiviere die Mitarbeitenden in sehr hohem Masse ihren Arbeitseinsatz zu leisten, da es selbstverständlich sei, dass diese Wesen Zuwendung brauchen. Auch in diesen Arbeitsbereichen wird auf dem Buechehof der anthroposophische Aspekt hochgehalten. «Wir produzieren alles nach den Richtlinien des biodynamischen Landbaus unter dem Logo Demeter», so Schmid.
Ziele für die Begleiteten
Der Buechehof sieht sich aber nicht nur als Wohn- und Arbeitseinrichtung, sondern legt auch individuelle, konkrete Förderziele fest, um die betreuten Personen möglichst in ihrer Entwicklung weiterzubringen. «Für uns ist es das oberste Ziel, unseren Begleiteten zu mehr Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu verhelfen», so der Gesamtleiter. Die Förderung beziehe sich zum Beispiel auch auf ganz alltägliche Dinge wie Waschen, Kochen oder die Körperhygiene. «Was der «normale» Mensch ganz nebenbei lernt und von seiner Umgebung aufschnappt ist für die Mitglieder unserer Wohngruppen überhaupt nicht selbstverständlich und muss teilweise Schritt für Schritt gelernt werden.» Auch der Umgang mit Geld oder das Pflegen einer Freundschaft sei eine grosse Herausforderung und müsse gezielt eingeübt werden, so Schmid.
Mit dem Bus zur Arbeit
Um in der etwas urbaner angesiedelten «Zwischenwohngruppe» in Erlinsbach wohnen zu können, sei eine gewisse Selbstständigkeit Voraussetzung, erklärt Schmid. Die dort lebenden Personen müssen es nämlich schaffen mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, also von Erlinsbach nach Lostorf. Für diese Wohn-gruppe soll nun auch ein neues, an die Bedürfnisse angepassteres Zuhause gebaut werden, und zwar ebenfalls in Erlinsbach. Für die dortige etwas selbstständigere Gruppe sei es von Vorteil, in einem belebteren Umfeld zu leben, bemerkt Schmid. Das Ziel Inklusion, das heisst zum Beispiel kognitiv beeinträchtigte Menschen in der Gesellschaft zu integrieren, sei viel einfacher zu er-reichen, wenn ein lebendiges Umfeld gegeben sei, indem beispielsweise selber eingekauft und einfacher am all-täglichen Geschehen teilgenommen werden könne.
Das Siegerprojekt kommt aus Olten
Für den Neubau des Erlinsbacher Standorts wurde ein Bauprojektwettbewerb lanciert. Am Freitag, 11. Dezember konnten dann auch an einer Ausstellung im Gemeindehaus Erlinsbach die fünf Projekte besichtigt werden. Die Modelle und Pläne beeindruckten allesamt durch ihre Komplexität und durch die ausgeklügelten Ideen, um den zukünftigen Bewohnern gerecht zu werden. Das Siegerprojekt mit Empfehlung zur Weiterbearbeitung trägt den Namen «Fagus» und wurde von den «Werk 1 - Architekten und Planer AG» in Olten erarbeitet. Es zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es sich auf natürliche Weise in das Dorfbild eingliedern lässt und einen grosszügigen Vorplatz mit viel Freiraum bietet. Der Bauplan des Siegerprojekts sieht eine Dreiteiligkeit vor, wie dies auch bei anderen alten Bauernhäusern, welche die Strasse ins Dorf säumen üblich ist, und bietet den Bewohnern ein Klima, in dem man sich geschützt fühlen darf, das aber auch Offenheit hin zum Dorf markiert. Dennoch müssen die Pläne des Sieger-projekts noch weiterbearbeitet werden, bemerkt Schmid während der Ausstellung. Ganz am Ziel angekommen seien diese noch nicht. Mit der Umsetzung des Vorhabens, sprich mit den Bauarbeiten, soll im Sommer/Herbst 2021 be- gonnen werden und es sei das Ziel, so der Gesamtleiter, dass die neuen Räumlichkeiten im Jahr 2022 bezugsbereit seien.