Nachwuchsproblematik? Fremdwort!
Schützengesellschaft Däniken 156 Jahre alt ist die SG Däniken bereits – und sieht sich gerade mit einer grossen Herausforderung konfrontiert: dem Wiederaufbau des abgebrannten Schützenhauses. Ansonsten aber ist der Verein kerngesund.
Dominik Lötscher ist gerade in aufgeräumter Stimmung. Das war in den vergangenen Wochen und Monaten beileibe nicht immer so. Als Präsident der Schützengesellschaft Däniken durchlebte er jüngst schwere Zeiten. Am 3. Dezember wurde das klubeigene Schützenhaus bei einem Brand weitgehend zerstört – und damit auch die Zukunft des Vereins infrage gestellt. Nun aber gibt’s Licht am Horizont.
Knapp drei Monate nach der Feuersbrunst – ausgelöst durch einen technischen Defekt – blickt Lötscher mit Zuversicht in die Zukunft. «Anfang Februar wurde uns der Entscheid über die Verfügung der Schadensumme zugestellt. Und dieser Entscheid ist gut. Mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln können wir das Schützenhaus wieder aufbauen.» Jede Menge Arbeit wartet auf die Vereinsmitglieder. Und schon bis jetzt hätten sie, berichtet der 37-jährige diplomierte Elektroninstallateur, wegen des Brandes mehr als 350 Stunden Fronarbeit geleistet. Der 1867 gegründete Verein half mit beim Einleiten von Sofortmassnahmen und beim Rückbau der zerstörten Infrastruktur, hielt diverse Sitzungen ab, holte Offerten ein, erstellte ein Kostendach, tauschte sich mit der kantonalen Gebäudeversicherung aus.
Die Abklärungen zogen sich in die Länge, weil nicht weniger als fünf verschiedene Versicherungsgesellschaften beigezogen werden mussten. Das Däniker Schützenhaus beherbergt neben der SG Däniken auch die Feldschützen Walterswil. Diese sind eingemietet und verfügen dort über Mobiliar. Und die Trefferanzeigen gehören den beiden Gemeinden Däniken und Walterswil. Alleine die Schäden am Gebäude belaufen sich gemäss Lötscher auf 420000 Franken, die Gesamtschadensumme beträgt knapp 600000 Franken.
Ob der Verein die entgangenen und entgehenden Einnahmen aus der Vermietung der Schützenstube geltend machen kann, ist noch offen. «Wir mussten alleine unmittelbar nach dem Brand Anfang Dezember 20 Vermietungen absagen», erklärt Lötscher. Auch Bundesgelder werden keine fliessen, weil das «Obligatorische» heuer nicht durchgeführt werden kann. Die Schützengesellschaft budgetiert jedenfalls für das nächste Vereinsjahr ein kräftiges Minus. «Aber wir hoffen darauf, wenigstens das End- und das Benzenschiessen durchführen zu können.» Ein ambitionierter Zeitplan. Das Endschiessen geht üblicherweise in der zweiten Hälfte des Septembers über die Bühne, das Benzenschiessen im Dezember.
Jungschützen erhalten Asyl in Erlinsbach
Stark tangiert ist das Vereinsjahr durch den Brand ohnehin. So mussten beispielsweise für die vielen Jungschützen im Verein Alternativen gefunden werden. Diese werden nun auf den Anlagen des Schützenbundes Niedererlinsbach und der Schützengesellschaft Obererlinsbach ihren Kurs durchführen können. «Die Solidarität ist riesengross», freut sich Lötscher über das Entgegenkommen anderer Vereine. Für die Aktiven wird erst noch eine Lösung gesucht werden müssen. Für sie wird das Vereinsjahr ohnehin stark von Fronarbeit beim Wiederaufbau geprägt sein. «Anstatt zu trainieren, werden wir meistens Sitzungen durchführen müssen», weiss der Präsident.
In einem normalen Vereinsjahr sind neben dem Feldschiessen die Besuche von eidgenössischen oder kantonalen Schützenfesten die jeweiligen Höhepunkte. 2022 zum Beispiel schossen 14 Däniker an den Kantonalfesten in Neuenburg und der Waadt. Dazu kommen Teilnahmen an Schützenfesten von Vereinen in der ganzen Schweiz sowie das Endschiessen an mehreren September-Wochenenden. Alle zwei Jahre findet zudem das gemeinsam mit den Feldschützen Walterswil organisierte Benzenschiessen zum Jahresabschluss statt.
Hin und wieder wird auch mal ein Anlass ohne Gewehr im Schlepptau organisiert. Für die Jungschützen zum Beispiel vielleicht mal ein Skitag. Die Aktiven unternahmen im letzten Jahr einen Tagesausflug in die Region Luzern. «Der fand Anklang – und hat Wiederholungspotenzial», sagt Lötscher lachend.
Leiden heutzutage viele Vereine unter Nachwuchsproblemen, sind solche bei den Däniker Schützen ein Fremdwort. Unter den 105 Vereinsmitgliedern – 77 Aktive und 28 Jungschützen – fehlen eher die Älteren als die Jungen. Der siebenköpfige Vorstand etwa hat ein Durchschnittsalter von 32 Jahren. Präsident Dominik Lötscher, der heute mit Frau und Tochter in Schöftland zuhause ist, stiess einst als Jungschütze zum Verein und trat bereits mit Anfang 20 in den Vorstand ein. Seit 2018 präsidiert er die SG Däniken.
Hoher Frauenanteil
Seit einigen Jahren schon sind die Jungschützenkurse der SG Däniken jeweils die teilnehmerstärksten des gesamten Kantons Solothurn. Lötscher vermutet als Erfolgsrezept, dass die meisten Jungschützenleiter selbst noch jung sind und die Sprache der Jugend sprechen. Auch achteten sie darauf, keine Topresultate einzufordern. «Das Mitmachen steht bei uns im Vordergrund. Wir wollen den richtigen Umgang mit der Waffe vermitteln. Aber daneben soll es im Jungschützenkurs auch Platz haben, um mal zusammen etwas zu unternehmen und es gemeinsam lustig zu haben», so Lötscher. Da auch junge Frauen als Jungschützenleiterinnen amteten, sei auch der Mädchen-Anteil sehr hoch. Unter den Teilnehmenden des Jungschützenkurses sei fast die Hälfte weiblich.
Im Gegensatz zu den Verantwortlichen vieler anderer Vereine sind Präsident Lötscher und seine Vorstandskollegen in Sachen Nachwuchsrekrutierung also nicht wirklich herausgefordert. Die SG Däniken ist ein junger Verein mit viel Energie. Davon wird es in den kommenden Wochen und Monaten auch viel brauchen. Die nicht nur sprichwörtliche Baustelle «Schützenhaus» wird die Vereinsmitglieder gehörig fordern.