Momentum mit neuen Routen
Momentum Olten Corona hin oder her: Per Crowdfunding will die Oltner Trendsporthalle Momentum eine neue Kletterwand und einen neuen Boulderblock finanzieren.
Es sehe schon fast wie im Umbau aus, sagt Alexander Troitzsch während er auf die Matten zeigt, die am Boulderblock lehnen. Der Präsident der Genossenschaft Trendsporthalle Olten steht im Momentum. Seit gut zwei Jahren betreibt die Genossenschaft die Skate- und Kletterhalle an der Oltner Industriestrasse. Vis-à-vis vom Boulderblock liegen verschraubbare Griffe vor den Kletterwänden. «Die Klettergruppe entwirft neue Routen», sagt Troitzsch. Das Klettertraining für Kinder soll bald wieder starten. Es ist das erste und vorläufig einzige Angebot im Momentum seit dessen Schliessung Mitte Dezember. Wegen der Coronapandemie wird die Halle ansonsten so leer bleiben wie an diesem Nachmittag. «Voraussichtlich noch bis Ende Februar», sagt Troitzsch.
Planen lässt sich so etwas während der Pandemie nicht. Damit will sich die Genossenschaft aber nicht abfinden. Mit dem Jahresende hat sie eine Kampagne lanciert, mit der eine zusätzliche Kletterwand und ein neuer Boulderblock finanziert werden sollen. Das ist der Umbau, von dem Troitzsch sprach. Höchstens 68000 Franken soll das Projekt insgesamt kosten. Kommen bei der Kampagne 20000 Franken zusammen, kann der Bau starten. Zu Wochenbeginn war knapp die Hälfte davon schon erreicht. «Das Minimalziel sollte machbar sein», ist Troitzsch zuversichtlich. Sammle die Kampagne mehr als das, werde damit einerseits der längerfristige Betrieb sichergestellt. Andererseits soll zusätzliches Leih- und Ausbildungsmaterial angeschafft werden. Arbeiten im Gegenwert von 10000 Franken leisten die ehrenamtlichen Handwerker der Projektgruppe, mehrheitlich Mitglieder der Genossenschaft und des Schweizer Alpenclubs Olten, selber. Zwanzig Prozent der finalen Kosten übernimmt der Lotterie- und Sportfonds des Kantons Solothurn. Das Crowdfunding läuft noch bis zum 2. Februar auf www.lokalhelden.ch/momentum. Der Baubeginn ist für den April vorgesehen.
«Vorerst ein halber Schritt»
«Das jetzige Projekt ist vorerst ein halber Schritt», sagt Troitzsch und erzählt von den ursprünglichen Plänen. Seit ihrer Eröffnung im Herbst 2018 hat sich eine Community um die Trendsporthalle gebildet. Ende 2019 war der Betrieb des Momentums in Schwung: Halle und Kursangebote wurden rege genutzt. «Ein guter Groove», nennt es Troitzsch. Mit der Auslastung kam der Wunsch nach mehr Platz auf. Die Chance darauf ergab sich: Im Januar 2020 kündigte die Mieterschaft unterhalb des Momentums im Erdgeschoss des Gebäudes. «Wir wollten diesen Platz dazu mieten und so das Momentum auf alle Etagen der Adresse ausweiten.» Bald zeichnete die Projektgruppe an Plänen. Das Budget sah fast eine Viertelmillion Franken vor. Die höheren Unterhaltskosten sollten ein Mehrzweckraum, ein kleines Bistrot und vor allem das erweiterte und damit attraktivere Angebot einspielen. «Wir waren euphorisch», erinnert sich Troitzsch. Dann rollte die Coronapandemie über die Schweiz. «Unter diesen Umständen konnten wir ein Projekt dieser Grösse nicht stemmen.»
«Das Maximum herausholen»
Um dem Wunsch nach mehr Kletterfläche trotzdem nachzukommen, entstand die heutige Idee. «So können wir das Maximum aus der Halle herausholen», erklärt Troitzsch. Das Projekt sollte nach der Verunsicherung im Frühling aber auch ein Zeichen sein: «Es geht weiter.» Ende Sommer wurde der Entschluss gefasst. Die Projektgruppe arbeitete die Pläne im Detail aus, klärte Statik und Finanzen ab und setzte sich mit Hallenbauern in Verbindung. «Selbst in Zeiten von Corona können wir den Umfang des Umbaus verantworten», erklärt Troitzsch. Zweifel an dem Projekt kamen deshalb auch mit der erneuten Schliessung der Halle Mitte Dezember nicht auf.
Auf das Kurswesen ausgerichtet
Sowohl die neue Kletterwand wie auch der neue Boulderblock sind auf das Kurswesen ausgerichtet. So hat die Kletterwand zum Beispiel keinen Überhang. «Für Anfänger des Klettersports sind Überhänge schwierig», weiss Troitzsch. «Auch bei spielerischen Übungen für Kinder sollte die Wand nicht zu steil sein.» Der Ausbau wird damit auch der Leistungsvereinbarung mit der Stadt Olten besser gerecht. Diese wurde im vergangenen November vom Gemeindeparlament um drei weitere Jahre erneuert. Neben Schulsport und Angeboten im Ferienpass können Oltner Schulen das Momentum so zu einem Pauschalpreis in der Höhe der Eigenkosten mieten. «Ausserdem halten wir die Halle damit attraktiv, weil wir mehr Platz und unterschiedlichere Kletterrouten anbieten können.» Die Pläne, das Erdgeschoss dem Momentum einzuverleiben, will die Genossenschaft nach der Coronakrise weiterverfolgen. Anders sieht es mit dem Neubau einer Kletterhalle aus, eine Idee, die noch aus der Zeit vor der Eröffnung stammt. «Das bleibt vorläufig ein Traum», hält Troitzsch fest. Ein Neubau würde den wirtschaftlichen Druck um ein Vielfaches erhöhen. «Da bleibt zu prüfen, ob ein genossenschaftlicher Betrieb die richtige Struktur ist», gibt er zu bedenken und betont den Vorteil der Genossenschaft: «Die Besuchenden sind Mitbesitzer der Trendsporthalle. Wir sind das Momentum. Diese Atmosphäre wollen wir unbedingt erhalten.»