Mit der Pensionierung hört die Demokratie nicht auf

Graue Panther Olten und Umgebung: Der Verein setzt sich vor allem auf politischer Ebene für ältere Bürger ein und feiert am Freitag, 15. November sein zehnjähriges Bestehen. Ein Rück- und ein Ausblick.

Aktuell arbeitet sich Vereinspräsident Ruedi Fasnacht durch vier Bundesordner, um an der Jubiläumsfeier der Grauen Panther Olten auf das vergangene Jahrzehnt zurück- und auf das kommende vorausblicken zu können. (Bild: ZVG)
Aktuell arbeitet sich Vereinspräsident Ruedi Fasnacht durch vier Bundesordner, um an der Jubiläumsfeier der Grauen Panther Olten auf das vergangene Jahrzehnt zurück- und auf das kommende vorausblicken zu können. (Bild: ZVG)

Der graue Panther stösst sich mit den Hinterbeinen ab und setzt zum Sprung an. Geschmeidig und elegant schwebt die Raubkatze in der Luft. «Der Panther hat vielleicht graue Haare, aber immer noch eine gewisse Sprungkraft», kommentiert Präsident Ruedi Fasnacht das Logo des Vereins und spielt damit auf die älteren Menschen an, für welche der Panther symbolisch steht. Aktuell arbeitet sich Fasnacht durch vier Bundesordner, um an der Jubiläumsfeier auf das ver- gangene Jahrzehnt zurück- und auf das kommende vorausblicken zu können. Lachend fügt der Präsident hinzu: «Mit unseren zehn Jahren sind wir die jüngste Panther-Sektion in der Schweiz.» Eine junge Organisation also, die sich für ältere Menschen einsetzt. Und deren Schwerpunkte «Politik» und «Kultur» auf den Panther übertragen die Vorder- und Hinterbeine der Raubkatze bilden. «Ich freue mich über alles, was wir in den letzten zehn Jahren geschafft haben und, dass wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden», fasst Fasnacht zusammen. «So haben wir zum Beispiel als Mitglied im Initiativkomitee mitgeholfen, dass Gäste in Tagesstätten einen staatlichen Zustupf erhalten.» Mit einem Volksauftrag hatten die Panther zudem erreicht, dass Heimbewoh- nerinnen und Heimbewohner ab 2012 bei den Restkosten markant entlastet wurden. «Leider hat die Kantonsregierung die fortschrittliche Lösung in einem Sparpaket nach zwei Jahren geopfert», bedauert Fasnacht und ergänzt: «Wir hatten politischen Erfolg und Misserfolg. Das gehört dazu.» In den letzten zehn Jahren hat der Verein rund fünfzig Veranstaltungen organisiert. «Es ist uns ein Anliegen, etwas nicht Alltägliches zu machen.» Einmal trafen sich die Panther mit einer Berufs- schulklasse, um den Dialog zwischen den Generationen zu fördern. Vier Panther sassen mit vier Lernenden zusammen, diskutierten und beantworteten Fragen. «Wir älteren Menschen haben Kinder und Enkel und vor allem waren wir selber mal jung. Das schafft mehr Bezug zur Welt der Jungen als umgekehrt», sinniert Fasnacht.

Politik-Affinität

Die Grauen Panther verbinden die Region Olten mit der Umgebung von Schönenwerd bis Oensingen. Der Verein zählt rund 120 Mitglieder und hat einen zehnköpfigen Vorstand. «Es gibt unter unseren Mitgliedern viele, die politik-affin sind, alt Nationalräte, alt Kantonsräte, alt Ober- richter, alt Regierungsräte oder alt Gemeinderäte», sagt Fasnacht, der selber zwölf Jahre lang Kantonsrat war. Darauf angesprochen, meint der politisch Interessierte lachend: «Das war irgend- wann im letzten Jahrtausend. Dieses Amt habe ich vor über 40 Jahren ausgeübt.» Die Grauen Panther setzen sich für Grundrechte, Gerechtigkeit und gegen die Diskriminierung des Alters ein. «Altersdiskriminierung ist in der Politik ein Begriff geworden. Manchmal werden ältere Leute geistig nicht mehr für voll genommen. Das sind so Feinheiten, die auf den ersten Blick kaum auffallen.» Als er vor zwölf Jahren pensioniert worden sei, habe er das Gefühl gehabt, dass es niemanden gebe, der sich den Seniorinnen und Senioren politisch annehme, so Fasnacht. «Diese Tatsache hat mich umgetrieben. Denn für viele hört zwar mit 65 das Erwerbsleben auf, die Demokratie je- doch sollte es nicht.» Es brauche mehr als nur Unterhaltung für die Älteren. Jassen sei zwar toll, aber man müsse sich auch mit Dingen wie Steuervorlagen befassen. «Wir Panther beobachten, was politisch läuft und intervenieren wenn nötig.»

Gerechte Teilhabe

Für viele Rentner sei es eine grosse Hürde, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, so die Erfahrung von Fasnacht. «Viele, die berechtigt wären, Ergänzungsleistungen zu beziehen, fordern diese nicht ein.» Dabei sei es nicht immer nur Tüchtigkeit, die am Ende über die Höhe der Rente ent- scheide. «Wie sonst auch im Leben gibt es in der Gesellschaft grosse Unterschiede betreffend Bildung, Einkommen und gerechter Teilhabe am sozialen Leben.» Von den eigenen Mitgliedern hätten die Panther in den letzten Jahren für ihre Arbeit viel positives Echo bekommen. «Was wir zu wenig haben, sind Menschen, die aktiv mitarbeiten. Zudem mangelt es an konstruktiver Kritik», sagt Fasnacht selbstkritisch. Manchmal wünsche er sich, dass Mitglieder auch formulieren würden, was der Verein verbessern könnte. «Nichtsdestotrotz packen wir jetzt die nächsten zehn Jahre an und setzen uns für unser Klientel ein», meint Fasnacht und ergänzt mit Blick auf die vielen unge- lösten Probleme wie der Rentenreform: «Der Panther wird wohl noch ein paar Mal zubeissen müssen.»

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