Mit den «roten Nasen» nach Hause

Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau Die Feiertage stehen bevor und mit ihnen die Zeit der grossen Festessen und guten Weine. Während diesen Tagen sorgt Nez Rouge mit ihrem Fahrdienst für mehr Sicherheit auf den Schweizer Strassen. Der Stadtanzeiger hat mit Präsident Manuel Stolz einen Blick hinter die Aktion geworfen.

Im vergangenen Jahr tätigte die Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau während 12 Nächten 758 Fahrten, transportierte 1’588 Personen und fuhr 30’000 Kilometer. (Bild: ZVG)

Im vergangenen Jahr tätigte die Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau während 12 Nächten 758 Fahrten, transportierte 1’588 Personen und fuhr 30’000 Kilometer. (Bild: ZVG)

«Wer kommt sonst in den Genuss einen Tesla oder Jaguar zu fahren», so Manuel Stolz, Präsident Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau.

«Wer kommt sonst in den Genuss einen Tesla oder Jaguar zu fahren», so Manuel Stolz, Präsident Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau.

Rückblickend auf elf Jahre Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau weiss Präsident Manuel Stolz die eine oder andere Geschichte zu erzählen. «Ein Team holte einen Jaguar-Fahrer vor einem noblen Restaurant ab, um ihn und sein Auto 200 Meter nach Hause zu fahren. Den Herrn trennte immerhin eine Polizeikontrolle von seinem Zuhause und sein wertvolles Auto wollte er nicht stehen lassen. Für den Kurzeinsatz gab es ein grosszügiges Trinkgeld», erzählt Stolz schmunzelnd.

Hohe Nachfrage anfangs Dezember

Die Saison hat bereits am Freitag, 1. Dezember für das ehrenamtlich tätige Nez Rouge-Team begonnen. «Wir bieten seit rund vier Jahren jedes Wochenende im Dezember jeweils am Freitag und Samstag unseren kostenlosen Dienst an. Die Nachfrage, insbesondere von Firmen die Weihnachtsfeiern durchführen, hat in dieser Zeit stark zugenommen», erklärt der Präsident. In Sachen Freiwillige ist die Sektion in diesem Jahr gut aufgestellt. Wie üblich fehlen noch Personen für die Silversternacht. «Das ist normal. Viele warten ab, ob nicht doch noch eine Einladung eintrifft, und melden sich dann kurzfristig für den Telefon-, Disponenten- oder Fahrdienst», weiss Stolz. Dabei werden gerade an Silvester sehr viele Freiwillige benötigt. «Während für eine normale Nacht 27 Helfer ausreichen, standen im vergangenen Jahr an Silvester über 90 Freiwillige im Einsatz.» Jede Person darf bei Nez Rouge mitwirken, wenn sie die Anforderungen wie einen gültigen Führerausweis erfüllt und mindestens 24 Stunden vor dem Einsatz keinen Alkohol getrunken hat.

Ursprung in Kanada

Nez Rouge wurde 1984 im kanadischen Quebec von Jean-Marie De Koninck, einem Mathematik- professor und Trainer einer Uni-Schwimm-mannschaft, als Non-Profit-Organisation gegründet. Mit Letzterer bot er kostenlosen Heimfahrtdienst im Auto des Kunden an. Dies um das Sportteam durch das Trinkgeld finanziell zu unterstützen und um dem Fahren in angetrunkenem Zustand entgegenzuwirken. 1990 wurde die Idee erstmals in der Schweiz, im Kanton Jura, aufgenommen. Heute zählt die Schweiz 23 unabhängige Sektionen, die sich jeweils vor Ort selbst organisieren. Manuel Stolz ist sowohl Präsident der Nez Rouge Sektion Solothurn/Oberaargau als auch Mitglied des Stiftungsrates. Beim Nez Rouge-Gedanken geht es weder darum den Konsum von Alkohol zu fördern noch diejenigen zu verurteilen, die gerne ein Glas davon trinken. Es ist eine nationale Präventionskampagne gegen Unfälle im Strassenverkehr. «Im Jahr 2012 wurde der Verband gegründet, der jeweils eine einheitliche nationale Werbekampagne lanciert und Sponsoren mit ins Boot holt, um den Betrieb zu gewährleisten. Beispielsweise stellt die Swisscom eine einheitliche Telefonnummer zur Verfügung oder der Versicherungsschutz für die fremden Fahrzeuge wird übernommen», zeigt Stolz auf.

Lücke geschlossen

Während seinem Sprachaufenthalt in Genf kam Manuel Stolz erstmals in Kontakt mit Nez Rouge. Etwas später wurde er von einem Oltner Kollegen kontaktiert, der bedauerte, dass zwischen den Kantonen Aargau und Bern eine Nez Rouge-Versorgungslücke besteht. Im Jahr 2006 gründeten vier Personen, darunter Manuel Stolz, die Sektion Solothurn/Oberaargau. Diese deckt das Gebiet von Olten bis Bellach und von Passwang bis Huttwil ab. «Innerhalb dieses Bereichs holen wir die Personen ab. Wir fahren aber auch nach Basel oder Bern, wenn der Kunde dort zu Hause ist», erklärt Stolz. Sowohl der fünfköpfige Vorstand als auch die zahlreichen Freiwil-ligen stehen ehrenamtlich im Einsatz. «Einerseits geht es um den Präventionsgedanken und daneben haben unsere Einsätze auch einen sozialen Aspekt, denn manch ein Freiwilliger oder eine Freiwillige ist froh, dass sie die Feiertage nicht alleine zu Hause verbringen muss», erklärt Stolz die Motivation und fügt lachend an: «Daneben haben wir unter unseren Helfern auch die eine oder andere autobegeisterte Person im Team. Wer kommt sonst in den Genuss, einen Tesla oder Jaguar zu fahren.» Freiwillige, die sich für einen Einsatz aber auch für eine Vorstandstätigkeit engagieren möchten, können sich gerne bei der Sektion Solothurn/Oberaargau melden. In unserer Region sind die «Roten Nasen» mit ihrer Einsatzzentrale in Balsthal noch von Freitag, 22. bis Dienstag, 26. Dezember und von Freitag, 29. bis Sonntag, 31. Dezember unterwegs, um andere Menschen sicher in ihren Autos nach Hause zu fahren. Gesucht werden noch Personen, die der Sektion nach dem Abschluss der Aktion am 2. Januar 2018 bei den Aufräumarbeiten unter die Arme greifen.

«Mehrheitlich anständige Fahrgäste»

«Ein Herr erklärte während der Heimfahrt der freiwilligen Fahrerin ganz gemäss dem Motto «Frauen können nicht Auto fahren» seinen Wagen. Angekommen auf seinem Grundstück wollte er partout sein Auto selbst in die Garage fahren und touchierte dabei die Wand», erzählt Stolz augenzwinkernd. Angesprochen auf den Aspekt Alkohol und weibliche Fahrerinnen, die mit einem Anteil von 40% gut vertreten sind, meint Stolz, dass sie versuchen, wenn möglich die Zweier-Teams mit einem Mann und einer Frau zu bestücken. «In der Regel sind unsere Kunden zwar angetrunken, aber anständig. Auf die betrunkenen Fälle treffen wir meist in den frühen Morgenstunden des neuen Jahres», erzählt Stolz, während ihm ein Erlebnis vor drei Wochen wieder einfällt, als ein junger Mann nach der Heimfahrt vor seinem Zuhause feststellte, dass er vor zwei Wochen umgezogen ist und nicht mehr an dieser Adresse wohnt. Ehrensache für die «Roten Nasen», dass sie ihren Kunden bis an die richtige Haustüre begleitet haben.


Nez Rouge Solothurn/Oberaargau

Gratis-Telefonnummer:
0800 802 208

Freitag, 22.12.: 22 bis 3.30 Uhr
Samstag, 23.12.: 22 bis 3:30 Uhr
Sonntag (Heiligabend), 24.12.: 22 bis 1.30 Uhr
Montag (Weihnachten), 25.12.: 22 bis 1.30 Uhr
Dienstag (Stephanstag), 26.12.: 22 bis 1.30 Uhr
Freitag, 29.12.: 22 bis 3.30 Uhr
Samstag 30.12.: 22 bis 1.30 Uhr
Sonntag (Silvester), 31.12.: 22 bis 3.30 Uhr

<link http: www.nezrougesolothurn.ch>www.nezrougesolothurn.ch

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