Lesestoff für jedermann
Verein offener Bücherschrank Olten Gegen 1500 Bücher wechseln jährlich dank des offenen Bücherschranks auf der Kirchgasse den Besitzer.
Neben «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen» von Peter Bichsel steht «Das grosse Wanderbuch» von Sepp Trütsch und Bücher des Schriftstellers Karl May. Je nach Format bis zu 350 Titel vom Roman bis zum Bilderbuch sind im Bücherschrank auf der Kirchgasse neben dem Café Gryffe zu finden. Im Oktober 2012 reichten Tabitha Germann und Hanspeter Keller unabhängig voneinander den Vorschlag ein, einen offenen Bücherschrank auf der nun verkehrsbefreiten Kirchgasse zu errichten. «Wir wollten es mit dem offenen Bücherschrank jeder Person jederzeit ermöglichen, sich Lesestoff zu besorgen», erklärt Hanspeter Keller, der im letzten Jahr das Präsidentenamt zum zweiten Mal, jedoch nur interimistisch, wie er betont, vom langjährigen Präsidenten Martin Affolter übernommen hat. Während heute schon fast in jedem Dorf ein Bücherschrank unterhalten wird, war dieser Trend vor sieben Jahren noch den grösseren Städten wie beispielsweise Basel vorbehalten. Nach dessen Modell orientierte sich schliesslich auch die Arbeitsgruppe und liess den schwarzen Metallschrank auf einem Betonsockel errichten.
Wohlwollender Start
Mit dem Preisgeld für den dritten Platz des Gestaltungswettbewerbs Kirchgasse Olten und der Mithilfe des kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung Solothurn und den regionalen Lionsclubs Olten, Wartenfels und Aareland wurde schliesslich der Bücherschrank auf der Kirchgasse finanziert und die Arbeitsgruppe in einen Verein umgewandelt. «Auch der lokale Buchhandel ist dem Bücherschrank bis heute stets wohlwollend begegnet. Während uns die Buchhandlung Schreiber hin und wieder mit einer Buchspende unterstützt, hilft Buchhandlung Klosterplatz-Geschäftsführer Christian Meyer als Revisor aktiv mit», zeigt sich Keller dankbar über die Unterstützung. In den vergangenen Jahren habe der Oltner Verein aus der Ferne auch bei der Erstellung von rund sechs Bücherschränken beispielsweise in Biel beratend mitgeholfen.
Aktivmitglieder halten Ordnung
Beim Bücherschrank können Bücher kostenlos mitgenommen und müssen auch nicht mehr zurückgebracht werden. Wer möchte, darf auch Bücher bringen. Rund 40 Mitglieder, teilweise seit den Anfängen mit dabei, tragen den Verein finanziell mit ihrem Beitrag über zehn Franken. 16 Aktivmitglieder kümmern sich zudem alternierend um die Ordnung im Bücherschrank. «Es gibt einen Plan, in den sich die Personen für ihre Kontrolleinsätze eintragen können», erklärt Keller. Normalerweise stünden die Mitglieder zwei bis vier Wochen pro Jahr im Einsatz. «In der Regel reichen ein bis zwei Kontrollgänge wöchentlich mit Ausnahme der Wochen während der Zügeltermine. Leider wird an diesen Daten unser Bücherschrank nicht selten als Entsorgungsstelle missbraucht», bedauert Keller, der regelmässig mit einem prüfenden Auge am Bücherschrank anzutreffen ist. «Ich habe ja Zeit», meint der einstige Direktor eines Verlagsunternehmens lachend. Ab und zu deponiert Keller auch Karl May-Bücher aus der Sammlung seiner Jugendzeit. «Es brauchte seine Zeit, bis diese Bände einen Liebhaber gefunden haben. Seither sind sie jedoch nicht allzu lange Zeit im Bücherschrank zu finden», freut sich der Präsident. Neben dem Geraderücken und ordnen der Bücher geht es bei den Kontrollgängen insbesondere darum, dass sich keine unangemessene Literatur darin befindet. Als unangemessen gelten rassistische, pornografische und beschädigte oder schmutzige Bücher. Seit 2016 ist der Bücherschrank eine Station des Schweizer Schriftstellerweges, was anhand der Stele am Bücherschrank erkennbar ist.
Neues Vorstandsmitglied
Neben den Vorstandsmitgliedern Martin Affolter, Jonas Himmelreich und Fessaha Kebede gehört seit Kurzem auch die Oltnerin Anita Liniger dem Vorstand an. «Ich war bereits längere Zeit Mitglied und habe Martin Affolter, den ich durch die Arbeit kannte, angeboten aktiv beim Verein mitzuhelfen», erzählt Liniger. «Dabei hat mich der karitative Aspekt interessiert. Ausserdem werde ich in eineinhalb Jahren pensioniert, weshalb ich mich spätestens dann auch mehr einbringen kann und möchte», so die Oltnerin, die in der Kommunikation tätig ist und sich selbst als Text- und Papierfrau beschreibt. «Neben zwei Buchhandlungen und zwei Bibliotheken führt der Bücherschrank mit einem Umschlag von jährlich 1500 Büchern ein Eigenleben», freut sich Liniger über den Erfolg. Wer sich ebenfalls für den Bücherschrank einsetzen möchte, der kann sich als zahlendes Mitglied oder auch gerne für das Mitmachen in der Betreuung des Bücherschranks melden.
Offener Bücherschrank Olten
Neben der Café/Bar Gryffe, Kirchgasse, Olten
Hanspeter Keller, Präsident
E info@buecherschrankolten.ch