Klein, aber fein – und möglichst vielfältig

Märtchratte Walterswil Der beliebte Adventsmärt Walterswil findet nach einjährigem Unterbruch wieder statt. Am Wochenende sind die meisten Frauen des organisierenden Vereins Märtchratte doppelt gefordert.

Der Angebotsmix bei den heuer 37 Ständen am Walterswiler Adventsmärt wird einmal mehr gross sein. (Bild: Daniel Hunziker)

Der Angebotsmix bei den heuer 37 Ständen am Walterswiler Adventsmärt wird einmal mehr gross sein. (Bild: Daniel Hunziker)

Ursula Kiefer.

Ursula Kiefer.

Letztes Jahr fiel er der Pandemie zum Opfer, dieses Jahr wird er von dieser zumindest leicht beeinträchtigt: der Adventsmärt Walterswil, organisiert vom Verein Märtchratte. Der Vorfreude auf die bereits 27. Austragung des beliebten kleinen Weihnachtsmarktes tut das indes keinen Abbruch.

Der Entscheid, heuer wie gewohnt am ersten Adventswochenende wieder einen Markt zu veranstalten, fiel erst vor ein paar Wochen, Mitte Oktober. Die als Präsidentin amtende Ursula Kiefer hatte zu jenem Zeitpunkt einerseits die Bewilligungen von kantonaler Seite erhalten, andererseits auch die nötigen Zusagen vieler wichtiger Helfer. Dem organisierenden Verein gehören nur gerade elf Personen an; allesamt sind Frauen.

Kiefer, heuer 65 geworden, ist froh, dass sie seit diesem Jahr pensioniert ist. Andernfalls hätte die ehemalige Lehrerin die anstehenden Vorbereitungsarbeiten kaum innerhalb weniger Wochen erledigen können. Arbeiten, für die normalerweise nach der GV im März Monate zur Verfügung stehen. All die Dinge, die es diesmal im Vorfeld des Marktes zu tun und keinesfalls zu vergessen galt, raubten der Mutter dreier Söhne zuweilen sogar den Schlaf.

Drei Stände weniger als üblich

Sind es üblicherweise 40 Stände, sind es diesmal deren 37. Im Aussenbereich stehen bloss drei statt sechs Stände. Und auch bei den Ausstellern gibt es coronabedingt gewisse Wechsel. Auf den angestrebten Mix verzichte man aber nicht. «Wir achten darauf, dass unser Angebot vielfältig ist, wir wollen das so, das macht uns speziell», erklärt Kiefer. Ein grosses Anliegen sei auch, dass die Produkte von den Standbetreibern selbst hergestellt werden. Ursula Kiefer freut sich in der Ausgabe 2021 speziell auf eine neue Ausstellerin mit finnischem Papiergarn. Oder auch auf eine, die aus recyceltem Material Stofftaschen herstellt.

Am Markt, der am Samstag von 10 bis 21 Uhr und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist, betreiben auch die meisten der elf Märtchratte-Frauen einen Stand. Ursula Kiefer zum Beispiel wird Kulinarisches feilbieten: Guetzli, Konfitüre, Gelee und Schnäpse. Geht das denn, die Doppelbelastung als Standbetreiberin und Präsidentin des veranstaltenden Vereins? Kiefer beschwichtigt: «Wir sind wirklich ein gutes Team und verfügen über gute Helfer.» Doch, gibt sie zu, am Sonntagabend sei sie jeweils schon erschöpft. «Es ist eine happige Zeit. Aber dennoch schön.» Sie lacht.

Der Aufbau für den Adventsmärt startete bereits am gestrigen Mittwoch und dauert bis am Freitagabend. Insgesamt sind rund 100 Personen im Einsatz. Die meisten Helferinnen und Helfer neben den Vereinsmitgliedern sind Angehörige und Senioren vom Dorf. Parkplatzeinweisung und Zertifikatskontrolle an den beiden Markttagen übernimmt die Feuerwehr. Am Sonntag ab 17 Uhr geht es gleich ans grosse Aufräumen. «Innerhalb von drei Stunden ist die Mehrzweckhalle wieder leer. Darüber staune ich jedes Mal», sagt Kiefer.

Die Zukunft des Marktes ist gefährdet

«Märtchratte» wurde im Herbst 1993 gegründet, seit 1994 findet der Adventsmärt des Vereins mit Ausnahme von 2020 alljährlich statt. Eine Art Weihnachtsmarkt existiert in Walterswil aber bereits seit 1984. Eigentliche Initiantin war damals die heutige Gemeindepräsidentin Marie-Louise Wilhelm. Anfänglich boten bastelfreudige Frauen ihre Produkte in den Räumlichkeiten einer Garage an, später im Kirchgemeindehaus. Als der Platz zu knapp wurde und sich auch externe Aussteller meldeten, erfolgte die Vereinsgründung und im Zuge derer der Umzug in die Mehrzweckhalle.

In den ersten Jahren nach seiner Gründung organisierte der Verein auch Lesungen. Zudem war er mit einem Stand auch immer an der Chilbi präsent; letzteres ist bis heute so geblieben. Hauptaktivität ist aber seit jeher der Adventsmärt. Bereits im Sommer treffen sich die Mitglieder jeweils, um gemeinsam die Dekoration für den kommenden Weihnachtsmarkt zu basteln.

Und wie geht es in den nächsten Jahren weiter mit dem Walterswiler Adventsmärt, droht vielleicht sogar das Ende? Ursula Kiefer seufzt laut. «Ich weiss nicht. Ich hoffe es nicht.» Aber aufgrund der Altersstruktur des Vereins stelle sich die Frage der Durchführung immer wieder von neuem. Nur zwei Mitglieder sind deutlich unter 60. «Und manche haben im Coronajahr 2020 auch realisiert, dass es eigentlich auch schön ist ohne Markt…» Am Samstag und Sonntag kann der Beweis erbracht werden, dass es mit Markt noch ein wenig schöner ist.

www.adventsmärt-walterswil.ch

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