«Gibt es Arbeit, ist der Hänggi dabei»

Die gute Seele Willi Hänggi gehört seit mehr als einem halben Jahrhundert zum FC Hägendorf wie die Fussbälle oder die Torpfosten. Seiner grossen Verdienste wegen wurde Hänggi zum Ehrenmitglied ernannt – ohne je ein Vorstandsamt bekleidet zu haben.

Willi Hänggi war beim FC Hägendorf lange Jahre Spieler, später nimmermüder Helfer oder Klubhauswirt – derzeit amtet er als Platzwart. (Bilder: Achim Günter)

Willi Hänggi war beim FC Hägendorf lange Jahre Spieler, später nimmermüder Helfer oder Klubhauswirt – derzeit amtet er als Platzwart. (Bilder: Achim Günter)

Seit mehr als 50 Jahren eng mit dem FC Hägendorf verbunden: Willi Hänggi.

Seit mehr als 50 Jahren eng mit dem FC Hägendorf verbunden: Willi Hänggi.

Willi Hänggi ist ein «gmögiger» Typ. Berührungsängste kennt er nicht. Beim Vereinbaren des Termins am Telefon sagt er: «Kommen Sie einfach vorbei auf dem ‹Schuttplatz›, ich bin ohnehin da. Wir trinken dann ein Bier zusammen.» Als wir uns tags darauf auf dem Sportplatz Breite in Hägendorf per Handschlag begrüssen, sagt er: «Ich bin der Willi.» Ja, als solcher ist er beim FCH bekannt. Vielleicht sogar eine kleine Institution. Der Willi. Manche nennen ihn aber auch «Hänggi», «Bütz» oder – seiner Körpergrösse geschuldet – schlicht «Chline».

1955 geboren, trat der gebürtige Hägendörfer bei erstbester Gelegenheit in den Verein ein. Mit zwölf Jahren wurde er C-Junior. Jüngere Juniorenkategorien gab es damals, in den 60er-Jahren, noch nicht. 1973 schnupperte er als Jungspund erstmals Aktivenluft und zählte somit zum ersten FCH-Team, das den Aufstieg in die 2. Liga schaffte. Fortan gehörte Willi Hänggi über viele Jahre der ersten Mannschaft an, später der zweiten, dann auch den Senioren und Veteranen. Nur eine einzige Saison verbrachte er in der «Fremde» – beim benachbarten FC Egerkingen.

Zu tun gibt es immer etwas

Dem FCH blieb Hänggi über seine Aktivkarriere hinaus stets verbunden. Ein offizielles Amt bekleidete er jedoch nie, wirkte weder als Trainer noch als Funktionär. Doch der gelernte Schweisser, der lange Jahre als Glasbaumonteur gearbeitet hatte, war und ist stets zur Stelle, wenn irgendwo zwei helfende Hände gebraucht wurden oder werden. Er selber formuliert es so: «Ich mache halt alles, flicke alles.» Nicht selten ersetzt Hänggi dank seines Know-hows einen Profihandwerker – und spart so «seinem» FC Hägendorf Geld. Im Klubhaus zum Beispiel fallen immer wieder kleinere oder grössere Reparaturen an. Aber auch die Sponsorenbanden, die Anzeigetafel oder der Grillstand sorgen hin und wieder für Arbeit. Zu tun gibt es immer etwas.

Der Verein würdigte Willi Hänggis Verdienste um den FC Hägendorf an der vorletzten Generalversammlung mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft. Präsident Florian Zemp begründet: «Er leistet jeden Tag unermüdlichen Einsatz – und das nicht erst seit gestern. Er war stets ein ‹Chrampfer›. Zeigt das Thermometer nicht gerade minus 10 Grad an, ist er auf dem Fussballplatz an der Arbeit. Solche Leute findet man heutzutage kaum mehr.»

Aktuell wirkt Hänggi in der zweiten Saison als Platzwart. Zuvor führte der heute 68-Jährige zwei Jahre lang das Klubhaus. Und auch in all den Jahren und Jahrzehnten vorher war «Willi» im Umfeld des Vereins stets präsent gewesen. «Ich half bei jedem Fest beim Aufstellen, beim Abbauen und war auch im Service eingespannt. Wenn es Arbeit gibt, ist der Hänggi dabei. Er sagt nie Nein.» Jetzt als Platzwart sei er sogar täglich auf der Breite anzutreffen, normalerweise von halb elf bis halb fünf Uhr nachmittags. Und mit «täglich» meint er wirklich täglich: von Montag bis Sonntag.

Keine Zeit mehr für andere Hobbys

Während die Gemeinde Hägendorf für Bewässerung und Rasenschnitt – mittels Roboterrasenmäher – zuständig ist, kümmert sich Hänggi um den ganzen Rest: Ausbesserungen des Spielfeldes, Platzzeichnung, Torbewirtschaftung, Mäharbeiten in der Umrandung, und so weiter. Aufzählen liesse sich noch so einiges. Raum für andere Hobbys bleibt dem geschiedenen Vater erwachsener Kinder keine. Aber da ihm die Arbeit beim FC Hägendorf derart gut gefällt, ist ihm das egal. «Ich mache die Arbeit mit Herzblut, sonst ginge das nicht.» Und an Wertschätzung seiner Arbeit gegenüber fehle es nicht. «Mir wird oft gedankt.» Er schätzt auch, dass ihm immer ein offenes Ohr geschenkt werde, wenn er beispielsweise eine Neuanschaffung wünsche. «Und wenn ich mal Hilfe brauche, bekomme ich Unterstützung.»

Sein Vorgänger im Amt des Platzwartes übte seine Tätigkeit rund 50 Jahre aus, ehe er einen Tag nach seinem 80. Geburtstag verstarb. Auf eine solch lange Amtszeit wird es Willi Hänggi ganz bestimmt nicht bringen. Im Verein fühlt er sich jedoch nach wie vor bestens aufgehoben, über die verschiedenen Generationen hinweg. Stolz erzählt er zum Beispiel: «Ich werde jeweils sogar an die Herbstwanderung der zweiten Mannschaft eingeladen.» So scheint klar: Solange es Willi Hänggis Gesundheit zulässt, wird man ihn weiterhin tagtäglich auf dem Areal des FC Hägendorf irgendetwas werkeln sehen.

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