Für den Anschluss in Olten

International ­Community Olten Als lose Gruppe trifft sich die International(ly-minded) Community Olten jeden Monat. Damit will sie für alle in ­Olten Anschluss schaffen.

Die Initianten der International(ly-minded) Community Olten: Kirill und Jessica Bourovoi und ihr Sohn, der vor einem Monat zur Welt kam. (Bild: Franz Beidler)
Die Initianten der International(ly-minded) Community Olten: Kirill und Jessica Bourovoi und ihr Sohn, der vor einem Monat zur Welt kam. (Bild: Franz Beidler)

Olten sei Multikulti, sagt Kirill Bourovoi. «Wer durch Olten spaziert, bekommt alle möglichen Sprachen zu hören.» Das fiel dem 35-Jährigen sofort auf, als er vor vier Jahren nach Olten zog. Tatsächlich leben laut Erhebungen der Stadtverwaltung Menschen aus 114 Ländern in der Dreitannenstadt. «Zwar Multikulti, aber keine Möglichkeit zum Austausch für Neuzugezogene», bemerkte Bourovoi aber bald einmal. So riefen er, seine Ehefrau Jessica und drei weitere Initiatoren die «International(ly-minded) Community Olten» (ICO) ins Leben. Die Gruppe trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat in wechselnden Lokalen in Olten zu «After Work Drinks», im hiesigen Sprachgebrauch also zum Feierabendbier. Hinzu kommen vereinzelt Brunches oder Barbecues für Familien. Dass die Treffen englische Namen tragen, ist keine neudeutsche Anbiederung. «Englisch ist einfach unser kleinster gemeinsamer Nenner», erklärt Bourovoi. Schliesslich sind alle willkommen, die Lust auf den internationalen Austausch haben. Die ICO organisiert sich per Webseite, E-Mail und Whatsapp. «Um ein fünfköpfiges Kernteam gesellt sich eine lose Gruppe», beschreibt Bourovoi die ICO. Seine Funktion darin bezeichnet er als Frontmann. «Ich kümmere mich um den Aussenauftritt, schreibe den Newsletter und organisiere die Treffen.» Weder Partnerbörse noch geschäftliches Netzwerken stehe dabei im Vordergrund. «Sondern der soziale Austausch und Anschluss», formuliert es Bourovoi. Er spricht von jenem Gefühl der Zugehörigkeit, das nur durch Bekannschaften und Freundschaften entsteht und das ein Zuhause sein erst möglich macht. Auch die Bourovois suchten danach, als sie nach Olten kamen. Kirill kommt ursprünglich aus Russland und Jessica aus Italien. Kennengelernt haben sie sich in der Schweiz, als sie beide in St. Gallen arbeiteten. «Nach Dreissig ist es nicht mehr so einfach, sich an einem neuen Ort einzuleben, denn oftmals befindet man sich dann in einer gefestigteren Lebensphase.» Vor einem Monat bekamen die beiden einen Sohn.

Pompöser Auftakt im Mokka-Rubin

Gegen Ende des Jahres 2018 kam der Kontakt mit dem Oltner Wirtschaftsförderer Rolf Schmid zustande, der bemüht war, den Wirtschaftsstandort für Fachkräfte attraktiver zu machen. Schliesslich formierte sich um Schmid und Bourovoi eine Kerngruppe. Im März des vergangenen Jahres fand das erste Treffen statt. «Ein pompöser Auftakt», erinnert sich Bourovoi. Zu Sekt und Häppchen erzählte Stadtführer Emile Stricker im Mokka-Rubin aus den Annalen Oltens. Die mehr als dreissig Anwesenden besprachen die zukünftige Ausrichtung der Gruppe. «Es war uns von Beginn weg wichtig, dass wir nicht eine Blase von Ausländern bilden und uns abgrenzen», sagt Bourovoi und wiederholt: «Die Treffen stehen allen offen, Internationalen wie Einheimischen.» Die ICO sei als Plattform zur Durchmischung gedacht. Daher stamme auch die Klammer «International(ly-minded)», «international eingestellt». «Auch wer kein gutes Englisch spricht, ist willkommen.» Grundlagen in Deutsch würden alle beherrschen. Und wer eine Fremdsprache kann, wird in der ICO Gesprächspartner finden: Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Finnisch oder Koreanisch sind nur eine Auswahl von Sprachen, die in der Gruppe vertreten sind. «Wir sind aber kein Sprachkurs», stellt Bourovoi schmunzelnd klar.

130 Familien von Fachkräften

Seit dem Auftakt vor eineinhalb Jahren hat sich die ICO etabliert. Rund 130 Adressen befänden sich inzwischen im E-Mail-Verteiler, «die meisten davon Fachkräfte, viele mit Familie.» In der Schweiz laufe vieles über Beziehungen, seien es Wohnungen oder Arbeits­stellen. «Ohne Bekanntschaften haben es Internationale da schwer», macht Bourovoi deutlich. An den monatlichen «After Work Drinks» kommen jeweils um die zwanzig Leute zusammen. «Darunter sind auch immer wieder neue Gesichter.» Wer das erste Mal an einem Treffen teilnimmt, wird nicht unbeholfen herumstehen müssen. «Jemand vom Kernteam ist jeweils vor Ort, empfängt die Leute und fungiert als Eisbrecher.» Auch damit will die ICO die Hemmschwelle möglichst tief halten.

Unkompliziert und ohne Verpflichtung

Wegen dieser Hemmschwelle ist der ICO derzeit kein Verein. «Mitglieder­beiträge und Generalversammlungen, das würde manche Person abschrecken», ist sich Bourovoi sicher. Die unkompli­zierte Organisation ohne Anmeldung oder sonstige Verpflichtungen soll ermutigen, sich auf ein Treffen einzulassen. «Viele der Bekanntschaften, die wir über die ICO machten, wurden über die Zeit zu Freundschaften», erzählen die Bouro­vois. Damit schafft die ICO jenen Kitt, der den Wohnort Olten zur Heimatstadt werden lässt. In Zukunft sei es vor­stellbar, noch mehr als gemütliches ­Beisammensein anzubieten. «Weitere Streams», nennen sie es, «gemeinsame Führungen oder Unternehmensbesuche zum Beispiel». Sie hätten viele Ideen. «Schliesslich macht alles doppelten Spass, wenn man es gemeinsam unternimmt.»

«After Work Drinks»
jeden zweiten Donnerstag im Monat
das nächste Mal am Donnerstag, 8. Oktober, 18.30 Uhr
Ort und weitere Infos unter:

www.ic-olten.ch

 

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