Frondienst für Farbspiele

Verkehrs- und Verschönerungsverein Hägendorf Die Arbeitsgruppe des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hägendorf hat die Tüfelsschlucht für Ausflügler parat gemacht.

Dank Freiwilligen für Ausflügler parat: Die Tüfelsschlucht in Hägendorf lockt besonders Vormittags mit prächtigen Farbspielen in die Natur. (Bild: André Kamber)

Dank Freiwilligen für Ausflügler parat: Die Tüfelsschlucht in Hägendorf lockt besonders Vormittags mit prächtigen Farbspielen in die Natur. (Bild: André Kamber)

André Kamber, Präsident des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hägendorf

André Kamber, Präsident des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hägendorf

Strahlende Sonne und warme Temperaturen: Dieser Tage bietet sich ein Ausflug in die Tüfelsschlucht bei Hägendorf an. Die Schlucht selber mit ihren felsigen Kluften und verwachsenen Hängen ist bei jeder Jahreszeit ein Blickfang. Und weil dem Tourismus nach wie vor das Coronavirus im Nacken sitzt, ist eine Fahrt ins nahe Grüne umso beliebter. «Das spürten wir schon im letzten Sommer deutlich», bestätigt André Kamber. «Die Leute wollen raus und gehen sogar bei Regen bräteln.» Kamber ist seit acht Jahren Präsident des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hägendorf (VVH). Der Verein kümmert sich um die Tüfelsschlucht: Er hält die Wege intakt und sicher, pflegt die Feuerstellen und stellt sogar kostenloses Feuerholz zur Verfügung. Das betreute Gebiet ist gross: «Die Hälfte der Belchenflue gehört noch zu Hägendorf», erklärt Kamber.

Um das zu bewältigen, unterhält der VVH eine Arbeitsgruppe. Rund 20 Leute, viele von ihnen im Pensionsalter, treffen sich jeden ersten Dienstag im Monat um halb neun vormittags auf dem Hägendorfer Dorfplatz, zu jeder Jahreszeit. Dann ziehen sie gemeinsam los, um zu erledigen, was immer gerade anfällt. «Oftmals ist das Holzen», erklärt Kamber. Bäume wegräumen, Äste zurückschneiden, Holz hacken und die Holzlager an den beiden Feuerstellen wieder auffüllen. «An anderen Tagen kümmert sich die Gruppe um weggerutschte Wege», erklärt Kamber weiter. Dann stützen sie die Wege mit Trockensteinen aus der Schlucht ab und schütten neuen Kies auf. «Begrienen» nennt sich das. «Manchmal ist es aber einfacher, den Untergrund direkt zu betonieren», erklärt Kamber. Auch Denkmalsteine und -kreuze im gesamten Naherholungsgebiet von Hägendorf unterhält die Gruppe.

«Was die leisten, ist unbezahlbar», hält der Präsident fest. «Alles in Fronarbeit», betont er. Umso mehr liegt es ihm am Herzen, dass der Verein der Arbeitsgruppe jeweils ein Feierabendbier offerieren kann. «Der Arbeitsgruppe liegt das auch am Herzen», sagt Kamber schmunzelnd. Das gesellige Beisammensein sei ihr wichtigster und liebster Lohn.

Ohne Arbeitsgruppe fast nicht machbar

Die Arbeitsgruppe formierte sich vor sechs Jahren auf Anstoss des Vereins. «Davor waren die Arbeiten fast nicht bewältigbar», erinnert sich Kamber. Der VVH trommelte jeweils an zwei, drei Wochenenden im Jahr die Vereine im Dorf zusammen, um Fronarbeit zu leisten. Dann übernahmen die Freiwilligen und gründeten die Arbeitsgruppe. «Ich erhalte immer wieder E-Mails von Leuten, die sich um die Tüfelsschlucht kümmern wollen», erzählt Kamber.

Diese Verbundenheit kennt der Präsident auch selber. In Hägendorf geboren und aufgewachsen, unterhielt er schon während Jahrzehnten Schleichwege, die nur Einheimische kennen. «Mein Vater und ich schlugen die Wege aus dem Dickicht frei und ersetzten verlotterte Bänke», erzählt der 56-Jährige. Sein Vater habe sich dann auch der Arbeitsgruppe angeschlossen, tue jetzt aber im Alter von über achtzig Jahren nicht mehr mit.

«Littering hat mit Corona zugenommen»

Die schwierigste Arbeit des VVH ist der Kampf gegen Littering. «Besonders seit Corona hat das zugenommen», berichtet Kamber. Als die Leute nicht mehr in Lokalen konsumieren durften, seien sie dazu halt in die Schlucht gegangen, mutmasst er. «Wir fanden schon Würste, noch in der Verpackung und daneben einen vollen Kasten Bier.» Auch die Verschwendung von Feuerholz bereitet Kamber Kopfzerbrechen. «Manche machen am Sonntag ein Feuer», sagt er kopfschüttelnd, «damit könntest du am Montag noch bräteln.» Auch Vandalismus kommt in der Tüfelsschlucht vor. So wurde das alte Kioskhäuschen am Eingang der Schlucht schon mit Bierflaschen beworfen. «Die Arbeitsgruppe las dann in mühseliger Kleinarbeit die Scherben zusammen.»

«Was man in die Schlucht mitnimmt, soll man auch wieder aus der Schlucht herausbringen», hält Kamber fest. Ausserdem unterhält der VVH in der Schlucht auch Abfallkübel. Und beim Beginn des Wanderwegs hinter dem Coop Hägendorf befinden sich öffentliche Toiletten. «Einfach etwas gesunder Menschenverstand», benennt Kamber das wichtigste Mitbringsel für einen Ausflug.

Der Routen-Geheimtipp

Nun lässt sich die Tüfelsschlucht auf vielen Wegen begehen. Kambers Lieblingsroute ist ein Geheimtipp. Sie führt über den Leiterentobel auf die Belchenflue. «Da sind nur wenige Leute unterwegs, das ist Natur pur», schwärmt er. Dort sähe er immer mindestens zwanzig Gämse. «Die Aussicht vom Säntis bis zu den Französischen Alpen ist ein Highlight für mich.» Allerdings muss dazu eine zehn Meter hohe Leiter hochgeklettert werden.

Familien mit Kindern empfiehlt Kamber daher den Wanderweg hinter dem Coop Hägendorf zu beginnen, um dann bei einer der Feuerstellen zu rasten. «Am Vormittag ist die Schlucht am schönsten anzusehen. Dann scheint die Sonne hinein und es entstehen prächtige Farbspiele.» Deswegen sei die Tüfelsschlucht auch im Winter einen Ausflug wert. «Dann brechen sich die Sonnenstrahlen in den grossen Eiszapfen.»

Wer den VVH und die Tüfelsschlucht unterstützen will, kann das gleich auf dem Ausflug tun. An den Wegen sind Spendenkässeli aufgestellt. «Seit kurzem ist dort auch ein QR-Code angebracht», berichtet Kamber. Nun kann dem Verein auch per Twint Geld überwiesen werden. «Davon finanzieren wir das Unterhaltsmaterial», erklärt Kamber. «Und natürlich das Feierabendbier der Arbeitsgruppe.»

www.tüfelsschlucht.ch

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