Frauenpower mit drei Standbeinen

Gemeinnütziger Frauenverein Olten Der Gemeinnützige Frauenverein Olten (GFVO) hat sich seit seiner Gründung 1946 stark gewandelt. Viele Angebote wurden im Laufe der Zeit eingestellt. Zudem sucht der GFVO wie viele andere Vereine Nachwuchs für den Vorstand.

Liselotte Züllig.

Liselotte Züllig.

Vertreterinnen des Gemeinnützigen Frauenvereins Olten während einer Adventsaktions für Senioren im Jahr 2017. Auch Liselotte Züllig (links) war dabei. (Bild: Archiv BKO)

Vertreterinnen des Gemeinnützigen Frauenvereins Olten während einer Adventsaktions für Senioren im Jahr 2017. Auch Liselotte Züllig (links) war dabei. (Bild: Archiv BKO)

Es mag etwas müssig erscheinen, dies im Jahr 2023 in der Schweiz explizit zu erwähnen, aber Liselotte Züllig, Medienverantwortliche des Gemeinnützigen Frauenvereins Olten (GFVO), wirkt so, wie man sich eine emanzipierte, selbstbestimmte Frau vorstellt: kompetent, taff, aber trotzdem freundlich. Mit Kurzhaarschnitt. Sie könnte bildlich stehen dafür, wie sich die Stellung der Frauen in der Gesellschaft und damit der Verein, für den Liselotte Züllig wirkt, verändert hat: «In den 1940er-Jahren, als der Verein gegründet wurde, engagierten sich Frauen, die zuhause um den Haushalt besorgt waren. Heute sind wir alle berufstätig und haben entsprechend viel weniger Zeit.»

Entstanden ist der Verein 1946 aus den sogenannten «Chüderfrauen», die verwertbare Lebensmittel oder Materialien des täglichen Gebrauchs sammelten, an Bedürftige verteilten oder anderen wohltätigen Organisationen weitergaben. Später kamen unter anderem eine Brockenstube, das Führen der Mensa am Berufsbildungszentrum, eine Babysittervermittlung und Kinderbetreuung dazu: «Das Angebot war früher sehr breit aufgestellt, da gab es viele kleine und grössere Aktivitäten, die aus dem Verein entstanden sind. Mittlerweile hat sich der Fächer aber wieder geschlossen», erzählt die 54-Jährige. «Für uns Frauen, die wir alle arbeiten, liegt es nicht drin, ein so grosses Angebot zu betreiben.»

Kinderbetreuung und Ferienpass

Der GFVO steht heute auf drei Standbeinen. Die Kinderbetreuung an den Standorten «Kita Chlyholz» und «Chinderstube Ziegelfeld» für kleine Kinder ab drei Monaten sowie «Chinderhort Neumatt» und «Kinderhort Reiserstrasse» für Schulkinder sind gut aufgestellt. «Die Kinderbetreuung entspricht bei uns einem kleinen Unternehmen mit fest angestellten Mitarbeitern.» Interessantes Detail: Die Kinderbetreuungsstätten des GFVO stellen keine Praktikantinnen und Praktikanten an, denn man wolle nicht Menschen «als billige Arbeitskräfte nutzen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind alle ausgebildet.»

Das zweite Standbein ist der Mahlzeitendienst, der etwa von Müttern während der Schwangerschaft oder von Personen nach einem Spital- oder Kuraufenthalt in Anspruch genommen werden kann: Die Mahlzeiten werden dabei von der Firma GEWA frisch, aus Schweizer Produkten und ohne Konservierungsmittel zubereitet und sind mindestens zehn Tage im Kühlschrank haltbar. «Der Menüplan ist ausgewogen, saisonal und entspricht den heutigen Ernährungsrichtlinien. Wöchentlich werden diverse Normalkostmenüs, fleischlose Menüs, sowie Pfannengerichte zur Auswahl angeboten. Zudem besteht die Möglichkeit Suppe, Salat und Dessert in Einzelportionen zu bestellen», so Züllig.

Das dritte und sehr wichtige Standbein ist der Ferienpass: In den zwei letzten Sommerferienwochen bietet der Verein ein vielseitiges Freizeitprogramm für die Kinder der Region Olten an. Die Kinder können aus vier bis 15 Kursen in den Themenbereichen Sport, Tanzen, Kulinarisches, Öffentliche Dienste und Museen, Natur und Tiere, Ausflüge sowie Malen und Basteln auswählen. Jährlich nehmen um die 600 Kinder am Ferienpass Region Olten teil, und mehr als 150 freiwillige Helferinnen und Helfer sind jeweils im Einsatz, um den Kindern dieses Mitmachen zu ermöglichen.

Dienste für Senioren

Zu den grossen Standbeinen hinzu kommt das Angebot unter dem Titel EVA, was für die drei Begriffe Entspannen, Verwöhnen, Aktivsein steht. Dabei werden etwa Vorträge zu frauenspezifischen Themen und solche von allgemeinem Interesse angeboten. Besichtigungen und Ausflüge sowie ein sportliches Angebot, runden das Programm ab. Im Bereich Senioren bietet der Verein eine Adventsfeier für Betagte, verteilt Bücher an Pflege- und Seniorenheime und veranstaltet gelegentlich auch eine Lesung.

Mehr Männer

Der Vorstand des Vereins setzt sich aus sechs Frauen zusammen. «Dabei habe ich das Gefühl, dass es immer weniger werden», sagt Züllig, die seit 2015 im Vorstand amtet. «Auch für uns ist es zunehmend schwierig, Personen zu finden, die sich engagieren, verpflichten wollen.» Auf die Frage, was ihre Motivation sei, beim Verein mitzuwirken, sagt sie: «Ich schreibe gerne, mag es, Internetseiten zu erstellen und zu betreuen. Wir haben jetzt sogar eine eigene Vereinssoftware.» Zudem habe sie die Frauen gekannt, die im Vorstand tätig sind, also fand sie es eine gute Idee, sich zu engagieren. Grundsätzlich habe der Verein heute die gleiche Ausgabe wie früher – nämlich guten Dienst an der Gesellschaft zu leisten. «Doch diese Gesellschaft hat sich geändert.»

War der GFVO früher eine Frauenangelegenheit, sind heute auch Männer, etwa in der Kinderbetreuung, mit dabei. «An der vorletzten Generalversammlung nahmen wir den ersten Mann als Ehrenmitglied auf. Er hatte sich in der Kinderbetreuung über Jahre hinweg engagiert.» Aufgrund der veränderten Situation hat sich auch die Debatte ergeben, ob der Name des Vereins geändert werden müsse, man sich noch mehr gegenüber Männern öffnen wolle. «Das ist eine Diskussion, die pendent ist. Aber eben: Auch um diese wirklich zu führen, fehlt uns die Zeit», sagt die Medienverantwortliche lachend.

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