Flüchtlinge reisen durch die Schweiz
Projekt «Jurastrasse 27»

Nach 20 Monaten «Projekt Jurastrasse 27» erlebte die Gruppe mit ihrer «Tour de Suisse» einen Höhepunkt. Pünktlich um 7.30 Uhr versammelten sich 20 Asylsuchende und 4 Leiter/innen vom «Projekt Jurastrasse» am Oltner Bahnhof. Nach einer kurzen Begrüssung verteilten die Organisatoren den Asylsuchenden ein Lunchpaket, damit sie für den Tag gerüstet waren. Es folgte ein grosses Gruppenfoto und dann machte man sich auf den Weg in Richtung der Zugwaggons. Erstes Ziel war das Dorf Bergün im Herzen des Kantons Graubünden. Die Fahrt dauerte gut dreieinhalb Stunden. Somit hatten die Leiter viel Zeit sich mit den Asylsuchenden auf Deutsch zu unterhalten und es gab auch viel zu lachen. In Bergün angekommen, machten sich die Gruppe auf den Weg das kleine Dorf gemeinsam zu entdecken. Die jungen Flüchtlinge, wovon die meisten aus Afghanistan stammen, waren begeistert von der Bündner Bergwelt und den reich verzierten Engadinerhäusern. Das Ziel war die reformierte Kirche aus dem 12. Jahrhundert, welche am südöstlichen Dorfausgang steht. Alle staunten, als sie dieses altertümliche Gebäude betraten, das unter kantonalem Denkmalschutz steht. Berühmtheit erlangte die Bergüner Kirche wegen der von Schnitzkunst reich verzierten, das gesamte Schiff durchziehenden Holzdecke. Zudem ist eine italienische Wandmalerei aus der Zeit der Frührenaissance mit Motiven zur Passion Jesu Christi zu sehen. Via Postauto fuhren die Reisenden wenig später über den St. Bernardino Richtung Bellinzona. Noch einmal konnte die Gruppe das wunderschöne Bergpanorama geniessen, bevor sie langsam den mediterranen Charme des Tessins zu sehen bekam. Von Bellinzona ging es weiter Richtung Locarno. Dort durfte jeder frei für sich entscheiden, wie er den restlichen Nachmittag verbringen möchte. Für viele Asylsuchende war es der erste Besuch im Kanton Tessin. Die meisten von ihnen machten sich sogleich auf, die Stadt zu erkunden. Der restliche Teil der Gruppe genoss das herrlich sonnige Wetter bei einem Kaffee mit faszinierendem Ausblick auf den Lago Maggiore. Um Punkt 18.35 trat die Gruppe die Heimreise an, um gut drei Stunden später die Dreitannenstadt zu erreichen. Erschöpft von den Strapazen des Tages, jedoch mit vielen schönen Erinnerungen ging nun jeder wieder seinen eigenen Weg. Ein grosses Ziel des Projekts «Jurastrasse» ist es einen Ort zu schaffen, an dem Asylsuchende wie auch Mitwirkende sich gerne begegnen, voneinander lernen und immer mehr zu einer Gemeinschaft – einer Art Familie – zusammenwachsen können. Dementsprechend war der Tag für alle ein grosses Highlight, denn man lernte sich als Mensch gegenseitig nochmals besser kennen und es fühlte sich für alle bereits wie ein grosser Familienausflug an. ZVG