Eine Feier für die Geschichte

Stadtschützengesellschaft Aarburg Am Samstag, 15. September feiert die Stadt- schützengesellschaft im Schützenhaus Spiegelberg ihr 200-jähriges Jubiläum. Allerdings ist der Traditionsverein möglicherweise nicht nur viel älter, sondern begeht vielleicht auch sein letztes Jubiläum.

Festredner Hans Schmid (l.), Kommissionspräsident des Heimatmuseums Aarburg und Peter Plüss, Präsident der Stadtschützengesellschaft Aarburg. (Bild: Franz Beidler)
Festredner Hans Schmid (l.), Kommissionspräsident des Heimatmuseums Aarburg und Peter Plüss, Präsident der Stadtschützengesellschaft Aarburg. (Bild: Franz Beidler)

Im Schützenhaus Spiegelberg in Aarburg herrschen trotz sommerlicher Hitze angenehme Temperaturen. Der Betonbau aus den 1960er-Jahren mag vielleicht kein idyllisches Postkarten-Sujet abgeben, dafür garantiert er einen kühlen Kopf am Schiessstand. «Vor fünfzig Jahren, also zum 150-jährigen Jubiläum wurde das Schützenhaus neu gebaut», weiss Hans Schmid, lang- jähriges Mitglied der Stadtschützengesellschaft Aarburg. Wenn am Samstag, 15. September die Feier zum 200-jährigen Jubiläum des traditionsreichen Vereins mit Festwirtschaft und Grill im Schützenhaus Spiegelberg in Aarburg stattfindet, wird er die Festrede halten. Nicht nur, weil er als Kommissionspräsident des Heimatmuseums Aarburg amtet, ist er prädestiniert dazu: Vor 25 Jahren war er es, der die Festschrift zum damaligen 175-jährigen Jubiläum verfasst hat. «Die Stadtschützengesellschaft Aarburg wurde am 26. September 1818 gegründet», erklärt Schmid. Der Verein habe damals bereits 43 Gründungsmitglieder gezählt und sich Statuten gegeben, die schon über vierzig Artikel verfügt hätten. «Das lässt vermuten, dass schon länger eine Schiesstradition in Aarburg bestand», führt Schmid aus. Nachdem das Schiessverbot von Napoleon aufgehoben worden sei, habe sich der Verein im Jahr 1818 vermutlich einfach neu gegründet. «Geschossen wurde aber schon vorher», ist Schmid überzeugt.

Ein exklusiver Klub

Damals seien die Stadtschützen ein Verein der alten Aarburger Geschlechter gewesen, ein exklusiver Klub, dem anzugehören den ehrbaren Handwerkern und der bürgerlichen Oberschicht vorbehalten gewesen sei, weiss Schmid. Die heute reflexartige Verbindung eines Schützenvereins mit dem Wehrgedanken, sei erst mit der Gründung der Schweizer Armee in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Mithilfe der Stadtschützengesellschaft Aarburg wurden im Jahr 1933 der Pistolenclub Aarburg und vier Jahre später die Kleinkaliber-Schützen Aarburg gegründet. «Heute sind das aber drei unabhängige Vereine», erklärt Peter Plüss. Er ist sowohl Präsident der Stadtschützengesellschaft und des Pistolenclubs.

Keine neuen Mitglieder mehr

Von den drei Vereinen zählt der Pistolenclub die meisten Mitglieder, rund 80, die Kleinkaliber- schützen sind zu zehnt und den Stadtschützen bleiben aktuell noch dreizehn Mitglieder. «Die Stadtschützengesellschaft nimmt keine neuen Mitglieder mehr auf», sagt Plüss. Er erwarte den Tod des Vereins in fünf, vielleicht zehn Jahren. Schmid führt aus: «Praktisch ist der Verein schon tot.» Pro Jahr gebe es noch einen Ausflug und eine Generalversammlung. «Das fühlt sich dann an, wie bei einem Klassentreffen», beschreibt Plüss den freundschaftlichen Umgang und Schmid erklärt weiter: «Der letzte aktive Schütze ist vor gut zehn Jahren aus dem Verein ausgeschieden und der letzte Jungschützen-Kurs liegt mehr als zwanzig Jahre zurück.» Das Ende des Vereins soll aktenkundig gemacht werden, erklärt er die Motivation seines Engagements. Es passiere viel zu oft, dass ein Verein einfach zu existieren aufhöre, weil sich niemand mehr kümmere. Später sei dann nicht mehr nachvollziehbar, was eigentlich geschehen sei.

Das Modell Schützenverein hat Bestand

Der Schiesssport allerdings sei nicht tot, erklärt Plüss, und damit auch nicht das Modell Schützen- verein: «Solange die Armeeangehörigen ihre Waffe nach Hause nehmen dürfen, solange wird es ein obligatorisches Schiessen geben.» Dafür müssten die Gemeinden die Anlagen stellen und bräuchten deshalb die Schützenvereine. «Zudem ist die Ausbildung an der Waffe in der Armee schlecht», fügt Schmid an. Ein Schützenverein, der seinen Schützen den verantwortungsvollen Umgang mit einer Waffe beibringe, trage daher zur Sicherheit bei. «Schiessen ist eine sichere Sportart», stimmt auch Plüss zu. Für ihn liegt die Faszination des Sports in der mentalen Heraus- forderung: Schiessen erfordere viel Konzentration. Ein guter Schütze könne gleichzeitig unter- schiedlichste Faktoren wie Wind- und Lichtverhältnisse berücksichtigen. Und Schmid ergänzt:
«Bei Top-Schützen ist jeder Schuss eine Zeremonie.» Das habe durchaus auch etwas Meditatives. Für beide steht jedoch fest, dass der soziale Aspekt der wichtigste ist: «Man kennt und schätzt sich im Verein.» Eben das soll zum Jubiläum gefeiert werden.

200-jähriges Jubiläum der Stadtschützengesellschaft Aarburg
Samstag, 15. September, 17 Uhr
Schützenhaus Spiegelberg, Aarburg

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