Die Traditionen werden hoch gehalten
Stiftungsverein Pro Bornkapelle Vor knapp 30 Jahren gegründet, sorgt sich der Verein vornehmlich um Unterhalt und Pflege der Bornkapelle. Unbestrittener Höhepunkt des Vereinsjahrs ist stets die Generalversammlung am Barbaratag.
Als Geheimtipp bezeichnen kann man sie schlecht. Schon der nur wenige hundert Meter entfernte Parkplatz verrät das. Der ist meist sehr gut besetzt. Die Bornkapelle ob Kappel und die umliegende Lichtung erfreuen sich bei Familien, Paaren, Spaziergängern oder Hundehaltern grosser Beliebtheit. Es ist auch wirklich ein schönes Fleckchen Erde: Man kann von der Anhöhe auf der Westflanke des Borns den Blick übers Gäu und die erste Jurakette schweifen lassen oder aber die umliegenden Obst- und anderen Laubbäume bestaunen, welche die Spazierwege säumen. Und eben: Da steht eine kleine Kapelle, die sich wunderbar ins Landschaftsbild einfügt.
Die Bornkapelle, 1865 und 1866 erbaut, blickt auf eine wechselvolle, gut 150-jährige Geschichte zurück. Im Ersten Weltkrieg diente sie zuweilen als Wachlokal, wurde dann 1917 ein erstes Mal renoviert, zwischen 1965 und 1969 ein zweites Mal. Aber das kleine Gotteshaus, im Eigentum der Bürgergemeinde Kappel, wurde in der Folge ein wenig vernachlässigt. Doch dann formierte sich aus ebendiesen Kreisen heraus ein Verein, der sich künftig des Schicksals der kleinen Kapelle annehmen wollte. Kappeler Bürger gründeten 1992 den «Stiftungsverein Pro Bornkapelle». Mit Geldern des Vereins wurde von 1995 bis 1998 erneut restauriert.
Die 30. Generalversammlung steht an
Gelder generieren für den Unterhalt der Bornkapelle – das ist der Hauptzweck des Stiftungsvereins. Aber er unterstützt auch die Umgebung der Kapelle und den zu ihr hinaufführenden Kreuzweg. Dazu fördert er das Kappeler Brauchtum und pflegt die Beziehung zu ausserhalb des Dorfes wohnenden Bürgern und ehemaligen Einwohnern Kappels. Als Vereinspräsident wirkt seit vielen Jahren der 51-jährige Wirtschaftsingenieur Roman Hellbach. Die Kapelle gehört der Bürgergemeinde Kappel. Und diese wiederum besetzt im elfköpfigen Vereinsvorstand stets sechs Sitze. Und da Hellbach schon lange Vizepräsident beziehungsweise Präsident ebenjener Bürgergemeinde Kappel ist, rutschte der zweifache Vater irgendwann ins Amt des Präsidenten des Stiftungsvereins hinein.
2021 steht die 30. Generalversammlung des Vereins an; das aktuelle ist also eine Art Jubiläumsjahr. «Wir wollen ein bisschen was Grösseres machen, um den Mitgliedern etwas zu bieten», verspricht Hellbach, ohne jedoch Details zu nennen. Klar ist: Die GV findet wie immer am Barbaratag, dem 4. Dezember, statt. An dieser Tradition wird nicht gerüttelt. Ganz egal, auf welchen Wochentag der 4. Dezember jeweils fällt. Seit ungefähr der vorletzten Jahrhundertwende gilt die Bornkapelle als Barbarakapelle.
Ebenso wenig gerüttelt wird am GV-Essen. Seit jeher wird «Schnitz und Drunger» serviert. Man habe mal eine Umfrage unter den Mitgliedern gemacht, ob ein neues Essen an der GV gewünscht werde. «Das stiess nicht auf Gegenliebe. Nur zwei, drei Leute sprachen sich dafür aus», erklärt Hellbach mit einem Schmunzeln. Die GV ist stets unbestrittener Höhepunkt des Vereinsjahres. Rund 400 Mitglieder zählt der Verein, mehr als die Hälfte davon erscheint jeweils zur GV. «Es hat sehr viele Heimweh-Kappeler darunter. Solche, die in der Umgebung wohnen, aber zum Beispiel auch solche aus Genf», erklärt Hellbach.
Andere fixe Aktivitäten im Jahresverlauf kennt der Verein nur wenige. Am Palmsonntag wird der Kreuzweg mit seinen 13 Stationen zur Bornkapelle beschritten. Und im Sommer findet jeweils die «Behördenmesse» in der Kapelle statt; zum ökumenischen Gottesdienst werden die Gemeinderäte, Kirchgemeinderäte und Bürgergemeinderäte aus Kappel und Boningen eingeladen. Der Vorstand führt zudem einmal pro Jahr einen Frontag durch, an dem kleinere Reparaturen und Reinigungsarbeiten vorgenommen werden.
Eine Kapazität von rund 25 Personen
Der Sage nach soll früher auf der Lichtung, wo sich die Bornkapelle befindet, ein Hexenplatz gewesen sein. 1716 stifteten dann Kappeler Bauern auf der Bornhöhe ein Wetterkreuz. Es sollte Gott bezüglich Dürren und Überschwemmungen gnädig stimmen. Und tatsächlich, schmunzelt Hellbach, hätten diese seither abgenommen. In unmittelbarer Umgebung jenes Kreuzes wurde dann rund anderthalb Jahrhunderte später die Bornkapelle errichtet. Für viele Leute sei der Platz bei der Bornkapelle ein Kraftort. Hellbach meint: «Auch ich bin gerne hier oben, ruhe mich gerne hier aus.»
Die Kapelle bietet Platz für rund 25 Personen. Bei einer Taufe oder Hochzeit seien auch mal mehr anwesend. Die drei lokalen Landeskirchen, die Vereinsmitglieder sowie die Kappeler Bürger dürfen die Bornkapelle kostenlos benutzen. Andere Interessenten bezahlen 300 Franken. Um die Anfragen gut koordinieren zu können, hat der Verein vor kurzem seine Website mit einem Reservationssystem bestückt. Auch ein virtueller Rundgang ist neu möglich.
Aber man mache nicht aktiv Werbung für die Bornkapelle. «Im Sommer hats hier oben fast zu viele Leute – weil es eben so schön ist», findet Roman Hellbach. Parkplatzknappheit oder Littering seien die Folgen. Nein, ein Geheimtipp ist sie mit Sicherheit nicht, die Bornkapelle.