Die Oltner Pilz-Kontrolleure

Verein für Pilzkunde Olten und Umgebung Im Herbst zieht es viele Menschen in den Wald, um Pilze zu sammeln. Der Verein für Pilzkunde Olten und Umgebung ist von der Stadt Olten damit beauftragt, Pilzkontrollen anzubieten. Noch bis Sonntag, 4. Novem- ber haben die Kontrolleure Hochsaison.

An diesem Tisch am Rötzmattweg 17 in Olten kontrollieren sie Pilze: Primo Vanelli (l.), Elisabeth «Bubu» Flury und Ferdi Buss. (Bild: Franz Beidler)
An diesem Tisch am Rötzmattweg 17 in Olten kontrollieren sie Pilze: Primo Vanelli (l.), Elisabeth «Bubu» Flury und Ferdi Buss. (Bild: Franz Beidler)

An einem frischen Herbstmorgen durch den Wald spazieren und einen tiefen Atemzug der taufrischen Luft nehmen, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen brechen:
Das Idyll eines jeden Pilzsammlers. «Pilze sind eine Wunderwelt, die mich immer von Neuem fasziniert», erklärt Ferdi Buss, der sich schon als Bub für Pilze begeistert hat. «Der Wald und das Pilze-Sammeln sind meine Psychohygiene», sagt Elisabeth Flury. Von Kindesbeinen an zog sie im Wald umher, um Pilze zu sammeln. Primo Vanelli pflichtet bei: «Im Wald geht mir die Seele auf.» Buss, Flury und Vanelli sind zusammen mit Heinz Walter die Kontrolleure der amtlichen Pilzkontrolle der Stadt Olten und Mitglieder des Vereins für Pilzkunde Olten und Umgebung.
Der Verein erhält den Leistungsauftrag zur Pilzkontrolle von der Stadt Olten und den Gemeinden Boningen, Egerkingen, Fulenbach, Gunzgen, Hägendorf, Kappel, Neuendorf, Rickenbach, Trimbach und Wangen. Für Personen mit Wohnsitz in diesen Gemeinden ist die Pilzkontrolle kostenlos. Buss ist Leiter der technischen Kommission des Vereins, der auch Flury und Vanelli angehören. Letzterer amtet zusätzlich als Bibliothekar. «Über 400 Fachbücher zu Pilzen stehen uns zur Verfügung», berichtet er stolz. Dem Verein für Pilzkunde Olten gehören 55 Mitglieder an, die sich jeden Montagabend zwischen 20 und 22 Uhr im Vereinslokal am Rötzmattweg 17 in Olten zu Pilzbestimmungsabenden treffen. «Interessierte sind herzlich eingeladen», verkündet das Trio. Nicht zuletzt beabsichtigt der Verein den geselligen Austausch über die gemeinsame Faszination. Viermal im Jahr veranstaltet der Verein interne Themenabende und die Mitglieder treffen sich zum gemeinsamen Sammeln. Der grösste Anlass für den Verein ist die alljährliche MIO, die Messe in Olten, wo die Pilzschnitten des Vereins längst Tradition sind. In drei Jahren, also 2021, feiert er sein hundert-jähriges Bestehen. Neben der Förderung der Pilzkunde, sind der Schutz sowohl der Pilzflora vor Zerstörung, als auch der Bevölkerung vor Pilzvergiftung Ziel des Vereins. So stehen die Pilzfachleute an ihrem Wohnort auch ausserhalb der Saison nach telefonischer Absprache zur Verfügung.

Die Begeisterung für Pilze

«Mich hat es vor zehn Jahren gepackt, als ich einen Pilzkurs besuchte», erzählt Vanelli von seiner Begeisterung. Danach traf er an einer Pilzausstellung in Murgenthal auf Flury, die 1997 die VAPKO-Prüfung als Pilzkontrolleurin abgelegt hat, also die Prüfung der schweizerischen Vereinigung amtlicher Pilzkontrolleure. Vanelli überschwemmte die erfahrene Pilzkennerin mit Fragen. «Bubu», wie Flury im Pilzverein liebevoll genannt wird, «hat mich geduldig durch die ganze Ausstellung geführt», erzählt Vanelli. Und Flury erinnert sich: «Er hat mich mit Fragen überhäuft. Ich habe mich natürlich über sein grosses Interesse an Pilzen gefreut.» So beschloss Vanelli, sich dem Verein für Pilzkunde Olten anzuschliessen. 2012 legte er die VAPKO-Prüfung ab. In dem Jahr zog Buss nach Winznau und trat dem Verein bei. Ein Jahr später absolvierte auch er seine Prüfung zum Pilzkontrolleur.

Sicherheit und Freude weitergeben

«Für mich ist es eine Genugtuung den Menschen Sicherheit über ihr Sammelgut zu verschaffen», sagt Buss. In seiner Rolle als Kontrolleur sieht der pensionierte Sekundarlehrer aber auch einen Bildungsauftrag: «Wenn ich den Leuten mehr als die Hälfte der Pilze aussortieren muss, dann versuche ich zu erklären, woran man die Qualität eines Pilzes erkennt und bitte um Vorsicht im Wald.» Eine feste Konsistenz sei dabei das wichtigste Merkmal. Auch Vanelli will Vermitteln: «Besonders Kinder strahlen jeweils vor Freude, wenn sie einen guten Pilz gefunden haben.»
Da falle es ihm leicht, die Schönheit von Pilzen aufzuzeigen. «Ich bin eher pilz- als menschen- bezogen», sagt Flury lachend. Einen seltenen Pilz vorgelegt zu bekommen, «eine Espenrotkappe vielleicht», da gehe ihr das Herz auf.

Frisch und 20 Minuten gekocht

Der Kern der Pilzkontrolle ist die Sicherheit der Sammler: «Wir garantieren zweifelsfrei, dass die kontrollierten Pilze geniessbar sind», sagt Vanelli. Vergiftungen wegen eines Fehlers in der Kontrolle habe es noch nie gegeben. «Alle Pilze sind giftig, wenn sie roh verzerrt werden», erklärt er und Flury ergänzt: «Pilze sollten frisch zubereitet und mindestens 20 Minuten lang gekocht werden.» Wer das nicht einhalte, könne sich auch an kontrollierten Pilzen den Magen verderben. Von der Selbstkontrolle mit Büchern und Apps raten die Kontrolleure mit Nachdruck ab. «Auch wenn die Bilder und Beschreibungen korrekt sind, stellen sie nur eine Momentaufnahme dar», erklärt Buss. Ein Pilz verändere mit dem Wachstum sein Äusseres, wie auch Festigkeit und Geruch. Diese Feinheiten zu kennen, brauche langjährige Erfahrung. Von 5’000 Pilzen in der Schweiz sind 200 essbar und 200 giftig. Davon wiederum sind 10 Arten tödlich. Vanelli warnt:
«Die sind nicht selten.» In der Kontrolle und an den Pilzbestimmungsabenden erhalten Interessierte Auskunft. «Jeder hat mal als Laie begonnen», sagt Vanelli lachend.

Pilzkontrollen
bis Sonntag, 4. November jeweils Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag
17.30 Uhr bis 18.30 Uhr
Rötzmattweg 17, Olten

Pilzbestimmungsabende
jeden Montag, 20 Uhr
Rötzmattweg 17, Olten

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