Die Last der Verpflichtung

Herbst-Event Am vergangenen Freitag fand in Olten der gemeinsame Herbst-Event mit dem Titel «Die Last der Verpflichtung – betreuende Angehörige suchen nach Lösungen» der Tagesstätte Sonnegg Olten und der Alzheimervereinigung Kanton Solothurn statt.

Diskussionsrunde anlässlich des Herbst-Events (v.l.): Peter Bertschi (betreuender Angehöriger), Karin Leuppi (Journalistin, Moderation) und Susanna Jenzer (Psychologin und Angehörigengruppenleiterin Alzheimervereinigung Kt. Solothurn). (Bild: ZVG)
Diskussionsrunde anlässlich des Herbst-Events (v.l.): Peter Bertschi (betreuender Angehöriger), Karin Leuppi (Journalistin, Moderation) und Susanna Jenzer (Psychologin und Angehörigengruppenleiterin Alzheimervereinigung Kt. Solothurn). (Bild: ZVG)

Geschickt verband Susanna Jenzer, Psychologin und Angehörigengruppenleiterin Alzheimervereinigung Kt. Solothurn, in ihrem Referat die Theorie mit Beispielen aus der Praxis. Sie zeigte auf, weshalb sich viele Angehörige in der Betreuung mit unrealistischen Zielen überfordern und dadurch unter einer grossen Belastung leiden und sich zu wenig Erholung gönnen. Wichtig sei, dass pflegende Angehörige zum einen über Fachwissen über die Demenzerkrankung und fachliche Beratung verfügen und zum anderen Gesprächspartner haben, die sie emotional unterstützen. Nur so könne die Betreuung eines Menschen mit Demenz längerfristig getragen werden. Vor allem Angebote wie die Spitex, Tagesstätten usw. zu nutzen, bringe die nötige Entlastung und Erholung.

Vergleich mit der Lauberhornabfahrt

Im geleiteten Dialog schilderte Peter Bertschi offen und direkt seine Situation im Betreuungsalltag mit seiner an Demenz erkrankten Ehefrau. Er sei dankbar dafür, dass die Beziehung von einer tiefen, gegenseitigen Liebe getragen werde und er durch die Unterstützung von vielen guten Freunden genügend Entlastung erfahre, sodass ihm die Betreuung seiner Ehefrau nicht als Last erscheine. Besonders beeindruckte der von Peter Bertschi geschilderte Vergleich seiner Situation mit der Lauberhornabfahrt. Das Leben mit der Erkrankung seiner Frau bringe Abschnitte mit sich, die einer rasanten Abfahrt gleichen aber auch mit vielen Gleiterstücken, die auch schöne Aussichten, wie die Sicht auf das Silberhörnli, mit sich bringen. Dies immer im Wissen darum, dass zuletzt mit dem Ziel-S das anspruchsvollste Stück auf sie warte. Susanna Jenzer wies daraufhin, dass die Betreuungssituation bei der Familie Bertschi beispielhaft gelöst sei, leider jedoch häufig nicht der Realität entspreche. Es gebe viele Betroffene, die nicht auf so ein stabiles Umfeld zurückgreifen können. Es sei wichtig, dass die Betroffenen, beispielsweise über die Beratungsstelle der Alzheimervereinigung, zu Informationen über die vorhandenen Entlastungs- angebote kommen und entsprechend beraten werden. Wichtig sei zudem zu merken, wann man Hilfe annehmen soll: «Spätestens dann, wenn negative Gefühle gegenüber der zu betreuenden Person ins Handeln übergehen, wenn man zum Beispiel handgreiflich wird, ist der Zeitpunkt gekommen, sich Hilfe zu holen.»

Politik ist gefordert

Die Präsidenten der Tagesstätte Sonnegg und der Alzheimervereinigung Kanton Solothurn, Thomas Schwab und Ernst Zingg, lobten die Initiative zur Organisation eines gemeinsamen Anlasses. Die Zusammenarbeit der Organisationen im Demenzbereich sei wichtig, denn Menschen mit Demenz und ihre Angehörige bräuchten eine bedarfsgerechte Versorgungskette, welche den verschiedenen Phasen der Krankheit angepasste Angebote zur Verfügung stellt. Die Zusammenarbeit unter den Institutionen sei ein absolutes Muss, um die richtigen Angebote und die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt zu erhalten, schliesslich kämpfen nicht nur die Tagesstätte Sonnegg und die Alzheimervereinigung immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten. Der Auftrag des Regierungsrates, eine kantonale Demenzstrategie auszuarbeiten, sei deshalb eine Chance für alle, denn es brauche eine Strategie als Basis. ZVG

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