Die Kinderkrippen leben wieder auf
Verein Kinderkrippe Olten Als Präsident des Vereins «Kinderkrippe Olten» will Franco Giori das System der Kinderbetreuung umkrempeln. Dazu hat er schon einige Pläne.
Da ein Trampeln, hier ein Giggeln oder ein Weinen, welches durch die Gänge der Kinderkrippe tönt. Kinder rennen herum oder spielen miteinander, andere sitzen auf dem Boden oder den Stühlen und zeichnen in aller Ruhe vor sich hin. Mitarbeitende tragen kleine Kinder von Zimmer zu Zimmer, spielen mit ihnen oder trösten sie. Sie sind immer auf Achse, denn mit so vielen kleinen Kindern ist immer etwas los. So wird eines klar, wenn Besuchende das Haus an der Hagmattstrasse betreten: Seit den Lockerungen der Corona-Massnahmen lebt die Kinderkrippe, die dem Verein «Kinderkrippe Olten» untersteht, wieder. Und zwar so wie schon lange nicht mehr. In der Hochsaison der Pandemie war das Führen des Vereins für Franco Giori und den Vorstand eine Herausforderung, wie er erklärt. Der ehemalige Abteilungsleiter Ordnung und Sicherheit der Stadt Olten amtiert seit 25 Jahren als Präsident und ist für beide Kindertagesstätten, Hagmatt und Sonnhalde, zuständig.
Am Anfang der Pandemie war es gemäss Giori schwierig, auf die neuen Massnahmen der Pandemie korrekt zu reagieren. Denn der Kanton sah die Schliessung mit Einführung der Kurzarbeit vor, gleichzeitig war die Kinderkrippe dazu angehalten, einen Not-Betreuungsbetrieb zu führen und nur noch die Kinder aufzunehmen und zu betreuen, deren Eltern einen systemrelevanten Beruf ausüben. Dadurch war anfangs zum Beispiel nicht klar, wie ein korrektes Mass an Stellenprozenten hätte aussehen können, welches über eine längere Zeitspanne mit weniger Arbeit auch vertretbar war. Und das für Arbeitnehmende und Geschäftsleitung gleichermassen.
Verein bricht zu neuen Ufern auf
Nun verbessert sich die pandemische Situation zunehmend, das Leben in den Kinderkrippen zieht wieder an. Beide Kinderkrippen verzeichnen seit den Lockerungen einen starken Zuwachs an zu betreuenden Kindern, wie Giori erzählt. «Das ist natürlich erfreulich. Gleichzeitig müssen wir uns aber überlegen, wie wir zu neuem Platz kommen», kommentiert der kürzlich Pensionierte. Denn mit beiden Standorten zusammen bietet der Verein insgesamt 46 Tagesplätze an. Das ergibt rund 138 Kinder, die zu unterschiedlichen Tageszeiten betreut werden. Deshalb will der 65-Jährige die Kinderkrippe in der Hagmattstrasse ausbauen, um 1O bis 13 Betreuungsplätze. Gleichzeitig will er die Spielplätze der beiden Standorte erneuern.
Das ist aber nicht die einzige Veränderung, die Giori für den Verein vorsieht. Ihn stört zudem das Prinzip, dass Eltern, die ihre Kinder in die Kinderkrippe bringen, zum Mitgliederstatus verpflichtet sind. Das will er an der kommenden GV am kommenden Mittwoch mit einer Statutenrevision ändern. «Die Eltern sollen freiwillig über eine Mitgliedschaft entscheiden können.» Da er durch diesen Schritt einen Rückgang an Mitgliedern erwartet, will er den Eltern die Mitgliedschaft besonders empfehlen. Als weiteren Schritt will er die Praktikantenstellen weiter reduzieren und pro Jahr an beiden Standorten eine Praktikantin oder einen Praktikanten anstellen. Diese sollen dann Möglichkeit und Gewähr erhalten, an einem der Standorte eine Lehre zu absolvieren.
Hohe Nachfrage bestand schon immer
Auf Initiative des «Quartiervereins rechtes Aareufer» wurde der Verein Kinderkrippe Sonnhalde im Jahre 1961 gegründet. Ausschlaggebend war eine hohe Nachfrage, die die erste und einzige Krippe Schürmatt auf der linken Stadtseite kaum mehr bewältigen konnte. Schon 1954 unterstrich eine Interpellation im Gemeinderat die Notwendigkeit einer neuen Krippe auf der rechten Seite der Aare, wo 1963 die Kinderkrippe Sonnhalde eröffnet wurde. 2002 wurde dann das Angebot des Vereins mit der Kinderkrippe in der Hagmattstrasse erweitert. Giori, der selbst Mitglied und Präsident im Quartierverein rechtes Aareufer war, ist seit 25 Jahren Präsident des Vereins «Kinderkrippe Olten». Über die Stadt, die einen Nachfolge-Vorstand für den Verein suchte, kam er in sein Amt. «Der damalige Vorstand war überaltert, so fasste ich die Aufgabe, einen siebenköpfigen neuen Vorstand zusammen zu stellen.»
Franco Giori ist seit März in Pension. «Ich kann mich nun noch detaillierter um den Verein kümmern», sagt er. Weshalb er in seinem Alter noch einen Verein leite? Darauf antwortet Giori: «Es ist schön, ein Teil der Unterstützung für Eltern und die Gesellschaft im Allgemeinen zu sein.» Zudem habe er ein gutes Team im Vorstand und Krippenleitende, welche ihn tatkräftig unterstützen. Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten und aus Eltern, die ihre Kinder in die Kinderkrippe bringen sowie ehemaligen Eltern, die früher vom Angebot der Krippen Gebrauch machten. «Es ist auch jedes Jahr wieder eine Bereicherung, wenn wir das Geschäftsjahr mit einem professionellen Betrieb gut abschliessen können», sagt Giori weiter. Er sieht sich selbst noch etwa drei bis vier Jahre im Amt. Dann sei es aber an der Zeit, das Zepter weiterzugeben. Er ergänzt lachend: «Weitere 30 Jahre mache ich sicher nicht.»