«Die Junioren sind das Fundament»

FC Wangen Seit einem ­halben Jahrzehnt verfolgt der FC Wangen b.O. eine neue Philosophie in der ­Ausbildung seiner Junioren. Nun litten die Kinder unter den Coronamassnahmen.

Vizepräsident Andi Widmer (r.) und Juniorenobmann Davide Cipolla vor der Junioren-Teamwand im Klubhaus des FC Wangen b.O. (Bild: Franz Beidler)
Vizepräsident Andi Widmer (r.) und Juniorenobmann Davide Cipolla vor der Junioren-Teamwand im Klubhaus des FC Wangen b.O. (Bild: Franz Beidler)

Ein kalter Regen geht auf den Fussballplatz hinter dem Klubhaus des FC Wangen b.O. nieder. Die Abenddämmerung ist schon dem nächtlichen Dunkel gewichen, Flutlichter erhellen das Spielfeld. Durch deren Lichtkegel zieht der Regen wie Perlenketten. Das sonore Prasseln wird von Kinderlachen durchbrochen, manchmal einem Schrei, ab und an einem dumpfen Knall: Die E-Junioren des FC Wangen trotzen an diesem Abend Regen, Kälte und Dunkelheit. Es ist erst das zweite Mal, dass sie wieder alle zusammen trainieren dürfen. Die letzten Monate schrieben die Coronamassnahmen eine Gruppengrösse von höchstens fünf Kindern vor.

«Die Kinder sind voller Energie», sagt Andi Widmer. Er ist der Vizepräsident des FC Wangen und trainiert dessen F-Junioren. Auch seine Schützlinge freuten sich darüber, dass sie wieder alle gemeinsam auf dem Platz stehen. Davide Cipolla, Juniorenobmann und Trainer der D-Junioren stimmt zu: «Endlich.»

Denn Widmer und Cipolla blicken mit Schauder darauf zurück, was ein Jahr Corona bei den fast hundert Junioren des FC Wangen auslöste. «Besonders der erste Lockdown war schlimm», erinnert sich Widmer. Als die Trainer Anfang Juni des vergangenen Jahres ihre Teams wieder in Empfang nehmen durften, hatten Schule zuhause und Ausgehverbot Spuren hinterlassen. «Wir beobachteten das eine oder andere Ränzli», erzählen Widmer und Cipolla. Die Junioren hatten zugenommen und waren nicht mehr fit. «Da wurde uns klar, dass wir die Kinder so schnell wie möglich wieder bewegen müssen.» Zwei Monate später sei alles wieder beim Alten gewesen.

«Von August bis Dezember gaben wir dann Vollgas», erklärt Widmer. Der FC Wangen hat in dieser Zeit alle Matches und alle Trainings seiner Junioren durchgeführt. Umso mehr sei er dann enttäuscht gewesen, als ab Dezember wieder strengere Massnahmen nötig wurden, sagt Cipolla. «Diesmal haben die Kinder aber nicht zugenommen», hält er fest. Im Training letzter Woche, eben der ersten Trainingswoche ohne Einschränkungen, sei die Fitness gut gewesen. «Das liegt wohl daran, dass die Schulen geöffnet blieben», vermuten die beiden. «Ausserdem haben die Kinder ja eben trotzdem gespielt», bemerkt Cipolla mit Hinweis auf das Engagement des Vereins im vergangenen Herbst.

Aus der Vergangenheit gelernt

Als Widmer vor sechs Jahren zum FC Wangen b.O. stiess, hielt sich dessen Fanionteam noch in der 1. Liga. «Damals drehte sich alles um die erste Mannschaft», erzählt Widmer. Die sportlich erfolgreichen Tage, in denen der Dorfklub sogar kurz in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse NLB mitmischte, neigten sich aber dem Ende zu. Um dort zu bestehen, musste der FC Wangen all seine Ressourcen auf die erste Mannschaft verwenden. «Inzwischen fliessen keine Vergütungen mehr an die Spieler», stellt Widmer klar. Stattdessen spielen nun sechs Eigengewächse in der ersten Mannschaft. «Wir haben unsere Lehren aus der Vergangenheit gezogen.»

Das lässt sich nicht zuletzt an Widmers eigenem Engagement ablesen. Zum Verein kam er, als sein Sohn beim FC Wangen zu spielen begann. Widmer begleitete ihn in die Trainings. «Ein Trainer war manchmal für mehr als zwanzig Kinder zuständig», erinnert er sich. Hie und da habe er daraufhin eine Trainingsgruppe übernommen, wenn in den Trainings seines Sohns Not am Mann war. «So bin ich reingerutscht», sagt er achselzuckend. Eigentlich sei er ja Leichtathlet, bemerkt er schmunzelnd. Schliesslich beschloss Widmer die Ausbildung des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) zum Juniorentrainer zu absolvieren und sich offiziell im Verein zu engagieren.

Aus Väter werden Trainer

Ähnlich wie Widmer erging es auch Cipolla. Er zog mit seiner Familie vor vier Jahren nach Wangen b.O.. Als er den Älteren seiner beiden Söhne zum Fussball beim FC Wangen anmelden wollte, bekam er zur Antwort, dass der Verein leider nicht alle Kinder aufnehmen könne. Es mangelte an Trainern. «Fünfzehn Kinder konnten damals nicht in den Klub», erinnert er sich. «Die taten mir leid.» Also übernahm Cipolla selber ein Team. Bald darauf absolvierte auch er die Ausbildung zum Juniorentrainer des SFV.

Auf diese Weise würden sich viele Eltern im Verein engagieren, berichtet Widmer. «Sie unterstützen uns als Hilfstrainer.» Ihm selber stünden für die F-Junioren deren drei zur Verfügung. «Wer aber selber ein Team übernehmen will, dem legen wir den Kurs ans Herz, denn wir wollen ausgebildete Trainer.»

Jahr für Jahr mehr Juniorenteams

Momentan unterhält der FC Wangen sechs Juniorenteams. Die Mannschaften der A-, B- und C-Junioren organisiert der Verein zusammen mit dem FC Egerkingen. «Ab der nächsten Saison werden wir aber wieder ein eigenes B-Juniorenteam haben», erklärt Widmer. Es ist eines jener Teams, die vor sechs Jahren als F-Junioren begannen. «So bauen wir die Juniorenabteilung Schritt für Schritt auf», ergänzt Cipolla.

«Die Junioren sind das Fundament des Vereins», stellt Widmer klar. Cipolla ergänzt: «Die Kinder sollen lernen, zusammen zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und auch mit Niederlagen umzugehen.» Und natürlich stehe auch der Spass am Spiel und der Bewegung im Fokus. «Alle Kinder, die Fussball spielen wollen, sollen das beim FC Wangen können», sind sich Widmer und Cipolla einig. Jene Junioren, die besonders talentiert sind und die das wollen, meldet der FC Wangen bei der Gäu-Selection. Dort werden mit Junioren aus der Region ab Stufe E Teams gebildet.

Für seine Juniorenarbeit unterhält der FC Wangen einen eigenen Förderverein, den «Club 111». Geld, das dort gespendet wird, fliesst in die Juniorenkasse des Vereins. «Diese ist strikt von der Vereinskasse getrennt», erklärt Widmer. Davon finanziert der Verein unter anderem ein jährliches Kids-Camp. Ein Wochenende lang kommen alle Junioren zusammen. «Dann spielen wir zusammen Fussball und bräteln oder schauen einen Film», erzählt Widmer. Die Junioren im Verein, die eben auch die Kinder im Dorf sind, sollen sich kennen. «Das kommt nicht nur dem Verein, sondern auch der Gemeinde Wangen zugute», hält Widmer fest.

www.fcwangen.com

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