Die besten Augenhornhäute

Keradonum Stiftung HOrnhautbank Seit zehn Jahren betreibt die Keradonum Stiftung in Olten die grösste Augenhornhautbank der Deutschschweiz und gibt erblindeten Menschen ihr Augenlicht zurück. Weil jeder Mensch spenden kann, will die Stiftung vor allem auch aufklären.

Cyrill Jeger, Stiftungsratspräsident der Hornhautbank Keradonum im Sprechzimmer seiner Arztpraxis in Olten. Neben Pedro Lenz konnte zum Jubiläum Killian Ziegler als Botschafter gewonnen werden. (Bild: Franz Beidler)
Cyrill Jeger, Stiftungsratspräsident der Hornhautbank Keradonum im Sprechzimmer seiner Arztpraxis in Olten. Neben Pedro Lenz konnte zum Jubiläum Killian Ziegler als Botschafter gewonnen werden. (Bild: Franz Beidler)

Manuela Humer erblindete wegen einer Medikamentenvergiftung. «Das schlimmste war die
Angst davor, den Rest meines Lebens in der Dunkelheit verbringen zu müssen», berichtet sie.
Die zweifache Mutter hatte ihre dreijährige Tochter noch nie gesehen. Eine Augenhornhaut- transplantation gab ihr das Augenlicht zurück. «Ich kann meine Jüngste lachen sehen», berichtet die Mutter, «es ist ein Traum.» Der kurze Film, der Humers Schicksal erzählt, ist auf der Homepage der Keradonum Stiftung zu finden. «Den Menschen das Augenlicht zurückzugeben, ist mein grosser Antrieb», sagt Cyrill Jeger. Er ist Arzt und praktiziert seit über dreissig Jahren in seiner Praxis in Olten. Vor zehn Jahren gründete er die Keradonum Stiftung mit und ist seither deren Stiftungsratspräsident. Um die Anliegen der Augenhornhautbank zu vertreten, greift er als ehemaliger Gemeinde- und Kantonsrat auf ein weitreichendes Beziehungsnetz zurück. So sei er auch auf den Mangel an Augenhornhautspenden aufmerksam geworden: Im Zug nach Zürich habe ihn ein Freund auf das dringende Problem aufmerksam gemacht und um seine Unter- stützung gebeten. «In meinem privaten Umfeld wartet glücklicherweise niemand auf eine Augenhornhautspende», sagt Jeger. 2008 wurde schliesslich die Stiftung Keradonum ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es Menschen, die wegen einer Verletzung oder Erkrankung der Augenhornhaut erblinden, durch eine Transplantation wieder Augenlicht zu schenken. Letztes Jahr waren
88 Personen bereit, nach ihrem Ableben eine Spende zu tätigen. So konnte die Stiftung
176 Augenhornhäute entnehmen, schweizweit benötigt werden bis zu tausend jährlich. «Vorletzte Woche erhielten wir unsere sechshundertste Spende seit der Gründung», berichtet Jeger. Die Augenhornhautbank der Keradonum Stiftung ist die grösste in der Deutschschweiz und steht unter der Leitung von Dr. med. Helga Reinshagen, einer europaweit anerkannten Augenhornhaut-Spezialistin.

So gross wie eine 10-Rappen-Münze

Stirbt jemand, der sich zur Spende entschlossen hat, können der Leiche die Augenhornhäute entnommen werden. «Meistens passiert das im Spital», so Jeger, da würden die meisten Menschen sterben, «manchmal auch im Altersheim oder erst auf dem Friedhof.» Bei der Entnahme wird eine Scheibe in der Grösse einer 10-Rappen-Münze aus dem Augapfel geschnitten. «Die Augen werden nach dem Eingriff geschlossen, so ist die Entnahme nicht erkennbar», versichert Jeger. Eine Entnahme könne bis 48 Stunden nach dem Tod erfolgen.
«Die Augenhornhaut ist ein Gewebe und nicht ein Organ», erklärt Jeger. Gewebespenden müssten nicht sofort nach dem Tod stattfinden. «Den Angehörigen bleibt so Zeit, den Todesfall nachzuvollziehen.» Ist das Gewebe entnommen, wird es in die eigentliche Hornhautbank überführt. Die Keradonum Stiftung mietet Räumlichkeiten in der Pallas Klinik in Olten. «Wir funktionieren aber unabhängig von der Klinik», betont er. Ausgestattet mit einer sterilen Werkbank und Brut- und Lagerschränken wird das Gewebe kontrolliert und kultiviert. Jeger erklärt: «Wir lagern die Hornhäute bei Körpertemperatur.» Würde ein Befall mit Bakterien vorliegen, würden sich diese schnell vermehren und damit bemerkt. Das Gewebe wird regelmässig überprüft und kann bis zu vier Wochen aufbewahrt werden.

Billig-Konkurrenz aus den USA

«Wir haben die besten Augenhornhäute», sagt Jeger, «weil die Qualitätskriterien sehr streng sind». In der Tat schafft es nur jede zweite Hornhaut bis zu einem Empfänger. Der ganze Ablauf ist ISO-zertifiziert. Klar, dass dieses rigorose Aussortieren seinen Preis hat. So erhält die Augenhornhautbank Konkurrenz aus den USA: «Diese Augenhornhäute sind zwar billig, aber eben nicht bei Körpertemperatur gelagert», erklärt Jeger den entscheidenden Unterschied. So gebe es keine Gewissheit, ob sie nicht von Krankheitserregern befallen seien. «Umso wichtiger ist es, die Menschen in der Schweiz zu mobilisieren.»

«Jeder kann spenden»

«Spenden kann eigentlich jeder», sagt Jeger. So hätten oft auch alte Menschen Augenhornhäute in noch sehr guter Qualität. «Die Spende ist eine Möglichkeit, über den eigenen Tod hinaus etwas Gutes zu tun», sagt Jeger und betont: «Wir wollen aber niemanden dazu zwingen.» Der Entscheid für oder gegen eine Spende sei letztlich ein philosophisch-ethischer, für manche Menschen auch ein religiöser. «Wir wollen aber die Menschen dazu bewegen, sich über das Thema Gedanken zu machen und mit den Angehörigen zu besprechen.» So müssten diese im Todesfall nicht auch noch diese schwierige Entscheidung treffen.

Anlass zum zehnjährigen Jubiläum der Hornhautbank Keradonum
Sonntag, 16. Dezember, 16.30 Uhr
Kunstmuseum, Kirchgasse 8, Olten

<link http: www.keradonum.ch>www.keradonum.ch

 

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