«Die Bedürfnisse der Menschen abbilden»
Quartierverein Rechtes Aareufer Die Pandemie hat fast das komplette Jahresprogramm des Quartiervereins Rechtes Aareufer vereitelt. Seine Vorsätze hält der Verein trotzdem.
Die Messe in Olten, die MIO, habe sie seit ihren Jugend-tagen in Trimbach noch nie verpasst, erzählt Jeanette Dinkel. «Auch wenn Trimbach ein eigenes Dorfleben hat, kamen wir zur MIO nach Olten.» René Zimmerli pflichtet bei: «Schon als Kind ass ich jedes Jahr an der MIO eine Pilzschnitte», erinnert sich der Uroltner. Dinkel zog vor fast dreissig Jahren auf die rechte Stadtseite Oltens. Und Zimmerli wuchs eben schon dort auf. Heute engagieren sie sich im Vorstand des Quartiervereins Rechtes Aareufer (QVRA), der Patronatsgeber und Träger der MIO ist. Im Coronajahr 2020 fiel die Traditionsmesse aus. «Die MIO ist die wichtigste Einnahmequelle des QVRA», zeigt Zimmerli auf. Mit dem Geld setzt sich der gemeinnützige Verein für wohltätige Zwecke ein, in der Vergangenheit zum Beispiel für den öffentlichen Bücherschrank des Begegnungszentrums Cultibo oder für neue Bänke auf dem Elefantenplatz im Säliwald. Gleichzeitig bietet die MIO so manch anderem Oltner Verein die Möglichkeit, mit einem eigenen Stand das Budget aufzubessern. Neben der MIO im September fielen weitere Fixpunkte im Jahresprogramm des QVRA der Pandemie zum Opfer. Die Generalversammlung im April musste ebenso abgesagt werden, wie das Quartierfest im Vögeligarten Ende August oder die feierliche Illumination der Oltner Weihnachtsbeleuchtung kurz vor dem Advent, an der sich der QVRA beteiligt. «Wir ermuntern die Leute eigentlich zu Strassenfesten», erklärt Zimmerli. Der Verein verfügt über Festbänke, -tische und -zelte, die er auf Anfrage zur Verfügung stellt. «Im Moment ist das natürlich nicht möglich.» Das Inventar kam zuletzt beim Robi-Fest auf der Kirchgasse Ende Sommer zum Einsatz.
«Geselliges lange unterbrochen»
«Das Gesellige ist nun schon lange unterbrochen», macht Dinkel deutlich. Für den QVRA, der sich um ein lebendiges Quartier bemüht, ist das eine schwierige Situation. Bei einem Verein mit fast fünfhundert Mitgliedern sei es nicht einfach, Alternativen zu finden. «Wenn wir zu etwas aufrufen, kommen schnell über hundert Leute zusammen», erklärt Dinkel. Daher suche der Vorstand im Moment nach Möglichkeiten, in kleineren Zellen etwas für die Begegnung im Quartier zu tun. Das werde ein Thema an der kommenden Vorstandssitzung sein, gibt Dinkel einen aktuellen Einblick.
Anliegen bei Festen angesprochen
Die geselligen Anlässe, um die sich der QVRA bemüht, dienen nicht nur der Zerstreuung. «Für den Verein ist das auch immer eine Möglichkeit, mit seinen Mitgliedern in Kontakt zu kommen», bestätigt Zimmerli. Viele Anliegen der Menschen im Quartier würden auf diesem Weg an den Vorstand herangetragen. «Da verstehen wir uns dann als Vermittler zwischen der Bevölkerung und den Behörden.» Als zum Beispiel Unmut über einen fehlenden Fussgängerstreifen neben der neuen Bushaltestelle am Wilerweg aufkam, erkundigte sich der QVRA bei der Stadt. Es stellte sich heraus, dass ein Fussgängerstreifen in Planung ist. «Wir verfügen über ein gutes Netzwerk zu der örtlichen Politik und den Verbänden», sagt Zimmerli. Ansonsten tritt der QVRA mit dem eigens verfassten Bulletin in Kontakt mit seinen Mitgliedern. Diese schätzen das: «Es gibt Weggezogene, denen wir das Bulletin bis nach Südfrankreich schicken.»
«Den Finger draufhalten»
Neben der Vermittlerrolle sieht sich der QVRA aber auch als Gewicht, das den Anliegen seiner Mitglieder Nachdruck verleiht. «Den Finger draufhalten», nennen es Dinkel und Zimmerli. «Als Begegnungszone haben wir auf der rechten Stadtseite eigentlich nur den Vögeligarten», erklärt Dinkel. Dass da Bedarf nach mehr bestehe, sei bei der Stadt angemeldet. Ähnliches bei der Winkel-unterführung: «Die ist nicht barrierefrei, wie das Leitbild der Stadt fordert.» Zudem verhindere das dortige Velofahrverbot sichere Schulwege, die sich die Stadt ebenfalls ins Leitbild schrieb. «Die Schüler/innen müssen mit dem Velo über den autoreichen Postplatz fahren», erklärt Zimmerli das Anliegen. Gerade das Thema Verkehr bewegt die Menschen auf der rechten Stadtseite. «Der Sälikreisel war ja eigentlich zur Entlastung gedacht», erklärt Dinkel seufzend. Der Durchgangsverkehr von dort zur Martin-Disteli-Strasse sei problematisch. «Der Oltner Arbeitsverkehr ist das eine, ärgerlich ist aber der Durchgangsverkehr von ausserhalb.» Dieses Anliegen dürfe nicht vergessen gehen. «Gleichzeitig kommen im QVRA sowohl Auto- wie auch Velofahrer zusammen», räumen Zimmerli und Dinkel ein. Die beiden Gruppen diskutierten das Thema Verkehr durchaus kontrovers. Dies ist jedoch im Sinn des Vereins. «Wir wollen die Bedürfnisse aller Menschen auf der rechten Stadtseite abbilden.»