Der Skiclub, der vor allem wandert

Skiclub Hägendorf In seinen besten Zeiten zählte der Skiclub Hägendorf mehr als 90 Mitglieder. Jetzt sind es noch deren 27, rund die Hälfte wird am Skiweekend am Wochenende teilnehmen. Ob der Klub über die GV im April hinaus existiert, ist höchst ungewiss.

Vor fünf Jahren, beim 55-Jahr-Jubiläum im Jahr 2017, besuchte der Skiclub Hägendorf auf der zweitägigen Vereinsreise die Rega-Basis in Erstfeld, ehe es danach via Gotthard-Tunnel ins Tessin ging. (Bild: ZVG)

Vor fünf Jahren, beim 55-Jahr-Jubiläum im Jahr 2017, besuchte der Skiclub Hägendorf auf der zweitägigen Vereinsreise die Rega-Basis in Erstfeld, ehe es danach via Gotthard-Tunnel ins Tessin ging. (Bild: ZVG)

Alles fahrt Schi, alles fahrt Schi.Schi fahrt die ganzi Nation.» So hiess es einst im Refrain eines bekannten Liedes von Vico Torriani. Der Song stammt aus dem Jahr 1961. Ob er bei der Gründung des Skiclubs Hägendorf eine Rolle gespielt hat, ist nicht überliefert. Jedenfalls wurde der SC Hägendorf nur ein Jahr später, im Juli 1962, aus der Taufe gehoben. Junge Leute, die jeweils auf dem Allerheiligenberg dem Skisport frönten, gründeten den Verein. 21 Gründungsmitglieder waren es; vier von ihnen gehören dem Verein noch heute an.

Die von Torriani besungene Skibegeisterung war in Hägendorf in den 60er-Jahren so gross, dass sogar Pläne geschmiedet wurden, auf dem Allerheiligenberg einen Skilift zu erstellen. Das Ansinnen des Skiclubs scheiterte jedoch 1967. Stattdessen erwarb der noch junge Verein 1968 in St. Stephan im Berner Oberland ein altes Schulhaus und baute dieses in Fronarbeit zum klubeigenen Skihaus um. In der Folge prosperierte der Verein, und im Obersimmental fand jeweils ein Schülerrennen mit Hägendörfer Kindern statt. In seiner Blütezeit zählte der SCH stolze 94 Mitglieder.

An diesem Wochenende führt der Skiclub Hägendorf sein traditionelles zweitägiges Skiweekend in Emmetten durch. Erfahrungsgemäss, meint Vereinspräsident Peter Hodel, werden wohl 14 Personen dabei sein. Und von denen wird kaum die Hälfte die Skischuhe anschnallen. Stattdessen ist gemütliches Schneeschuhlaufen angesagt. Der Verein hat heute ein Durchschnittsalter von 67 Jahren – obwohl einige Mitglieder erst in ihren 20ern sind. Das bedeutet: Das Gros ist schon deutlich jenseits der 70. Hodel ist 54-jährig und seit 1990 Vereinsmitglied, seit 2012 präsidiert der Netzelektriker den Verein. Auch seine beiden Söhne sind Mitglieder.

Nach dem Skiweekend wird die Generalversammlung Ende April der nächste Anlass des SC Hägendorf sein. Es könnte die allerletzte GV überhaupt werden. Die Auflösung droht. Gründe sind die Überalterung und inzwischen auch das schwindende Geld. 1997 verkaufte der Verein sein Klubhaus in St. Stephan. Die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Mithilfe hatte nachgelassen, das Vermieten des Hauses war ebenfalls schwieriger geworden – und der Verkauf des Hauses spülte viel Geld in die Vereinskasse. In der Folge verzichtete der Verein auf die Durchführung einnahmestarker Anlässe wie etwa einen Lottomatch; der Skiclub zehrte in den letzten 25 Jahren vornehmlich vom Erlös des Hausverkaufs. Nun aber geht das Geld zur Neige.

«Deshalb stellt sich jetzt an der kommenden GV auch die Frage, ob wir den Skiclub auflösen wollen», erklärt Hodel. Hört man den Vereinspräsidenten argumentieren, scheint klar, dass der Verein wohl bald Geschichte sein wird. Wie die Entscheidung letztlich ausfallen wird, steht aber noch längst nicht fest. Hodel lacht: «Die Älteren sind in der Mehrheit. Und es kann sehr gut sein, dass sie sagen werden, sie wollten den Verein nicht auflösen.» Die Situation hat etwas Paradoxes. Die älteren Mitglieder wollen den Verein am Leben erhalten, die jüngeren wollen ihn zu Grabe tragen. Hodel mit seinen 54 Jahren gehört zur Fraktion der Jungen. Er sagt: «Ich sehe den Sinn des Ganzen eigentlich nicht mehr.» Dennoch ist auch er sich noch nicht ganz sicher, wie er abstimmen wird. In zwei Monaten kann ja noch einiges passieren.

Grosse Jubiläumsreise Anfang Juli

Selbst wenn der Verein an der April-GV nicht aufgelöst werden sollte: Grössere Vereinsanlässe wie das Skiweekend wird es gemäss Hodel künftig ziemlich sicher nicht mehr geben. Und damit wird wohl auch der Grossteil der übrigen Vereinsanlässe im Jahresverlauf nicht mehr stattfinden. Im Januar trifft man sich jeweils zum Kegeln, im Sommerhalbjahr stehen mehrere Wanderungen auf dem Programm, im Dezember der Jahresendhock. Das Skifahren steht beim Skiclub schon seit längerem nicht mehr im Vordergrund. «Es ist so, wir gehen öfter wandern oder essen als Ski fahren», meint Hodel nüchtern.

Unabhängig von der möglichen Vereinsauflösung im April wird der SC Hägendorf am 1. und 2. Juli das 60-Jahr-Jubiläum mit einer zweitägigen Reise gebührend feiern. Mit einer Fahrt ins Blaue. Vielleicht wird es gleichzeitig die Abschiedsreise sein.

«Alles fahrt Schi, alles fahrt Schi. Schi fahrt die ganzi Nation.» In Hägendorf stimmt der Gassenhauer schon lange nicht mehr.

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