Der Aare mit Respekt begegnen
Nautischer Club Aarburg Bereits 102 Jahre alt ist der 1919 gegründete Nautische Club Aarburg. Seit 2018 bietet er seinen Vereinsmitgliedern sowie allen anderen Interessierten Stand-Up-Paddeling-Kurse auf der Aare an.
Ein relativ junger Trendsport erobert aktuell die Gewässer dieser Welt – die Rede ist von «Stand Up Paddeling». Was von Surfern entdeckt wurde, damit auch bei Flaute Wassersport betrieben werden kann, hat seine ursprünglichen Wurzeln in der Karibik. Aufrecht auf einem stabilen Brett stehend, gleiten die Wassersportler mit Paddel in der Hand über Seen, Flüsse und Meeresbuchten.
Michael Pagano, Präsident des Nautischen Club Aarburg, hat im März 2018 den noch jungen Sport mit viel Leidenschaft für sich entdeckt. Dabei war sein Start alles andere als sommerlich warm. «Bei Kälte und Schnee machte ich im März 2018 meine ersten Versuche auf dem Bodensee und fiel gefühlte 100-mal ins Wasser.» Dank guter Ausrüstung und Schutzkleidung sei dies aber kein Problem gewesen. Seine Begeisterung war geweckt. Das bewegte ihn dazu, sich zum Stand-Up-Paddeling-Instruktor für Seen und Flüsse ausbilden zu lassen.
Sicherheit geht vor
Überhaupt lege der Nautische Club grossen Wert auf die richtige Kleidung und Ausrüstung beim Wassersport. «Teilnehmende erhalten von uns während der Durchführung des Kurses eine komplette und hochwertige Ausrüstung.» Dabei sei Sicherheitsvorschrift Nummer eins das ständige Tragen einer Rettungsweste. «Viele Menschen unterschätzen die Aare, weshalb es regelmässig zu vermeidbaren Unfällen kommt.»
Eine der grössten Gefahren rund um den Wassersport berge der sogenannte Hypothermieschock. «Fällt oder springt eine Person von der Sonne aufgeheizt ins kalte Aarewasser, kann es zu einem Muskel- und Organkrampf kommen.» Dieser gehe zwar nur wenige Sekunden, jedoch würde das in einem Fluss wie der Aare ausreichen, um auch kräftige, junge Menschen in den Tod zu ziehen. «Innerhalb von Sekunden ist die Lunge mit Wasser gefüllt – da hat man keine Chance mehr.» Die Rettungsweste würde genau dies verhindern, da sie die Person an der Oberfläche halten würde, bis sich die Verkrampfung wieder gelöst habe. Entsetzt stellt der Vereinspräsident immer wieder fest, dass Familien mit ihren Kindern ohne Rettungswesten in billigen Schlauchbooten die Aare hinunterfahren. «Den meisten Eltern ist wohl nicht bewusst, welchem Risiko sie ihre Kinder damit aussetzen.»
Im Kurs werden noch weitere Sicherheitsaspekte berücksichtigt. «Die Teilnehmenden lernen die Gewässermarkierungen und den korrekten Umgang mit der Sportausrüstung kennen und wissen danach, wie man sich im Wasser zu verhalten hat.» Um eine möglichst gute und sichere Kursdurchführung bieten zu können, legt der Club Wert auf kleine Gruppen mit maximal vier Teilnehmenden pro Instruktor; bei schlechtem Wetter behält er sich des Weiteren vor, den Kurs zu verschieben.
Erstmals weibliche Vereinsmitglieder
Paganos Hauptantrieb neben dem Spass, Stand-Up-Paddeling ins Kursprogramm des Vereins aufzunehmen, war, junge Leute für den Club zu begeistern. «Als ich im Jahr 2015 den Verein übernahm, stellte ich eine Überalterung fest.» Der Aarburger entschied deshalb mit ein paar Vereinskameraden, dass der Verein auch etwas für Junge und Junggebliebene bieten müsse. Die Rechnung ging auf – seit 2018 konnten durch die neueingeführte Trendsportart rund vierzig Neumitglieder gewonnen werden; zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auch weibliche. «Um der neuen Situation gerecht zu werden, haben wir das Clubhaus komplett umbauen lassen.» Nun gäbe es getrennte Sanitäranlagen, und auch die zur Verfügung gestellte Sportausrüstung sei in diversen Grössen und Ausführungen vorhanden.
Abfall – ein grosses Problem
Nicht zuletzt steht auch die Umwelt im Fokus des Clubs. «Seit Jahren stelle ich fest, dass die Aare vermehrt als Naherholungsort genutzt wird.» Dadurch bleibe auch jede Menge Abfall liegen. Bei den Stand-Up-Paddlern des Clubs habe es sich deshalb etabliert, dass während der Wassertour mindestens ein Abfallstück eingesammelt wird. «Man muss sich bewusst sein, dass jedes liegengelassene Stück Abfall das Todesurteil für ein Tier bedeuten kann.» Dabei denkt er insbesondere an die am Fluss lebenden Biber und appelliert an die Menschen, die Natur nach dem Freizeitspass doch wieder so zu verlassen, wie man sie angetroffen hat.