Das «Kind» soll sich endlich abnabeln

Vereinsmensch Gabor Somogyi war Gründer und erster Präsident des Pétanque Clubs Trimbach. Jetzt, 33 Jahre später, bekleidet er das Präsidentenamt noch immer – beziehungsweise wieder.

Das Präsidium will Gabor Somogyi bald abgeben, als Spieler dem Pétanque Club Trimbach aber treu bleiben. (Bilder: Achim Günter)

Das Präsidium will Gabor Somogyi bald abgeben, als Spieler dem Pétanque Club Trimbach aber treu bleiben. (Bilder: Achim Günter)

Gabor Somogyi.

Gabor Somogyi.

Als erstes fährt er gleich mal die Grünabfuhrtonne an den vorgesehenen Ort zurück. «Zu tun gibt es immer etwas», kommentiert Gabor Somogyi, als wir uns beim Boulodrome treffen. Wer wüsste das besser als er? Der 77-Jährige ist beim Pétanque Club Trimbach bis heute kaum wegzudenken. Ein offizielles Amt wird er jedoch bald nicht mehr innehaben. An der nächsten Generalversammlung im Februar 2024 tritt er als Präsident ab. Für nächstes Jahr steht ein teilweise erneuerter Vorstand mit jüngeren Mitgliedern und neuen Ideen in den Startlöchern.

Somogyi ist überzeugt, dass es diesmal klappen wird mit der dauerhaften Abgabe des höchsten Amtes im Verein. Wirklich? Das Präsidentenamt reichte er schon dreimal weiter. Nach wenigen Jahren musste er das Steuer des Vereins bei einer Vakanz jeweils wieder übernehmen. Derzeit steckt er in seiner bereits vierten Amtszeit als Präsident. Insgesamt übt er das Amt schon rund 20 Jahre aus.

«Ich wollte kein Sesselkleber sein»

Der Mann, der 1956 im Zuge des Ungarn-Aufstandes als Zehnjähriger in die Schweiz kam, war einst leidenschaftlicher Schachspieler. Über einen Bekannten beim SK Schönenwerd trat er Ende der 1980er-Jahre dem Pétanque Club Däniken bei – und fand Gefallen am Sport. 1990 gründete er mit 15 Mitstreitern an seinem Wohnort Trimbach einen Pétanque Club und wurde dessen erster Präsident. Nach zehn Jahren trat er zurück. «Ich wollte kein Sesselkleber sein.» Im Jahr 2000 entschied der Verein aber auch, eine Pétanque-Halle zu kaufen und auf dem eigenen Areal zu errichten. Somogyi übernahm das Amt des Hallenbauchefs.

In der Folge demontierten die Vereinsmitglieder in jahrelanger Fronarbeit eine bestehende Halle in Widnau im St. Galler Rheintal und bauten sie schliesslich in Trimbach mit eigenen Händen wieder auf. Unzählige Wochenenden wurden dafür eingesetzt. Somogyi erinnert sich: «Das ist das Schönste, was ich beim Verein erlebt habe. Der Vereinszusammenhalt war damals enorm stark. Jeden Samstag waren mindestens 15 Personen vor Ort und halfen mit.»

Der Rentner, der einst als Bauzeichner und Kleinunternehmer arbeitete, ist beim PC Trimbach auch als Juniorentrainer tätig gewesen und zeichnet bis heute verantwortlich für die Plakatwerbung. Auch dieses Amt wird er nun aber abgeben können. Er streicht sich mit dem Handrücken über die Stirn und seufzt. Trotz all der Ämter, die er versah und versieht, habe er nicht ein einziges Mal daran gedacht, den Bettel hinzuschmeissen. Zu viel Herzblut steckt im Verein. «Er ist mein Kind.» Somogyi lacht. «Ich habe ihn auf die Welt gebracht.» Deshalb habe er jeweils eingewilligt, das Präsidentenamt wieder zu übernehmen, als sich niemand sonst dafür finden liess.

Weitere zeitintensive Hobbys

Langweilig würde es ihm auch sonst nicht. Der gebürtige Ungar, der längst eingebürgert ist, sammelt Briefmarken, reist gerne, ist leidenschaftlicher Leser. Und klar, das Pétanquespielen verschlingt auch einiges an Zeit. Immer am Dienstag und am Donnerstag nimmt er an den Trainings teil, mit seinem Spielpartner ist er auch am Samstagmorgen häufig vor Ort und verfeinert sein Spiel. An den Arbeitstagen hilft er auch mit. Übermorgen Samstag steht wieder einer an. Da werden nicht alltägliche Garten- und Umgebungsarbeiten sowie Reinigungsarbeiten gemacht.

Neueintretende wären sehr willkommen

Mit seinen 77 Jahren ist Somogyi bei weitem nicht das älteste Mitglied. «Der Verein», räumt er ein, «ist überaltert.» Neueintretende, möglichst noch nicht im Rentenalter, sind sehr willkommen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Das Talent lässt sich vor Ort entdecken – und mit dem notwendigen Trainingsfleiss natürlich weiterentwickeln. Erfolge feiern kann der PC Trimbach immer wieder. Vor allem in den 2000er-Jahren gehörten die Trimbacher schweizweit zur Elite, konnten sogar Titel feiern. Und erst kürzlich, am 16. und 17. September, nahm eine Trimbacher Delegation an den Pétanque-Schweizermeisterschaften in Sion teil. Im A-Turnier erreichte das Duo Judith Borer und Willy Sommer den 9. Rang, im schwächer besetzten B-Turnier Stephan Dippmann und Präsident Gabor Somogyi sogar den Sieg.

Als Pétanque-Spieler kann Somogyi also noch immer vorne mitmischen. Als solcher will er denn auch unverändert weitermachen, ebenso als aktives Vereinsmitglied und engagierter Helfer. Aber ein offizielles Vorstandsamt innehaben, nein, damit soll nun bald endgültig Schluss sein. Verantwortung tragen mag er nicht mehr. «Ja, das ziehe ich durch. Ich möchte noch etwas vom Leben haben.» Ein Comeback mit 80? «Ausgeschlossen. Ich habe noch andere Interessen, die ich bis jetzt nie verfolgen konnte.»

www.pc-trimbach.ch

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