Bären wollen Bärinnen anlocken

Bärenzunft Wangen Nächstes Jahr wird die Bärenzunft Wangen 50 Jahre alt. Sie hat – nicht nur wegen der erneuten Absage der Fasnacht – schon bessere Zeiten gesehen. Das Nachwuchsproblem wird langsam akut. Doch Lösungsansätze sind vorhanden.

Wünschen sich neue Mitglieder für «ihre» Bärenzunft: der Erste Zunftmeister Urs Hänggi (links) und Stubenschreiber Jörg Kleinert beim Eingang zum kleinen Zunfthaus. (Bild: Achim Günter)

Wünschen sich neue Mitglieder für «ihre» Bärenzunft: der Erste Zunftmeister Urs Hänggi (links) und Stubenschreiber Jörg Kleinert beim Eingang zum kleinen Zunfthaus. (Bild: Achim Günter)

Am Oltner Fasnachtsumzug ist die Bärenzunft Wangen stets mit einer eigenen Nummer dabei, so wie hier 2020. (Bild: ZVG)

Am Oltner Fasnachtsumzug ist die Bärenzunft Wangen stets mit einer eigenen Nummer dabei, so wie hier 2020. (Bild: ZVG)

Wir treffen uns im Zunfthüsli an der Dünnern – exakt 49 Jahre nach der Gründung. Am 26. Januar 1973 gründete rund ein Dutzend fasnachtsbegeisterter Mitglieder des lokalen Turnvereins die Bärenzunft Wangen. Junge Männer in ihren 20ern oder 30ern. Seither ist viel Wasser die Dünnern hinuntergeflossen. Aus den jungen Männern wurden rüstige Senioren. Nicht wenige Mitglieder sind im Laufe der Jahrzehnte auch bereits verstorben.

Die Bärenzunft, die bis vor ein paar Jahren die alleinige Verantwortung für die Organisation der Wangner Fasnacht innehatte, hat schon bessere Zeiten gesehen. Jörg Kleinert, 73 Jahre alt und seit bald 40 Jahren Zunftmitglied, stellt das nicht in Abrede. Aber der Stubenschreiber und Verkündmeister ad interim will das auch nicht einfach so stehen lassen. «Wir hatten und haben es gut miteinander. Auch deshalb haben wir uns lange nicht um Nachwuchs bemüht. Nun sind wir überaltert.»

Überalterung und Vakanzen im Vorstand

Die Zunft zählt aktuell 38 Mitglieder. Deren Durchschnittsalter ist nahe 70. Allesamt sind sie lange Jahre dabei und bekleideten eigentlich schon fast jedes Vorstandsamt. An der letzten Generalversammlung im Herbst, in der Zunftsprache Herbstbott genannt, mochten sich einige Vorstandsmitglieder nicht erneut für eines der acht Ämter zur Verfügung stellen. So sind derzeit die Chargen Zweiter Zunftmeister, Verkündmeister und Säckelmeister vakant.

Urs Hänggi ist derzeit Erster Zunftmeister, also Vereinspräsident. Er erklärt, dass zwecks Sicherung der Vereinszukunft ein Ausschuss gebildet worden sei. Nun sollen einerseits mittels verschiedener Aktivitäten neue Mitglieder geworben werden; angedacht ist momentan beispielsweise am Schmutzigen Donnerstag eine Outdoor-Veranstaltung in bescheidenem Rahmen. Andererseits – und dies ist für die Zunft mit ihrer langen Geschichte durchaus ein Einschnitt – öffnet sich die Zunft für Frauen. Über letzteres stimmten die «Bären» an ihrem Herbstbott im vergangenen November ab. Grossmehrheitlich begrüssten die Zunftmitglieder die Öffnung für Frauen.

Dabei gehe es keineswegs darum, einfach die eigenen Ehefrauen, die ohnehin seit jeher tatkräftig mithelfen, zu Zunftmitgliedern zu machen. Das würde das Altersproblem nicht nachhaltig lösen. Die Neuausrichtung soll vielmehr jüngere Leute ansprechen – Männer, Frauen, auch Kinder. Ziel ist es, die Zukunft der Bärenzunft zu sichern, damit der Verein auch in zehn Jahren noch existiert, wenn das Gros der jetzt Federführenden bereits um die 80 ist.

Im noch kurzen Zeitraum seit dem Herbstbott hat die Öffnung für Frauen noch keinen Erfolg gezeitigt. Es gab bis anhin keinen Neueintritt. Allerdings ist das nicht zuletzt der Corona-Pandemie geschuldet, die diesbezügliche Anstrengungen weitgehend verunmöglicht. Ebenso wenig hilfreich war die erneute Absage der Fasnacht. Wie anderswo in der Region entschied das Wangner Fasnachtskomitee zusammen mit dem Obernarren bereits Ende Dezember, die Fasnacht 2022 abzusagen.

Aus Fasnacht 2022 wird Fasnacht 2023

All die geleisteten Vorarbeiten für die Fasnacht 2022 sind jedoch nicht für die Katz. Die Bären geben sich pragmatisch und frieren den Prozess quasi ein. Plakette, Masken oder Obernarr – alles verschiebt sich nun einfach um ein Jahr auf 2023. «Olympia wurde ja auch um ein Jahr verschoben», meint Hänggi schmunzelnd. Auch das gemäss heutigem Wissensstand etwas unglückliche Motto «Jetz oder nie» zur Fasnacht 2022 soll nun nächstes Jahr Verwendung finden. Kleinert meint dazu: «Leider wissen wir jetzt, dass sie jetzt nicht kommt. Nun hoffen wir sehr, dass sie nicht nie kommt.»

Regelmässige Zusammenkünfte

Die zweite Absage der Fasnacht in Folge sei sehr schade, doch weder aus diesem noch aus irgendeinem anderen Grund zeige die Bärenzunft Auflösungserscheinungen. Das Zunftleben finde im Rahmen der Möglichkeiten auch in der Pandemie statt. In «normalen» Zeiten treffen sich die Zünftler ohnehin regelmässig. Sie basteln Masken, nähen Kleider, dichten Verse oder malen Bilder. Und eine Wagenbauclique baut jeweils einen Umzugswagen. Höhepunkte im Vereinsjahr sind die verschiedenen Fasnachtsanlässe. Auch am Oltner Umzug nimmt die Bärenzunft stets teil. Daneben gibt es die beiden Botts im Frühling und Herbst, eine Rösslifahrt, eine Soirée, im September das Zunfthüslifest und immer mal wieder einen Apéro. Mehrere Untergruppen treffen sich zudem an weiteren Daten.

Jörg Kleinert ist es denn auch wichtig, nochmals zu betonen: «Wir haben jetzt ein Corona-Problem, wir haben ein Nachwuchs-Problem, aber wir haben kein Zunft-Problem.» Urs Hänggi äussert sich vorsichtiger: «Wir sind uns bewusst, dass es nicht einfach ist, neue Mitglieder zu finden. Wenn wir jetzt keinen Erfolg haben mit unseren Bemühungen, dann sind wir ein Auslaufmodell.»

Noch ist es nicht so weit. Noch zeigen die Bären ihre Zähne. Vielleicht tun das bald auch ein paar Jungbären. Oder sogar Bärinnen.

www.bärenzunft.ch

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