Auffangstation für Vögel in Not
Voliereverein Olten Weit über Olten hinaus ist bekannt, dass verletzte Vögel in die Vogelvoliere Olten gebracht werden können, um dort wieder aufgepäppelt zu werden. Astrid von Wartburg und das Voliere-Team widmen sich dieser Aufgabe mit viel Herz.
Seit beinahe 100 Jahren gibt es sie, die Vogelvoliere, zuerst im Rosengarten beim Sälipark und danach im Vögeligarten Olten. Seit einigen Jahren wird diese nun vom gemeinnützigen Volièreverein Olten verwaltet. Kommt man als Besucher vorbei, dann kann man über 35 Vogelarten bestaunen – von der Zierente bis zum exotischen Papagei. Was man aber nicht sehen kann, ist, dass der Volièreverein auch eine Auffang- und Auswilderungsstation für verunfallte und verletzte Vögel ist. «Wenn jemand einen verunfallten Vogel findet, dann muss die Person als erstes abklären, ob sich dieser in einer Gefahrenzone befindet. Liegt er etwa am Strassenrand, dann muss man ihn so schnell wie möglich von dort wegbringen», erklärt Astrid von Wartburg. Bei Jungvögeln, die gerade flügge werden, käme es oft vor, dass sie aus dem Nest fallen. «Auch hier ist es wichtig, dass man die winzigen Tiere aus der Gefahrenzone bringt.» Dazu sei es auch erlaubt, die Vögelchen kurz in die Hand zu nehmen, da die Vogeleltern viel stärker auf die Rufe ihres Zöglings achten würden und nicht auf dessen Geruch. «Am besten sucht man die nahe Umgebung nach einer Hecke oder einem Gebüsch ab und legt den Jungvogel dort hinein», erläutert von Wartburg und fügt hinzu, dass man den Ort danach verlassen sollte, da sich der Jungvogel sonst nicht traue, nach seinen Eltern zu rufen. Bei diesem Vorgehen sei die Überlebenschance des Vögelchens am wahrscheinlichsten. Oftmals würden Jungvögel, die aus dem Nest gestürzt sind, aber bei ihnen vorbeigebracht.
«Geben unser Bestes»
«Natürlich geben wir unser Bestes, um die Winzlinge durchzubringen, vielmals vergeblich.» Bei «Babyvögelchen» würde es meistens daran scheitern, dass sie nicht begreifen, dass sie fressen sollten, so die erfahrene Vogelpflegerin, denn ihr Instinkt sei darauf getrimmt, nur bei den Vogeleltern das Schnäbelchen weit aufzureissen. Bei verletzten erwachsenen Tieren sei aber klar, dass man sie bergen und vorbeibringen sollte. Zum Team des Volièrevereins gehören vier Helferinnen. Auch Kantischüler/innen kämen an den Wochenenden vorbei, um zu helfen und etwas Taschengeld zu verdienen, bemerkt von Wartburg. Um die Versorgung und Pflege in der Auffangstation während der Hochsaison zu gewährleisten, ist von April bis Juli ein Zivildienstler im Einsatz, der kostengünstig über mehrere Monate bei der Vogelpflege helfe. «Einen regulär Angestellten könnten wir uns nicht leisten», fügt die Pflegerin hinzu.
Knapp bei Kasse
«Wir sind immer knapp bei Kasse und halten uns momentan vor allem durch Spenden einigermassen über Wasser», bemerkt von Wartburg besorgt und ergänzt, dass die Corona-Pandemie eine zusätzliche Schwierigkeit für den Verein mit sich gebracht habe. «Durch Vögeli- garten-Events oder Kampagnen konnten wir in normalen Jahren immer noch etwas dazuverdienen». Diese Einnahmen würden nun zusätzlich fehlen, daher sei auch nicht klar, wie lange der Verein so noch bestehen könne.
IQ eines 4-jährigen Kindes
Das wäre für die passionierte Vogelliebhaberin schlimm, steht sie für die Voliere doch schon seit 36 Jahren im Einsatz. Auf die Frage, welches ihre Lieblingsvögel seien, antwortet sie: «Graupapageien sind grossartig.» Diese Tiere, so von Wartburg, hätten den IQ eines vierjährigen Kindes. «Einige Papageien können ohne Probleme Formen richtig zuordnen und erkennen sehr schnell, welche Figur an welchen Platz gehört.» Auch seien diese Vögel äusserst soziale Wesen, die zum Teil ein Leben lang monogam leben. Es käme deshalb auch vor, dass der Partner eines kürzlich verstorbenen Vogels aus Trauer ebenfalls zeitnah verstirbt. Normalerweise würden Vögel in der Gefangenschaft aber länger leben als in Freiheit. Auch exotische Exemplare würden sich hier in der Vogelvoliere wohl fühlen und können ein stolzes Alter erreichen. «Die Kälte im Winter bereitet diesen Vögeln keine Probleme.» Der Grund, warum sie normalerweise in wärmeren Regionen leben, sei das Futterangebot. «Solange die Tiere gut gefüttert werden und gesund sind, hält das Federkleid auch im Winter warm genug.» Auf was man aber stärker achten müsse in Gefangenschaft sei die Hygiene in der Voliere. «Vögel in der Freiheit machen nicht dort ihr Geschäft, wo sie auch leben. Durch die räumlich engeren Verhältnisse müsse daher immer darauf geachtet werden, dass die Tiere regelmässig entwurmt werden. Trotz der schweren Zeiten hofft die bald 60-jährige Vogelpflegerin, dass die Voliere und die Auffangstation noch lange bestehen bleiben und sie auch in Zukunft zu ihren gefiederten Freunden schauen darf.