«Wir freuen uns auf Ostern»

Däniken Als junge Person in der Kirche dienen: Vier Jugendliche und ein Präses erzählen, warum sie in ihrer Freizeit zur Messe gehen und was Ostern für sie bedeutet.

Hier sind sie zuhause: der Präses der Ministrantinnen und Ministranten, Mario Lovric, die Ministrierenden Sophia, Christoph, Claudio, Aline und die Leiterin Alissa feiern bald in der katholischen Kirche in Däniken Ostern. (Bild: Cyrill Pürro)
Hier sind sie zuhause: der Präses der Ministrantinnen und Ministranten, Mario Lovric, die Ministrierenden Sophia, Christoph, Claudio, Aline und die Leiterin Alissa feiern bald in der katholischen Kirche in Däniken Ostern. (Bild: Cyrill Pürro)

An Ostern in der Kirche zu dienen, ist etwas ganz Besonderes», meint der 13-jährige Christoph, der seit der dritten Klasse regelmässig in das weisse Gewand schlüpft und sich das Zingulum umschnürt. Um dem Ministrieren nachzugehen, sind ihm Sonntagmorgen nicht zu schade. Seinen beiden Kolleginnen Sophia (12) und Aline (14) und seinem Kollegen Claudio (10) geht es gleich. Die vier haben sich in ihrem Ministrantenraum unter der katholischen Kirche in Däniken eingefunden, um über ihre Leidenschaft zu sprechen. Sie leisten seit ihrer Erstkommunion in der Kirche Dienst. In der Runde ist man sich einig: Das Ministrieren «fägt» vor allem an Hochfesten, somit auch in der Osternacht. Schon bald ist es soweit – in gut einer Woche werden vor vielen Kirchen die Osterfeuer entzündet. Die in der katholischen Tradition an Ostersamstag stattfindende Osternacht, in welcher der Auferstehung von Jesus Christus gedenkt wird, betiteln die vier Ministrierenden atmosphärisch als «beflügelnd». Die Schülerin Sophia beschreibt diese Nacht aus ihrer Perspektive: «Nachts ist es immer still, in der Osternacht hat diese Stille aber etwas Besonderes und Geheimnisvolleres.» Sie höre dann weder Autos, Züge, noch Menschen, alle Geräusche seien wie «gedämpft». Claudio stimmt zu und ergänzt: «Ich fühle mich durch diese Ruhe noch mehr mit Gott verbunden.»

Das sieht auch Christoph so, der sich besonders an der Osternacht immer «sehr nah» an Gott fühle. In dieser «speziellen Nacht» zu dienen, wie die vier die Osternacht auch beschreiben, bedeutet ihnen auch etwas für ihre Mitmenschen zu tun. So beobachtet Christoph, dass viele der Messebesuchenden ein Lächeln aufsetzen oder die Ministrierenden mit funkelnden Augen bestaunen, wenn sie im weissen Gewand den Gang entlangschreiten. «Vielleicht, weil sie sich selbst an ihre Dienstzeit erinnern oder weil sie einfach Freude haben, dass auch jüngere Mitmenschen den Weg in die Kirche finden», mutmasst Christoph.

Zudem passieren in der Osternacht auch Dinge, die in einem gewöhnlichen Gottesdienst nicht passieren würden, wie Sophia sagt. Ein Beispiel hat Christoph auf Lager: «Ein Kirchenbesucher ist mal eingenickt und bis zum Ende der Messe nicht mehr aufgewacht.» Mario Lovirc, Katechet und Präses der Ministrantinnen und Ministranten des Pastoralraums Niederamt, sagt, es gebe am Ende der Osternacht immer noch ein «Eiertütschen», um unter anderem den gesellschaftlichen Draht zwischen Alt und Jung zu stärken.

Hohe Feste erfordern viel Vorbereitung

Für die Ministrierende bedeutet ein Hochfest wie Ostern nicht nur, zum wichtigsten Anlass der katholischen Kirche auf Platz zu sein. Auf solche Feste müssen sie sich auch gut vorbereiten. «Das fängt schon mit dem Palmsonntag an», wie Lovric sagt. Damit meint er beispielsweise das gemeinsame Palmenbinden oder die Proben, an denen die Ministrierenden ihre Einsätze in der Kirche proben. Dabei lernen die Ministrierenden richtig mit dem Weihrauchfass und der Myrre umzugehen. Gleichzeitig werden die Abläufe korrekt einstudiert, wie Lovric weiter erklärt.

Als Katechet und Leiter der Ministrantinnen und Ministranten macht Lovric vor Gemeindegrenzen nicht halt. Denn der Pastoralraum Niederamt ist gross, ihm sind die Gemeinden Däniken, Dulliken, Gretzenbach, Schönenwerd und Walterswil angeschlossen. Lovric sieht sich als Bindeglied zwischen den Ministrantinnen und Ministranten aus den jeweiligen Dörfern, als einer, der vermittelt. «Ich schaue, dass eine Zusammenarbeit besteht und wir einander auch mehr an Anlässen sehen. Mit Corona seien die entstandenen Verknüpfungen wieder etwas eingebrochen. Er übernimmt die übergreifenden Aufgaben, jede Schar habe ihre eigene Leitung. So ist es in Däniken unter anderem Alissa Schlosser, eine Reformierte unter den Katholiken – obwohl es die Tradition des Ministrierens in der reformierten Kirche eigentlich gar nicht gibt. «Ich helfe hauptsächlich beim Kinderfest mit, welches alle fünf Jahre stattfindet, und unterstütze bei planerischen Angelegenheiten, Festen oder in Lagern», so Schlosser.

Religion bei den Jungen semipräsent

Fragt man die Sek-P-Schülerin Aline danach, wie sie die Zukunft der Kirche sieht, so ist sie skeptisch: «Ich beobachte, dass Religion in unserer Generation ein Tabuthema ist.» Die Plätze im Religionsunterricht bleiben vermehrt leer, wie sie sagt. Ihre Kolleginnen und Kollegen nehmen ähnliches wahr. Alina befürchtet gar, dass sich die Kirche in den nächsten 50 Jahren kaum halten kann, wenn den Gottesdiensten weiterhin die jungen Menschen fehlen.

Doch weder die vier Ministrierenden noch Schlosser oder Lovric lassen sich die Freude an ihrem Hobby und dem Gang zur Kirche nehmen. «Wir freuen uns auf Ostern», wie sie sagen. Und vor allem freut sich die Gruppe auch auf das gesellschaftliche Beisammensein nach Corona.

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