Viele Veränderungen an vorderster Front miterlebt

Rickenbach Nach mehr als 20 Jahren als Gemeindeschreiberin hat Ursula Oeggerli vor kurzem ihren Dienst quittiert. Die 65-Jährige freut sich, mehr Zeit für ihre Hobbys zu haben.

«Die Vielseitigkeit der Arbeiten habe ich besonders geschätzt.» Die ehemalige Gemeindeschreiberin Ursula Oeggerli im Sitzungszimmer des Gemeinderates Rickenbach. (Bild: Achim Günter)
«Die Vielseitigkeit der Arbeiten habe ich besonders geschätzt.» Die ehemalige Gemeindeschreiberin Ursula Oeggerli im Sitzungszimmer des Gemeinderates Rickenbach. (Bild: Achim Günter)

Viele wünschen sich wohl einen solchen Arbeitsweg. «Kürzer könnte er nicht sein», sagt Ursula Oeggerli mit einem Schmunzeln. Vielleicht 50 Meter liegen zwischen ihrem Wohnhaus und dem Rickenbacher Gemeindehaus.

Im altehrwürdigen Gemeindehaus, 1835 als Schulhaus erbaut, streckt sie in ein, zwei Büros den Kopf rein und sagt kurz Hallo. Wir erklimmen zwei Stockwerke und betreten unter dem Dachgiebel das Sitzungszimmer des Gemeinderates. Oeggerli nimmt an der Stirnseite des grosszügigen Tisches Platz. In diesem Raum nahm sie in den vergangenen zwanzigeinhalb Jahren an unzähligen Gemeinderatssitzungen teil – und führte gewissenhaft Protokoll.

Ursula Oeggerli amtete seit 2001 als Gemeindeschreiberin Rickenbachs. Mitte Januar war Schluss. Offiziell trat sie ihre Pension zwar erst per Ende Februar an, doch weil sich viele Ferientage angesammelt hatten, konnte sie ihren Dienst vorzeitig quittieren. Wobei: Von «vorzeitig quittieren» kann eigentlich keine Rede sein. Anfang Februar konnte die Mutter zweier erwachsener Kinder bereits den 65. Geburtstag feiern, sie arbeitete also ein Jahr über das Erreichen des Frauen-Pensionsalters hinaus. «Ich ging immer gerne arbeiten. Aber ich habe mich auch sehr auf die Pensionszeit gefreut. Bisher habe ich es noch keinen Tag bereut, nicht mehr zu arbeiten.» Sie fühle sich freier, selbstbestimmter, befreit auch vom Druck, dieses oder jenes noch erledigen zu müssen. «Es tut gut. Jetzt möchte ich das Leben noch ein wenig geniessen.»

Von Trimbach nach Rickenbach

Die Gemeinde Rickenbach kennt Oeggerli wie ihre Westentasche. Sie wuchs einst im Dorf auf, machte dann eine KV-Lehre, wohnte rund 20 Jahre in einem Nachbardorf, ehe sie mit Anfang 40 wieder in die Gemeinde zurückkehrte. Zu jener Zeit arbeitete sie bereits auf einer Gemeindeverwaltung, auf jener von Trimbach. Dann war eines Tages die Stelle als Gemeindeschreiberin in ihrer Wohngemeinde Rickenbach ausgeschrieben. Oeggerli setzte sich in einer Wahl gegen einen Mitbewerber durch. Die eigentlich verlangte Ausbildung zur Gemeindeschreiberin holte sie berufsbegleitend nach.

In den gut zwei Jahrzehnten hatte sie es bloss mit zwei Gemeindepräsidenten zu tun; zuerst mit Madeleine Hänggi, dann mit Dieter Leu. Probleme mit den beiden oder auch mit all den Gemeinderäten habe sie nie bekundet, erklärt Oeggerli. «Man muss sich halt jeweils ein wenig umstellen. Jeder arbeitet anders.» Mit Fabian Aebi, seit vergangenem Sommer Rickenbachs Gemeindepräsident, arbeitet seit dessen Amtsantritt David Schenk, Oeggerlis Nachfolger als Gemeindeschreiber, zusammen. Schenk nahm seine Arbeit gleichzeitig auf. Fehlen, weiss Oeggerli, werde ihr vor allem die gute Kooperation mit ihrer direkten Mitarbeiterin der Einwohnerkontrolle. Sie hätten stets ein gutes Einvernehmen gehabt und vertrauensvoll zusammengearbeitet.

In einer kleinen Gemeinde wie Rickenbach gibt es auf der Gemeindeverwaltung wenig Spezialisierung. Die Angestellten müssen fast alles beherrschen, um bei Bedarf einspringen zu können. «Ich habe immer gerne alle Arbeiten ausgeführt, die Vielseitigkeit habe ich besonders geschätzt», sagt Oeggerli. Hauptarbeit für sie war das Schreiben: Protokolle, Korrespondenzen, Überarbeitung von Reglementen und vieles mehr. Aber auch Auskünfte am Schalter habe sie immer gerne erteilt und mit der Einwohnerschaft Gespräche geführt.

Der Arbeitsanfall habe stetig zugenommen. Das wirkte sich auch auf die Pensen auf der Gemeindeverwaltung aus. Ursula Oeggerli trat die Stelle einst in einem 50-Prozent-Pensum an, zuletzt arbeitete sie 80 Prozent.

Grosses Bevölkerungswachstum

Die markantesten Veränderungen in ihrer Amtszeit stehen in Verbindung mit der starken Zunahme der Einwohnerzahl seit der Jahrtausendwende. Zu Beginn lebten rund 780 Personen in Rickenbach, heute sind es schon beinahe 1100. Die zwischen Hägendorf und Wangen in einer Sandwichposition gelegene Gemeinde prosperiert gerade kräftig. Zu Beginn erfolgte der Zuwachs vor allem in Einfamilienhäusern, zuletzt vermehrt in Mehrfamilienhäusern nahe der Solothurnerstrasse.

Letztere Einwohner sorgten für erhöhte Fluktuation und damit für mehr Aufwand für die Einwohnerkontrolle. Und, auch das eine Folge der Bevölkerungszunahme, die Anonymität nehme zu. Der Kontakt mit den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern sei zu Beginn herzlicher, persönlicher gewesen. Überhaupt sagt sie über «ihr» Rickenbach: «Es ist ein stilles Dorf.» Anlässe im Dorf gibt es kaum, das Vereinsleben kocht auf Sparflamme – beziehungsweise spielt sich vor allem in den beiden Nachbardörfern Hägendorf und Wangen ab.

Und jetzt, welche Pläne hat Ursula Oeggerli für die Zukunft? Sie pflegt drei zeitintensive Hobbys: Wandern, Reisen und Kochen. Vor allem das Reisen soll wieder vermehrt zum Zug kommen, gerade jetzt nach der unliebsamen Corona-Pause. Die erste Reise nach dem Pensionsantritt ist gleichsam ein Geschenk für sich selber zum 65. Geburtstag: Ferien auf den Malediven.

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