ERO+: Stadt Olten ruft nach Gesamtverkehrskonzeption
Olten Derzeit liegen zwei Szenarien für die Weiterführung der Umfahrung ERO nach Westen vor. Der Stadtrat von Olten bemängelt in einer Stellungnahme, dass die Auswirkungen der beiden Szenarien auf den Sälikreisel, den Rötzmattknoten und die Stadt Olten als Ganzes nicht untersucht worden seien.
Der Kanton und die am Prozess «All-Gäu» beteiligten 15 Gemeinden haben in enger Zusammenarbeit zwei Szenarien der künftigen Verkehrserschliessung der westlichen Agglomeration Olten vertieft. Zentral ist dabei die Frage, ob die ERO bis nach Hägendorf verlängert werden soll. Da die Stadt Olten von den Szenarien direkt betroffen sein wird, hat der Stadtrat zum Schlussbericht Stellung genommen.
Nach einer Zweckmässigkeitsuntersuchung aus dem Jahr 2008 und diversen Vorabklärungen wurde ein Vorprojekt «ERO+» zwecks Ortsumfahrung von Rickenbach und Hägendorf in den Varianten mit oder ohne Zwischenanschluss im Industriegebiet Hägendorf Ost erstellt. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms der 2. und 3. Generation wurde die ERO+ aufgrund eines ungenügenden Kosten-Nutzen-Verhältnisses und einer mangelhaften Abstimmung von Siedlung und Verkehr vom Bund abgelehnt.
In den Jahren 2020 bis 2023 wurde die Testplanung «All-Gäu» mit einem ganzheitlichen Ansatz (Themen Siedlung, Landschaft und Verkehr) als Grundlage für die weiteren Planungsschritte zwischengeschaltet. Ergänzend wurde im Jahr 2022 eine Verkehrsstudie zur Messung der Anteile des Durchgangs- und Ziel- und Quellverkehrs im Bearbeitungsperimeter durchgeführt. Diese ergab, dass der Ziel- und Quellverkehr mit 85 Prozent überraschend hoch liegt, das heisst die Verkehrsbelastungen sind weitgehend hausgemacht.
Basierend auf diesen Grundlagen und dem kantonalen Verkehrsmodell für 2040 wurden zwei Szenarien für ein überarbeitetes ERO+-Konzept entwickelt. Darin wird aufgezeigt, wie die Entwicklung in den Themenfeldern Verkehr, Siedlung und Landschaft bis 2040 gestaltet werden könnte. Im Szenario «Heute+» wird die Industriestrasse in Wangen, Rickenbach und Hägendorf zum verkehrlichen Rückgrat, im Szenario «Heute+ mit ERO» die ERO+. In beiden Szenarien werden eine konsequente Temporeduktion auf 30 km/h auf der bisherigen Hauptachse H5 als zentrale Voraussetzung für die Entlastung genannt und eine städtebauliche Entwicklung der heute stark verkehrsorientierten Strassenräume initiiert.
Auswirkungen auf Olten nicht untersucht
Der Oltner Stadtrat bemängelt in seiner Stellungnahme gegenüber dem Kanton, die Auswirkungen der beiden Szenarien auf den Sälikreisel, den Rötzmattknoten und die Stadt Olten als Ganzes seien nicht untersucht worden. Die heutige ERO ende am Sälikreisel mitten in Olten. Schon das heutige Verkehrsmodell und die Messungen zeigten eine dominierende Verkehrsbeziehung der Region nach Osten, das heisst in oder durch die Stadt Olten. Die Stadt sei folglich in besonderem Mass von der Planung betroffen.
Gemäss dem kantonalen Verkehrsmodell steigt der Verkehr auf dem Abschnitt Rötzmattknoten – Sälikreisel bis 2040 auf 20000 bis 30000 Fahrzeuge pro Tag. Auch auf anderen Strecken auf dem städtischen Strassennetz werden teils deutliche Verkehrszunahmen prognostiziert, beispielsweise 10000 bis 20000 Fahrzeuge pro Tag auf der Sälistrasse, 6000 bis 10000 Fahrzeuge pro Tag auf dem östlichen Wilerweg oder 6000 bis 10000 Fahrzeuge pro Tag in der Ringstrasse.
Der Rötzmattknoten und Sälikreisel seien bereits heute ausgelastet respektive überlastet, betont der Stadtrat. Schon das bestehende Szenario 2040 könne auf der Hauptstrasse von der Postkreuzung Richtung Dulliken, auf die in den beiden vorliegenden Szenarien zusätzlicher Verkehr verlagert werden solle, nicht bewältigt werden. Voraussetzung für die beiden Varianten wäre daher, dass der Rötzmattknoten und Sälikreisel nicht zusätzlich belastet würden: Die Verkehrsmodellierung müsste darauf ausgelegt und entsprechend griffige flankierende Massnahmen integriert werden.
Die Raum- und Verkehrsentwicklung im Gäu müsse mit der Stadt und Agglomeration Olten besser abgestimmt werden, fordert daher der Stadtrat und beantragt dem Kanton die Erarbeitung eines Gesamtverkehrskonzeptes für den Raum Olten. Der Perimeter sei zu definieren, der Prozess solle breit abgestützt und ein integraler Ansatz gewählt werden.
ERO Ost als Chance für Langsamverkehr
In diesem Rahmen seien auch mögliche Ergänzungen und Alternativen zur ERO+ zu entwickeln. Mithilfe einer weiterführenden ERO Ost könnten die rechte Stadtseite entlastet, die Hauptachse Unterführungsstrasse/Aarauerstrasse aufgewertet und der Langsamverkehr konsequent gefördert werden. Dazu müsste der Sälikreisel beispielsweise in einen Turbokreisel umgebaut, der Verkehr auf zwei Ebenen organisiert oder der Kreisel in eine leistungsfähige Lichtsignalanlage umgebaut werden. Zur Bewältigung des Verkehrsanstiegs auf der Gäustrasse müsste der Rötzmattknoten ebenfalls ausgebaut werden. Und die laufenden Pläne zur Verbesserung der Verkehrssicherheit am Sälikreisel seien zeitnah umzusetzen. sko