Der Menschenzusammenbringer
Wangen bei Olten Was in der Corona-Zeit seinen Anfang nahm, soll nun noch weiter ausgebaut werden. Peter «Shogun» Wehrli, Schauspieler und IV-Rentner, bietet seit rund dreieinhalb Jahren in seiner Privatwohnung einen Mittagstisch für einsame Seelen an.
Peter Wehrli, das darf man wohl getrost sagen, ist ein Nonkonformist. Ein echtes Original mit kontroversen Ansichten. Der Legastheniker, der unter neurologischen Defiziten leidet, hat als Statist schon in diversen Filmen und Theaterprojekten mitgespielt. Die Legasthenie hält ihn nicht davon ab, Bücher zu schreiben. Und seit mehr als drei Jahren wirkt er auch als Teilzeitkoch. Aus vornehmlich altruistischen Motiven rief er zu Beginn der Corona-Massnahmen, also im Frühjahr 2020, einen Mittagstisch ins Leben. Und zwar bei sich zu Hause, an der Mittelgäustrasse 124 in Wangen bei Olten. Seither besteht der mehr oder weniger kontinuierlich.
Ihm sei es darum gegangen, dass Menschen in der Pandemie wieder zusammenkommen konnten – auch Ungeimpfte und solche, die sich durch die Zertifikatsplicht ausgeschlossen fühlen mussten, wie er betont. «Und jetzt führe ich das Angebot weiter in dem Sinne, dass Alleinfeiernde, Alte, Alleinstehende oder Alleinerziehende zu mir kommen können. Oder auch einfach Menschen, die etwas anderes erleben möchten als in einem normalen Restaurant.»
Dessert und Kaffee gehören immer dazu
Das Ganze funktioniert so: Wer sich mindestens einen Tag vorher bei ihm anmeldet, darf tags darauf zwischen 12 und 14 Uhr zu Gast sein und kriegt eine warme, reichhaltige Mahlzeit. Die maximale Anzahl Gäste ist wegen der beschränkten Platzverhältnisse auf sechs beschränkt. Wehrlis Angebot ist auf eine vegetarisch-vegane Küche ausgerichtet. «Aber jene Menschen, die ein Fleischgericht möchten, können zwischen drei Gerichten auswählen – mit einem finanziellen Aufschlag.» Zum jeweiligen Menü gehört auch immer ein Dessert samt Kaffee.
Darüber hinaus biete er auch Events an, arrangiere beispielsweise kleine Geburtstagsfeiern. Angesprochen werden sollen «eigentlich alle Menschen, aus allen Gesellschaftsschichten». Und es kämen durchaus auch Gäste querbeet durch die Gesellschaft, sagt er. Neuerdings, erzählt der 50-Jährige, habe er auf seiner Website auch einen kleinen Webshop eingerichtet, in dem er Weine und seine selbst verfassten «Bücher» vertreibt.
Wehrli, aufgewachsen im Kanton St. Gallen und seit längerem in der Region Olten wohnhaft, nennt sich neben seinem eigentlichen Namen Peter auch Shogun. Der Begriff Shogun ist eigentlich ein historischer japanischer Militärtitel und bezeichnete Anführer aus dem Kriegeradel der Samurai. Näher auf die Bedeutung dieses selbst gegebenen Namens mag Wehrli nicht eingehen. Aber er werde, meint er, bald auch in seinen amtlichen Dokumenten den Namen Shogun führen.
Mit seinem Mittagstisch gehe es ihm nicht darum, viel Profit zu erzielen. Könne er seine Auslagen decken, reiche ihm das. «Mein Beweggrund ist einfach der, Menschen ein besonderes Erlebnis bieten zu können.» Nachdem sein Angebot in der Corona-Zeit «gefragt» gewesen sei, habe die Nachfrage zuletzt nachgelassen. Nun will er es wieder vermehrt ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Spezialangebot über die Festtage
In der Vergangenheit, berichtet Wehrli, habe er dank des Mittagstisches schon sehr spannende Begegnungen erlebt. «Es gab zum Beispiel ein Ehepaar, das seinen Hochzeitstag bei mir verbracht hat. Auch feierte ich mit Gästen schon deren Geburtstag.» Nicht selten bringt er explizit Menschen miteinander in Kontakt. Wenn beispielsweise eine einsame Seele ohne Angehörige oder Bekannte Geburtstag feiern möchte, fragt er in seinem Bekanntenkreis, ob jemand der kleinen Feier bei ihm zuhause beiwohnen möchte. Peter «Shogun» Wehrli versteht sich also als Menschenzusammenbringer.
An den kommenden Festtagen soll das ganz besonders gelten. Dazu lanciert Peter «Shogun» Wehrli sogar ein Spezialangebot. Vom 24. bis zum 26. Dezember bezahlt man anstelle der üblichen 15 Franken für ein Menü bloss deren fünf. Und auch dabei gilt: Dessert und Kaffee sind inkludiert. Zudem wird über die drei Festtage ausnahmsweise auch ein Abendessen angeboten.