Zwei Frauen im Schnee

Heimatschutz-Theater Die Komödie «Drei Männer im Schnee» von Erich Kästner ist die 105. Einstudierung. Beatrice Käser steht zum ersten Mal mit ihrer Tochter Emilie auf der Bühne.

Emilie (links) und Beatrice Käser sind dieses Wochenende auf der Bühne des Stadttheaters zu sehen. jpi)
Emilie (links) und Beatrice Käser sind dieses Wochenende auf der Bühne des Stadttheaters zu sehen. jpi)

Das Heimatschutz-Theater Olten wurde im Jahr 1936 gegründet. Der Oltner Theaterverein ist noch heute regional für seine Volkstücke bekannt, denn er ist weit und breit der einzige, der diese Nische zu füllen vermag. Das Oltner Heimatschutz-Theater ist alt, aber keineswegs verstaubt: «Die schwarze Spinne» von Jeremias Gotthelf wurde im Jahr 2011 von der Regisseurin Sibylle Heiniger sehr modern inszeniert. Auch die Mitglieder sind eine lebendige, sympathische Truppe. Die Altersspanne reicht von 11 bis 90 Jahren. Drei Schauspieler betreten an diesem Wochenende im Stadttheater gemeinsam mit ihren Töchtern die Bretter, die die Welt bedeuten.

Mit der Tochter auf der Bühne

 

Auch Beatrice Käser und ihre Tochter Emilie spielen zusammen Theater. Bereits Beatrices Vater stand zu Lebzeiten regelmässig auf den Bühnen des Heimatschutz-Theaters. Mit 21 Jahren entdeckte Käser ebenfalls die Schauspielerei. «Seither spiele ich leidenschaftlich gerne in Produktionen des Heimatschutz-Theaters mit», sagt die 51-Jährige strahlend. Ihre Tochter Emilie trat mit fünf Jahren das erste Mal vor Publikum auf. Im Jahr 2000 inszenierte Beatrice Käser mit Ursula Amsler das Theaterstück «Lonny» im Auftrag der Migrationskommission. Verschiedene Theatergruppen in Olten wirkten mit, so auch das Tanzstudio von Emilie. Mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Joëlle besuchte sie zudem Theaterferienlager. Die 17-Jährige kann somit bereits Bühnenerfahrung vorweisen. Beide Töchter von Käsers sind musisch talentiert. Joëlle absolviert in Deutschland eine Kunstschule und Emilie besucht in Olten die FMS mit Schwerpunkt Pädagogik. Die Hauptfächer sind unter anderen Theater, Musik und Bildnerisches Gestalten. Ihr Vater sei ein begeisterter Zuschauer, schmunzelt Emilie. Peter Käser mag das Theater und er unterstützt seine drei Schauspielerinnen tatkräftig. Als die Töchter noch klein waren, übernahm er während den Theater-Proben die Betreuung. Theaterspielen ist ein aufwendiges Hobby. In den letzten Wochen vor der Aufführung wird jeweils täglich mehrere Stunden geprobt. Was ist das für ein Gefühl mit der eigenen Tochter Theater zu spielen? «Sehr schön. Manchmal kann ich es fast nicht fassen», strahlt Beatrice Käser übers ganze Gesicht. Es sei wunderbar, wenn die Töchter am selben Hobby Freude haben. Das Heimatschutz-Theater ist stets bemüht, verschiedene Generationen im Verein zu haben. Es sei toll, wenn die entsprechenden Rollen, altersgerecht besetzt werden können. In den letzten Jahren war es aber laut Käser schwierig, Nachwuchs zu finden.

Nachwuchs fürs Heimatschutz-Theater

 

Umso schöner, dass jetzt vier talentierte, junge Schauspielerinnen beim Heimatschutz-Theater dabei sind: Ida (11 Jahre), Tochter von Markus Spiegel, Alexandra Spring (24 Jahre), Tochter von Heidi Spring, ihre Freundin Colleen (17 Jahre) und Emilie. Einige ihrer Freunde wollen nächstes Jahr ebenfalls mitspielen. Dies freut Käser, denn sie suche seit Jahren Schauspieler, die auf der Bühne ein gutes Liebespaar darstellen würden. Emilie könnte zwar vom Alter her eine Liebhaberin spielen, doch die Männer im Verein seien dafür zu alt. Deshalb übernimmt Beatrice Käser im aktuellen Stück «Drei Männer im Schnee» von Erich Kästner die Liebhaberrolle. Die Rolle sei schön und süss, aber sie spiele, je länger je mehr, lieber charakterstarke Rollen, die sie als Person herausfordern, wie jene der «Christine» in «Die schwarze Spinne».

Emilie steht gerne mit ihrer Mutter auf der Bühne: «Von ihren Erfahrungen kann ich viel lernen. Sie ist mein Vorbild. Wir haben ein harmonisches Verhältnis zueinander.» Letzteres bedarf keine Worte, sondern ist offensichtlich. Emilie spielt im aktuellen Stück den Hotelboy. Ist dies ein Junge? «Ja, aber ich imitiere keinen Mann, auch meine Stimme verstelle ich nicht», schmunzelt die 17-Jährige.

Wunschstück von vielen

 

Das besondere am aktuellen Stück «Drei Männer im Schnee» sei, dass es lustig ist. «Wir müssen ab und zu beim Proben lachen», erzählt Emilie. «Es ist witzig, ohne blöd zu werden», ergänzt Käser. Das Stück von Erich Kästner aufzuführen, war ein Wunsch von vielen Mitgliedern des Heimatschutz-Theaters. Urs Mühlethaler leitet die Regie. Er führe eine solide Regiearbeit, so Käser. Ein Stück umzusetzen, bei welchem das Publikum bereits viele Bilder im Kopf habe, ist schwierig. Doch Mühlethaler habe das Stück perfekt inszeniert. Die Proben seien anspruchsvoll, denn er versuche aus jedem, das Beste herauszuholen. «Er ist streng, aber professionell», bringt es Emilie auf den Punkt.

Die hauseigene Regisseurin Alice Keller, die Jahrzehnte lang das Ensemble mit grossem Engagement geprägt und gefördert hat, musste vor zehn Jahren zurücktreten. Seither engagiert das Heimatschutz-Theater auswärtige erfolgreiche Regisseure.

Das Verhältnis unter den Schauspielern ist familiär. Viele sind seit 50 Jahren im Verein. Mutter und Tochter freuen sich riesig auf die Vorstellungen: «so wie jeweils auf Weihnachten.»

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