Zoom auf Willenskraft

Evelyne Binsack Die Bergsteigerin tourt momentan mit ihrer Live-Reportage «ÜberLebensWille» durch die Schweiz. Mit dem Stadtanzeiger sprach sie über ihre Grenzerfahrungen, ihre Willenskraft und was diese bewirken kann.

Evelyne Binsack ist jeweils nach ihren Live-Reportagen für jegliche Fragen und Anregungen des Publikums offen. vwe)
Evelyne Binsack ist jeweils nach ihren Live-Reportagen für jegliche Fragen und Anregungen des Publikums offen. vwe)

Sie sei normalerweise ja vor allem durch ihre Helden- bzw. Leistungsgeschichten bekannt geworden, nun wolle sie einmal eine andere Seite der Medaille zeigen. «Meist liest und hört man vor allem vom finalen Erfolg des Bergerklimmens oder des Erreichens des gesteckten Ziels. In meiner aktuellen Live-Reportage möchte ich nun jedoch aufzeigen, was es alles für einen solchen Aufstieg braucht: Nämlich eine enorme Willenskraft, einen tiefen inneren Antrieb», erklärt die dipl. Bergführerin, welche 2001 als erste Schweizer Frau den Mount Everest bezwang.

Vom Sportladen bis auf die 8000er

Auch Evelyne Binsack musste sich ihre Erfolge erst erkämpfen und sich selbst durchkämpfen. «Durch meine Auseinandersetzung mit der Frage «Was ist Willenskraft?» bemerkte ich bald, dass ich schon mit 13 Jahren immer wieder meine eigene Willenskraft trainierte und unter Beweis stellte.» Angefangen habe es mit ihrem Training im Leichtathletik. Bestärkt durch den Wunsch sich bis an die Spitze zu arbeiten, habe sie sich trotz innerem Schweinehund immer wieder überwunden und trainiert. Durch Trainingskollegen sei sie schlussendlich vom Laufen zum Bergsteigen gekommen. «Meine erste Tour führte uns zum Galengrat Südwest. Diese stellte für mich ohne jegliche Erfahrung eine ziemliche Herausforderung dar, aber gleichzeitig weckte sie auch mein Bergsteigfieber», erinnert sich Binsack lächelnd. Nach ihrem Bergführerdiplom, welches sie 1991 absolvierte, kamen unzählige Touren dazu. Unter anderem die Eiger-Nordwand, das Gletscherhorn oder der Frêneypfeiler am Mont Blanc sowie auch der höchste Berg der Welt. «Natürlich war dabei auch die Anerkennung durch mein Umfeld ein Antrie, mir immer wieder neue Ziele zu stecken, aber ich pushte mich vor allem selber dazu.»

Dem Erschöpfungstod entronnen

Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Erstbesteiger des Mount Everest, Sir Ed. Edmund Hillary, der 2008 verstarb, trieb es die Nidwaldnerin zu neuen Herausforderungen. «Ich war fasziniert von den Strapazen, welche diese Männer 1953 für ihre Expeditionen auf sich nahmen und mit welcher Aufopferung sie ihrer Leidenschaft nachgingen», zeigt Binsack auf und fügt nachdenklich an: «Diese Leidenschaft haben die heutigen Bergsteiger ein wenig verloren. Meist lassen wir uns an einen Gebirgsort fliegen, beklimmen den Berg und reisen wieder nach Hause. Aber eigentlich ist ja der ganze Weg das Ziel.» So entschied sich Binsack 2006 für die Expedition Antarktika, in der sie von ihrem Wohnort zu Fuss, mit dem Velo, per Ski oder Schlitten 25’000 Kilometer in 484 Tagen hinter sich brachte und schlussendlich ihr Ziel den Südpol erreichte. «Bei dieser Reise kam ich sowohl mental, als auch körperlich, an meine Grenzen und schrammte knapp am Erschöpfungstod vorbei», gibt Evelyne Binsack zu, authentisch und glaubwürdig wie man sie kennt. Nach dieser Expedition stellte sie sich die Frage nach ihrem eigenen Antrieb für solche Herausforderungen immer häufiger.

Zurück zum Mount Everest

So entschied sie sich 2012 dieser Frage auf den Grund zu gehen. «Kurzerhand besuchte ich für ein Jahr in Los Angeles eine Filmschule, um das Handwerk für eine Dokfilm-Produktion zu erlernen.» Gestecktes Ziel: ein selbst produzierter Film zur Frage «Was ist Willenskraft?». Doch auch in L.A. wurde Binsacks Durchhaltewille einmal mehr durch beziehungstechnische Probleme auf die Probe gestellt. «Die Zeit in L.A. war eine sehr schwierige für mich und ich glaube, ich konnte sie nur durch mein erklärtes Ziel Dokumentarfilm durchstehen.» Doch wo sollte sie dieser abstrakten Frage nach Willenskraft auf den Grund kommen? «Wo anders findet man so viele Leute mit einem grossen inneren Antrieb als im Basislager des Mount Everest», erklärt Binsack lächelnd. So machte sie sich zum dritten Mal auf und erlebte den Aufstieg durch die Optik der Filmlinse. In ihrer daraus entstandenen Live-Reportage dürfen die Zuschauer persönliche und emotionale Einblicke, bewegende Lebensgeschichten, atemberaubende Bilder und spannende Aussagen, unter anderem von Bergsteigerlegende Reinhold Messmer, erleben. Was die eigene Willenskraft ist und wie sie entsteht wird jeder Besucher für sich selbst entdecken.

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