Zingg zieht die Fäden nun auf kantonaler Ebene

Kantonsratspräsident 2015 Ende Januar wird die Session erstmals durch den neuen Oltner Kantonsratspräsidenten Ernst Zingg geleitet. Ein Rück- und Ausblick mit dem Alt-Stadtpräsidenten auf frühere und zukünftige Zeiten.

Ernst Zingg an der Kantonsratspräsidenten-Feier im Dezember im Stadttheater Olten. (Bild: mim)
Ernst Zingg an der Kantonsratspräsidenten-Feier im Dezember im Stadttheater Olten. (Bild: mim)

Wir haben Ernst Zingg im Juli 2013 als Stadtpräsident von Olten in den «Unruhestand» verabschiedet. «Mit meinen 63 Jahren bin ich zwar Pensionär, aber nicht Rentner, dies wird erst im Jahr 2016, mit meinem 65. Altersjahr, der Fall sein», betont Zingg und fügt an: «Mir war bewusst, dass ich mein früheres, vielfältiges Arbeitspensum nicht von einem Tag auf den anderen, von 200 auf 0, herunterschrauben konnte. Weshalb ich mich entsprechend vorbereitet habe.» Neben seinen Aufgaben als Kantonsrat ist er Mitglied in der Finanz- und Raumplanungs-, sowie Präsident der Integrationskommission. Zudem ist er Vorstandsmitglied der Trägerschaft der SRG Aargau/Solothurn. «Eine interessante und bereichernde Tätigkeit», wie er betont. Ebenfalls als spannend bezeichnet Zingg seine Lehrtätigkeit an der höheren Fachschule Teko in Olten. Er unterrichtet in den Fächern Baurecht und Moderation/Sitzungsleitung.

Bewusst geworden, was er verpasst hat
Ein wesentlicher Teil seiner Zeit verbringe er, trotz seiner vielen Tätigkeiten, als «Privatmann». «Ich geniesse diese Zeit sehr. Es wird einem dabei so richtig bewusst, auf was man in den vergangenen Jahren verzichten musste», so Zingg, der aber sogleich auf die sehr positiven 16 Jahre als Stadtpräsident hinweist. Jedenfalls geniesst es der achtfache Grossvater Ernst Zingg, mehr Zeit zu haben, um das Heranwachsen und die Entwicklung seiner Grosskinder, im Besonderen der jetzt bald zweijährigen Zwillinge seiner jüngsten Tochter, mitverfolgen zu können. Auch die sportliche Betätigung ist für den Bewegungs-Menschen Zingg wichtig geblieben, obwohl er das Fussballspielen aufgrund seiner Knieverletzung aufgeben musste. «Ich fahre aber nach wie vor viel Rad und schwimme im Sommer jeden Tag meinen Kilometer in der Oltner Badi. Im Winter steht Nordic Walking auf dem Plan», erzählt der Alt-Stadtpräsident.

Ein unschönes Kapitel
Angesprochen auf das Finanzdebakel der Stadt Olten und seine Rolle darin meint Zingg: «Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich die Massnahmen und Anschuldigungen, welche rund um die Oltner Finanzen getroffen und gemacht wurden, nicht belasten würden. Jeder wünscht sich, seine Amtszeit gut zu beenden. Der Stadtpräsident trägt eine sehr grosse Verantwortung. Ich fühle mich aber auch als Teil des Ganzen, denn Entscheidungen können und werden nicht nur von einer Person gefällt, sondern von verschiedenen Gremien, wie dem Stadtrat, dem Parlament oder sogar dem Stimmvolk. Zudem ist es einfach, dem die Schuld zuzuschieben, der nicht mehr da ist», so Zingg. «Ich kann und muss damit leben. Doch was gar nicht geht, sind Anfeindungen gegenüber meiner Ehefrau und der ganzen Familie. Diese Dimension, eine speziell perfide Art in der heutigen Zeit, habe ich nicht erwartet», zeigt sich Zingg enttäuscht. Die Finanzprobleme der Stadt Olten haben sogar die Kantonsratspräsidentenwahl und die Festfeier beeinflusst. Die Diskussion, wer sich wie und in welcher Höhe finanziell an der Feier beteiligt, gab bekanntlich zu reden.

«Bin mir Bürde und Würde bewusst»
Die Wahl zum höchsten Solothurner erfülle ihn mit Stolz und er sei sich der Bürde und Würde dieses Amtes bewusst. «In 100 Jahren gibt es lediglich 100 Personen, die dieses Amt ausüben», zeigt Zingg auf. «Ich freue mich darauf, den Kantonsrat zu führen und über viele spannende Begegnungen innerhalb und ausserhalb des Kantons Solothurn», betont der 63-Jährige. Er habe Ziele gefasst: «Ich versuche, die Sitzungen des hohen Rates umsichtig zu leiten - auch im Wahljahr! Zudem möchte ich die Tätigkeit des Kantonsrats der Bevölkerung näher bringen und auch die einzelnen Regionen zum Verständnis füreinander und für das sogenannte
Gesamtinteresse des Kantons sensibilisieren. Es gilt, immer wieder Grenzen zu überwinden. Auch im Jahr 2015 werden wiederum Themen vor allem in den Bereichen Finanzen, Bildung und Sozialgesetzgebung, aber auch in der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung Kanton und Gemeinden besonders beschäftigen.» Und kann er sich vorstellen, wie es nach seinem Amtsjahr als höchster Solothurner weitergehen wird? «Ich denke, dass der sogenannte «Unruhestand» wieder zum Alltag wird. Weitergehende Aussagen wären jetzt verfrüht. Das Engagement in einem Verein ist denkbar. Die Gesundheit ist jedoch das wichtigste Gut eines Menschen und nach dieser richtet sich auch meine Zukunft aus. » Zinggs Vereinsengagement ist als Mitglied der Fröscheweid Zunft bereits in vollem Gange. So gilt: die erste Session und die Fasnacht können kommen - der Kantonsratspräsident 2015 und Graf Ernst von Zinggenstein sind bereit.

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