«Wir müssen über die Fluchtursachen reden»

Internationaler Flüchtlingstag: Olten steht seit Sonntag im Zeichen der Flüchtlingstage vom 20. und 21. Juni. Sowohl einzelne Schicksale als auch die Ursachen für die heutige Flüchtlingswelle werden in verschiedenen Veranstaltungen, unter anderen von Stefan Frey, Mediensprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, thematisiert.

Stefan Frey, Mediensprecher der Schweizerische Flüchtlingshilfe, wird heute die Ursachen für Migration aufzeigen. (Bild: vwe)
Stefan Frey, Mediensprecher der Schweizerische Flüchtlingshilfe, wird heute die Ursachen für Migration aufzeigen. (Bild: vwe)

Das Flüchtlingsthema ist nach den Bootsunglücken im Mittelmeer mit Hunderten Toten erneut in aller Munde. Durch die zunehmenden Flüchtlingsströme aus beispielsweise Syrien oder Eritrea ist auch die Schweiz durch dieses Phänomen betroffen. Mit dem Flüchtlingstag am 20. sowie dem Flüchtlings-Sonntag in den Kirchen am 21. Juni will die Schweizerische Flüchtlingshilfe gemeinsam mit der UNHCR (Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge) und dem Staatssekretariat für Migration (SEM) die Bevölkerung für das Flüchtlingsthema sensibilisieren und Unklarheiten sowie Unsicherheiten aus dem Weg räumen.

Archen für Boatpeople

Auch Olten nimmt sich dem Thema an und dies ganze vierzehn Tage lang. Unter dem Titel «Archen für Boatpeople» organisiert die Offene KircheOlten eine Bilderinstallation in der Stadtkirche Olten. Über 65 Exponate werden zu sehen sein. Darunter auch Gemälde des 65-jährigen, kambodschanischen Künstlers Ngeth Sim, der durch seine Malerei die Erlebnisse während der kambodschanischen Diktatur und seine Flucht verarbeitet. Auch Bilder von Kindern aus der Schweiz werden gezeigt. Ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm aus Referaten, Podiumsdiskussionen oder Musikdarbietungen umrahmt die Ausstellung. So wird unter anderen Stefan Frey, Mediensprecher der Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH), in seinem heutigen Vortrag die Hintergründe von Flucht und Migration aufzeigen und die Initiativmöglichkeiten der SFH sowie vonPrivaten thematisieren.

«Man muss die Ursachen ansprechen»

Stefan Frey will durch seinen heutigen Vortrag den Respekt und auch das Verständnis gegenüber Flüchtlingen fördern, in dem er die Ursachen für deren Flucht genauer beleuchtet. «Wir können uns gar nicht vorstellen, unter welchen Umständen diese Leute in ihren Heimatländern leben mussten. Korrupte Regime, anhaltende Armut, praktisch keine Bildung und das Schlimmste ist die daraus resultierende Perspektivlosigkeit», so Stefan Frey. Er weiss, wovon er spricht. Schliesslich lebte der Oltner gut 20 Jahre selber in Madagaskar und baute dort das immer noch bestehende Projekt «Mad’Eole» auf, das sich für die Elektrifizierung ganzer Dörfer auf der Basis von lokal produzierter Windenergie und anderen erneuerbaren Energien einsetzt. Das Projekt wurde unter anderem bis ins Jahr 2013 tatkräftig von der Stadt Olten unterstützt. «Wenn man die Lebensumstände und somit Hintergründe für eine Flucht kennt, dann können wir auch beispielsweise sogenannte «Wirtschaftsflüchtlinge» besser verstehen und erkennen, dass auch sie allen Grund zur Flucht besassen», so Frey weiter. Zahlreiche korrupte und gewalttätige Regierungen würden durch Rohstoffhandel und Entwicklungshilfegelder an der Macht gehalten, während die Bevölkerung Not leidet, was massenhaft Vertreibungen zur Folge hat. «Darüber müssen wir reden.»

Im Zeichen der Integration

Der diesjährige Flüchtlingstag steht im Zeichen der Integration. Durch den Wettbewerb «Dream-Teams» werden Projekte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen geehrt, die konkret zur Integration beitragen. Wie das Beispiel von Jürg, der seinem Freund Hussein das Skifahren beibrachte und ihn mit offenen Armen in seinen Freundeskreis aufnahm. Ausserdem will die Schweizerische Flüchtlingshilfe mit einer Initiative auch die private Unterbringung von Flüchtlingen fördern. «Familien, Paare oder auch Einzelpersonen die Platz und Lust haben, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen, sollen diese Möglichkeit erhalten. Dadurch wird nicht nur die Integration gefördert, sondern das Problem auf eine menschliche Basis gebracht», erklärt Frey. Ausserdem werden ja stets Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Es wäre eine Win-win-Situation. Doch die Idee kommt nicht in jedem Kanton gleich gut an. «Der Kanton Solothurn hat die private Unterbringung abgelehnt und will weiter mit dem alten Modell fortfahren», zeigt sich der Oltner enttäuscht. Heute Abend wird Frey in seinem Referat auch diese Initiative der SFH beleuchten und vielleicht wird sie doch einmal im Solothurnischen umgesetzt werden können.

 

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