«Wir haben kein SRF 3-Radio-Publikum»

Coq d’Or Am Freitag, 19. August startet das Coq d’Or mit dem «Sound 8 Orchestra» und «Sexbeat» mit einem tanzbaren Programm in die neue Saison. Zudem hat sich das Coq-Team so einiges vorgenommen.

Das Coq-Team (auf dem Foto etwa die Hälfte) freut sich über neue Gesichter, Stilrichtungen und Ideen. (Bild: vdpictures.ch )
Das Coq-Team (auf dem Foto etwa die Hälfte) freut sich über neue Gesichter, Stilrichtungen und Ideen. (Bild: vdpictures.ch )

Als ein Paar im Alter zwischen 70 und 80 Jahren mit ihren Rollkoffern spät abends durch die Türen des Coq d’Or, der Bar für «Kultur und Kater», trat, war dies doch eher ein seltener Anblick in der Lokalität unmittelbar beim Bahnhof Olten. Das Coq d’Or wird in der Regel von einem Publikum zwischen 18 und 20 Jahren besucht. Geschäftsführer Daniel Kissling erfuhr, dass das Paar nach Olten kam, um mit dem Car in die Ferien zu reisen, dieser jedoch überraschenderweise erst am darauffolgenden Morgen fahre. Gestrandet in Olten wurden die Senioren herzlich aufgenommen. Am frühen Morgen lud Musiker Collie Herb die beiden zu sich nach Hause ein, damit sie wenigsten ein paar wenige Stunden Schlaf bekommen. Geschichten wie diese gäbe es nach bald sechs Jahren «Kultur und Kater» noch so einige zu erzählen. «Wir haben Gäste über Jahre begleitet, vom Beginn des Studiums bis zum Abschluss oder Abbruch, und haben erlebt, wie Paare zusammengekommen sind, sich wieder getrennt oder eine Familie gegründet haben», sprudelt es aus Coq d’Or-Geschäftsführer und Kulturverein-Vorstandsmitglied Daniel Kissling heraus.

Zweites Zuhause

2010 wurde das Lokal am Bahnhof von Nathalie Papatzikakis und engagierten Helfern wie Daniel Kissling ins Leben gerufen. Als Ende 2012 Papatzikakis nicht mehr wollte, vereinte sich rund um Strippenzieher Daniel Kissling eine Traube von Menschen, für welche das Coq nicht nur eine Bar, sondern viel mehr ein zweites Zuhause war. Das Unterfangen war jedoch nur dank der finanziellen Unterstützung der Flura AG rund um Schriftsteller Alex Capus möglich. Im Sommer 2013 wurde der Kulturverein Coq d’Or gegründet. «Die letzten dreieinhalb Jahre stellten 30 bis 40 Personen das Coq-Fundament. Abgesehen vom Barpersonal arbeiten alle unentgeltlich. Sie reparieren, kümmern sich um die Technik, gestalten die Flyer, kochen für die Musiker oder kümmern sich um ein spannendes Programm», erzählt Kissling dankbar.

Verstärkung gesucht

«Wir haben in den vergangenen sechs Jahren viel ausprobiert, da wir der Meinung sind, dass jegliche Art von Kultur im Coq Platz haben soll», betont Kissling. «Zu Beginn kuratierte man das Programm nach dem persönlichen Gutdünken. Selbstverständlich muss das Team auch heute von den Veranstaltungen überzeugt sein und wir möchten nach wie vor noch unbekannten Musikern eine Plattform bieten. Daneben müssen aber auch kommerzielle Überlegungen berücksichtigt werden», zeigt Nils Loeffel, Präsident des Kulturvereins Coq d’Or auf, der seit dem «Neustart» 2013 mit dabei ist und sich mit der Veranstaltungsreihe «Der Hahn und seine Freunde» der Schweizer Pop- und elektronischen Musik widmet. Es sei jedoch nicht Ziel, nur noch nach kommerzieller Sicht zu entscheiden. «Selbstverständlich würde man mit «Kunz» den 100 Personen fassenden Konzertkeller füllen, aber Kunz passt nicht ins Coq d’Or», so Loeffel und Kissling fügt an: «Wir haben nicht das SRF 3-Radio-Publikum, sondern sind eher zwischen Kanal K und SRF Virus anzusiedeln.» Wirklich erfolgreich sei man in den Sparten, in welchen man Personen im Team habe, die sich in der Szene auskennen und über entsprechende Kontakte verfügen. So hat sich das Coq d’Or mittlerweile in der Stoner-Rock-Szene einen Namen gemacht. «Wir wissen beispielsweise, dass Partys im Bereich «Balkan Beats» gefragt wären. Unsere Kenntnisse in dieser Sparte sind jedoch sehr beschränkt», erklärt Kissling und Loeffel fügt an:
«Wir mussten uns eingestehen, dass wir mit unserem Know-how nicht jede Party organisieren können und sind deshalb auf der Suche nach Personen, die unser Programm durch neue Stilrichtungen ergänzen können.» Mit der Idee, das Coq d’Or auf viele Schultern zu stützen, um ein breiteres Angebot bieten zu können, greift das Coq-Team eine alte Idee wieder auf. Selbstverständlich habe der Kulturverein Coq d’Or das letzte Wort und entscheide, was zum Lokal passt oder nicht, aber grundsätzlich seien Ideen und Vorschläge aller Art genauso willkommen, wie neue Mitglieder.

Förderung erwünscht

«Ausserdem versuchen wir die Veranstaltungsreihen, in einem bestimmten Rhythmus durchzu- führen. So wissen die Besucher, ohne nachzuschauen, dass beispielsweise jeden zweiten Mittwoch im Monat Singer/Songwriter-Konzerte stattfinden», erklärt Loeffel. Ab September soll zudem erstmals ein Newsletter versendet werden. Aber auch in finanzieller Hinsicht sollen Veränderungen stattfinden. «Bis anhin haben wir kaum eine finanzielle Unterstützung erhalten. Dies möchten wir nun ändern. Schliesslich bieten wir in den Bereichen Musik, bildende Kunst und Literatur eine Plattform für junge Kunst. Eine Förderung würde uns helfen, einerseits die Veran- staltungen besser bewerben zu können und andererseits auch nicht so zahlreich besuchte Veranstaltungsreihen wie die Jazz- oder die Literatur-Abende weiterhin durchführen zu können», erklärt Daniel Kissling und fügt mit Nachdruck an: «Olten braucht ein Ort, wo junge Kultur in einem nicht kommerziellen Bereich passieren kann.»

<link http: www.coq-d-or.ch>www.coq-d-or.ch

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