Wenn die Holzbrücke zu einem Basar wird

Flohmarkt Am kommenden Samstag lockt der Flohmarkt bei der Holzbrücke wieder Besucher und Händler von Nah und Fern in die Dreitannenstadt. Seit neun Jahren organisiert Daniela Reber den Markt allein. Der «Stadtanzeiger» hat sich mit ihr getroffen.

Als Chefin des Oltner Flohmarkts kommt Daniela Reber mit allerlei Gegenständen in Kontakt. (Bild: Caspar Reimer)

Als Chefin des Oltner Flohmarkts kommt Daniela Reber mit allerlei Gegenständen in Kontakt. (Bild: Caspar Reimer)

Am Flohmarkt steht jeweils das Soziale im Vordergrund, der gegenseitige Austausch. (Bild: ZVG)

Am Flohmarkt steht jeweils das Soziale im Vordergrund, der gegenseitige Austausch. (Bild: ZVG)

Immer am letzten Samstag in den Monaten von März bis Oktober, wenn die Morgensonne ihr Licht über den Dächern Oltens ausbreitet, setzt auf der Holzbrücke geschäftiges Treiben ein. Menschen aus der ganzen Region, aber auch aus Aarau, Bern oder Basel, breiten auf Tischen oder auf einem Tuch am Boden ihre Kostbarkeiten aus: Bücher, CDs, Spielzeugs, Bürsten, Katzenbilder, Hundenäpfe, Instrumente, Geschirr, Körbe, Kleider, Plastikautos oder auch einfach kleine Dinge, deren Zweck einzig der Dekoration dient, machen die Holzbrücke zu einem grossen Basar.

Daniela Reber, die den traditionellen Oltner Flohmarkt seit 20 Jahren organisiert – seit neun Jahren allein, zuvor mit einer Kollegin –, ist jeweils um 6 Uhr früh schon vor Ort, um den Platz herzurichten, die Umgebung auszukundschaften, Flyer zu verteilen und die Wegweiser in der Stadt zu montieren. Um 7.30 Uhr beginnt der Markt offiziell: «Bis alle ihren Platz gefunden und sich eingerichtet haben, dauert es jeweils einen Moment», erzählt sie. Am Flohmarkt herrscht vielleicht quirliges Treiben, aber keinesfalls Hektik: «Erst am Nachmittag gehe ich bei den Händlern vorbei, um die Standgebühr einzuziehen.» Diese liegt bei acht Franken pro Quadratmeter. Das Besondere am Oltner Flohmarkt: «Man kann einfach kommen – ohne Anmeldung. Das funktioniert bestens. Ich musste noch nie jemanden nach Hause schicken.» Für Daniela Reber bedeutet das Engagement auch immer administrative Vorarbeiten: «Die Termine müssen mit der Stadtverwaltung festgelegt werden. Und ich muss sicherstellen, dass Strom und Licht vorhanden sind.»

Sozialer Marktplatz

Viele Verkäuferinnen und Verkäufer kommen jedes Mal, wenn in Olten wieder Flohmarkt angesagt ist: «Wir sind wie eine Familie. Es geht dabei also nicht nur ums Verkaufen, sondern auch um den sozialen Austausch.» Die Dinge, die am Flohmarkt verkauft werden, haben jeweils eine Geschichte. Nicht selten entstehen so Gespräche, auf die man in einem normalen Verkaufshaus nicht stösst. Besucher können einfach nur über den Markt bummeln, um mit anderen Besuchern oder Verkäufern ein Schwätzchen zu halten. Früher im Laden um die Ecke oft gängige Praxis, ist der Plausch heute in den meisten Geschäften – insbesondere in Supermärkten und grossstädtischen Einkaufszentren – verschwunden. Auf Floh- und anderen Märkten ist Small-Talk und Alltagsgespräch aber möglich. Auch Sammler und Liebhaber alter Raritäten – wie Langspielplatten oder alte Radiogeräte – werden auf Flohmärkten fündig.

Für die 62-Jährige ist der Flohmarkt eine Herzensangelegenheit. «Ich habe Zeit und mache es sehr gerne», sagt die Mutter zweier Kinder und Grossmutter von fünf Enkelkindern. Ans Aufhören denkt die Marktchefin nicht im Geringsten. «Ich mache das noch ewig», sagt sie bestimmt. Wenn sie nicht gerade ihre Enkelkinder hütet oder mit dem Flohmarkt beschäftigt ist, geht sie gerne auf Reisen. Entweder mit dem Mountainbike oder mit ihrem Wohnmobil: «Mein Mann und ich sind in ganz Europa unterwegs.»

Woher der Floh?

Woher kommt der Begriff Flohmarkt? Die gängige Meinung lautet, dass der Ausdruck aus dem Französischen stammt. Seit dem späten Mittelalter war es in Paris üblich, dass Lumpenhändler die abgetragenen Kleider der Reichen aufkauften und mit diesen Handel trieben.

Doch da die hygienischen Bedingungen damals noch zu wünschen übrig liessen, kam es vor, dass sich Flöhe in der abgelegten Garderobe befanden. Nach einer besonders grossen Flohplage wurden die Lumpenhändler in den Norden von Paris verfrachtet, wo um 1890 der erste Flohmarkt Frankreichs stattfand.

www.olten.ch/maerkte

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