Von der «Bier-Idee» zur Brauküche im Galicia

Drei Tannen Bier: Was gibt es schöneres, als an einem heissen Sommertag ein kaltes Bier zu geniessen. Noch schöner, wenn es sich dabei um ein echtes Oltner Bier handelt. Der Stadtanzeiger hat mit dem Oltner Bierbrauern Johan Gass und Luc Capus über ihr «Drei Tannen Bier» gesprochen.

Es herrschen tropisch-schwüle Temperaturen im Keller der Galicia Bar. Johan Gass und Luc Capus kochen gerade das Malz, um die Stärke in Zucker umzuwandeln. Die Idee, ein Oltner Bier zu brauen, entstand im Sommer 2011. Luc Capus arbeitete hinter der Bar des Coq d’Or, als er von einem seiner Gäste auf den unzureichend vorhandenen Schaum auf dem gezapften Bier aufmerksam gemacht wurde. «Ein hartnäckiger Kerl, dachte ich mir», erinnert sich Luc Capus lachend an die erste Begegnung mit seinem heutigen Bierbrauer-Kollegen zurück. Als sich herausstellte, dass es sich bei seinem Gast Johan Gass um einen ausgebildeten Bierbrauer handelt, entstand eine Diskussion, wieso Olten kein eigenes Bier habe und die ersten Pläne von einer Oltner Brauerei wurden geschmiedet.

Lang gehegtes Bier-Projekt

«Luc war gemäss meinem Gefühl die 100. Person, die mich mit der Idee ein eigenes Oltner Bier zu produzieren, konfrontierte», erinnert sich der23-jährige Johan Gass, der 2010 seine Ausbildung als Lebensmitteltechnologe erfolgreich abschloss, schmunzelnd zurück. «Aber er war der Erste, der sich einige Tage später meldete und fragte, wie es denn nun, um das Oltner Bier-Projekt stehe.» Die Idee, eine eigene Brauerei zu eröffnen, war aufgrund der benötigten finanziellen Mittel schnell vom Tisch, doch diejenige, ein eigenes Bier zu produzieren, gärte fortan in den Köpfen der beiden Oltner. Da jedoch Gass nach seiner Ausbildung einen Job bei Rähzünser in Rhäzüns (GR) antrat und LucCapus mit seinem Studium starkeingebunden war, wurde das Projektvertagt bis zum Zeitpunkt, als Capus von Lehrern hörte, die eine kleine Brauanlage verkaufen möchten.«Da wir beide geringe finanzielle Mittel zur Verfügung hatten, stellten uns die Lehrer die Anlage kostenlos zur Verfügung. Inzwischen konnten wir sie aus dem Erlös des Bierverkaufsabbezahlen», erzählt Luc Capus dankbar.

«Bier brauen ist wie kochen»

«In der Galicia Bar haben wir ein ideales Zuhause gefunden. Im Keller wird gebraut, oben wird getrunken», erzählt der 25-jährige Capus. «Wir haben uns zu Beginn gefragt, wie ein Oltner Bier schmecken soll und kamen zum Schluss, dass zu Olten ein Bier mit regionalen Zutaten und währschaftem Charakter passt», erklärt Gass. Im Januar 2014 brauten Gass und Capus den ersten Sud. Es sei zu Anfang eine bittere Brühe gewesen, erinnern sich die beiden lachend.In den darauffolgenden Monaten experimentierten die beiden an ihrem Oltner Bier und versuchten sich in verschiedenen Sorten. Ausprobiert wurden die Resultate in der Galicia Bar. «Die Gäste sind jeweils unsere Testpersonen», so Capus. Inzwischen haben sich neben dem hausgemachten Eistee das eher hopfige Amber und das malzige Stout, welches erstmals im März dieses Jahres aufgrund des St. Patrick’s Day entwickelt wurde, durchgesetzt.

Olten schrittweise erobern

Inzwischen bietet neben der Galicia Bar zwischendurch das Coq d’Or, die wiedereröffnete Paraiba Bar und bald auch das Restaurant National das Drei Tannen Bier an. «Wir sind glücklich nun auch auf der linken Aareseite vertreten zu sein», strahlt Capus. «Einen Lohn konnten wir uns bis anhin nicht ausbezahlen, da die Einnahmen sogleich wieder in die Materialkosten investiert werden. Doch der Nicht-Materielle-Lohn, die Wertschätzung der Gäste gegenüber dem Oltner Bier, ist eine wunderbare Motivation», sind sich die beiden, die im April an der Solothurner Biermesse teilgenommen haben, einig. Die Kleinbierbrauer erhielten in Solothurn auch von Fachpersonen viel Zuspruch. Ein Problem sind im Moment die Platzverhältnisse. Zwar haben die Brauer einen externen Raum als Lagerplatz angemietet, aber hauptsächlich stockt die Produktion mangels Material. «Wir können in einem Vorgang maximal 170 Liter brauen. Danach benötigt das Bier mindestens eine Woche für die Haupt- und zwei Wochen für die Nachgärung. Wir lassen es aber rund sechs Wochen stehen, um die gewünschte Qualität zu erhalten», erklärt Johan Gass, der wegen der Brauerei bald wieder nach Olten umzieht und im Herbst sein Chemie-Studium beginnt. «Wir planen, demnächst einen zusätzlichen dritten Tank zuzulegen, der uns mehr Kapazität für die Produktion ermöglicht. Auch werden wir immer wieder gefragt, wieso es das Bier nicht in Flaschen, sondern nur im Offenausschank gibt. Das Abfüllen in Flaschen ist für uns im Moment zu aufwändig und zu kostspielig, doch auch wir würden diese Variante begrüssen», erklärt Gass. Das gesetzte Ziel der beiden Jungbrauer ist, dass das Drei Tannen Bier eines Tages überall in Olten erhältlich sein wird.

 

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